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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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zu mir kommen konnte. Ich gab ihm ein Zuhause. Wenn ich ihm Léon nicht hätte geben können, würde ich ihn zu meinem Erben gemacht haben.«
    »Versteht Ihr denn nicht?« rief ich. »Das einzige Reich, das dieser Mann je wollte, lag in Esseiltes weißen Armen!«
    Ein Geräusch war vom Bett zu hören. Der Umhang glitt von Esseiltes Schultern, als sie sich bückte, um leise zu ihm redend Drustans Arme und Beine zu strecken und sein Haar zu glätten.
    »So ist es besser, mein Geliebter. Schlaf jetzt, schlaf ruhig, wir werden dich als Helden betrauern!« Sie zog die Decke zu seiner Brust hoch, streifte sie glatt, dann trat sie ans Fußende des Bettes und blickte auf ihn hinunter. Ich kam zu ihrer Seite, als sie sich daran machte, die Bänder um ihre Zöpfe zu öffnen, und ich half ihr sie zu lösen. Ich begann zu verstehen, was sie vorhatte, und hoffte, daß sie zu uns zurückfinden würde, wenn sie ihrer Trauer freien Lauf gelassen hatte.
    »Nehmt Euren Platz am Kopfende des Bettes ein…«, flüsterte ich March zu.
    Esseilte stieß die Hände durch das üppige Haar, bis es in goldenen Wellen über die Schultern fiel.
    »Laßt uns heute nacht froh sein, laßt uns heute nacht alle willkommen heißen, laßt uns heute nacht freigiebig sein, denn wir sitzen vor dem Leichnam eines Königs!« rief sie plötzlich.
    »O weh! Daß deine blauen Augen blicklos sind, du, der du freundlich und großzügig und hilfsbereit warst. O Liebster! Wie furchtbar, daß er dich in den Tod schickte! Du warst ein Recke der Menschen von Erin, ihre Stütze inmitten des Kampfes; du warst der Held jeder Schlacht; dein Wesen war froh und liebenswert…«
    Sie schwankte und hob die Arme in der ritualen Geste. Da wurde mir bewußt, daß es Grainnes Totenklage um Diarmuid war, die ihr die Worte bot, die sie jetzt brauchte.
    »Drustan war ein Krieger wie kein anderer«, fiel March rauh ein. »Eine Flamme, welche die Herzen unserer Kämpfer anfeuerte, wenn uns der Feind stürmte. Weise am Ratstisch und furchtlos auf dem Schlachtfeld war er…«
    »Voll Leid bin ich, ohne Freude, ohne Licht, nur Trauer ist in mir und Kummer und der Wunsch zu sterben.« Wieder erhob sich Esseiltes Stimme in der Totenklage. »Deine Harfe war so süß für mich, sie weckte Freude in meinem Herzen. Nun hat mein Mut mich verlassen, denn ich werde dich nie wieder hören, doch mich immer erinnern, wie du warst.«
    »Er war ein Meister süßer Musik«, fügte ich hinzu, von Trauer überwältigt. »Ein Barde, der die Geschichte aller Helden kannte, und ein Held, der sie lebte.« Gorwennol war zur anderen Bettseite geschwankt und stand mir nun weinend, mit gesenktem Kopf gegenüber.
    »Gutmütig als Knabe, und großzügig als Mann – niemand hatte je einen besseren Herrn, als es Fürst Drustan war«, sagte Gorwennol.
    »O weh! Kummer zerreißt mein Herz!« klagte Esseilte. »Tausendmal verflucht der Tag, da Grainne dir ihre Liebe gab und so Finn den Verstand raubte; eine traurige Geschichte ist dein Tod jetzt. Du warst der beste der Fenier, schöner Diarmuid, den die Frauen liebten.«
    Und das war gewißlich wahr – alles –, so wahr für Drustan, wie es für Diarmuid mit dem lockigen, nachtschwarzen Haar gewesen war. Ich spürte, wie ich plötzlich erschauerte, denn ich erinnerte mich, daß Esseilte ihr Leben zu einer Heldensage hatte machen wollen. Hatte sie dieses Ende ersehnt? Oder hatte sie sich lediglich in einem Irrgarten verlaufen, zu blind vor Schmerz, um einen Ausgang zu finden, und so entschlossen, ihm ans Ende zu folgen?
    »Dunkel ist deine Ruhestatt unter der Erde, trostlos und kalt ist dein Bett; wie heiter dein Lachen heute war; du warst mein Glück, Drustan…« Esseiltes Stimme brach. Sie schwankte, und ich griff rasch nach ihr. Als ich den Arm um sie legte, sah ich, daß sie mich erkannte, und ich versuchte zu lächeln.
    »Komm, Liebes, es ist jetzt vorbei. Ruhe dich nun aus…«
    »O ja, das werde ich.« Sie nickte, dann blickte sie zum Bett zurück. »Er ist tot, Branwen, siehst du? Aber ich bin zu ihm gekommen. Danke, daß du mir geholfen hast.«
    »Ich wäre dir nicht gefolgt, aber für March war es wichtig, hier zu sein…«, begann ich, doch sie drückte einen Finger auf meine Lippen.
    »Ja, ich weiß. Aber ich bin froh, daß du mir nachgekommen bist, Branwen… Im Sturm, auf dem Schiff, hatte ich Angst und wünschte mir, du wärst bei mir.« Als sie mir in die Augen sah, war ihr Blick ganz klar, sie war wieder völlig bei sich. »Grainne gab mir die

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