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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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antworteten March und Gorwennol. Schweigend sahen wir zu, wie die Flammen reiner wurden, von rauchigem Orange zu einem puren Gold.
    »Ich werde Drustan nicht der Erde von Armorica übergeben«, sagte der König schließlich schwer. »Dieses Land hat ihn sein Leben lang nicht anerkannt. Bringt ihre Überreste nach Kernow zurück, Branwen, und laßt einen Gedenkstein aufstellen, auf dem stehen soll, daß die Herrin Esseilte und der Sohn des Cunomorus dort liegen…«
    »Euer Sohn von Gwenneth, Riwals Tochter.« Ich blickte zu Marchs Profil hoch, die Linien von Nase, Kinn und der hohen Stirn waren im Feuerschein wie aus Bronze gegossen. »Aber warum habt Ihr es geheimgehalten? Sie war tot und ihr Vater Euer Feind.«
    »Riwal wußte es«, antwortete March rauh. »Das war einer der Gründe, weshalb er mich haßte. Ich wahrte das Geheimnis, denn um mir Budics Freundschaft zu erhalten, mußte ich vor der Welt verbergen, daß ich seine Tochter betrogen und seinem Sohn Hörner aufgesetzt hatte! Das ist nichts, worauf ich stolz bin. Aber ich war jung und die arme Gwenneth bezaubernd; Meliau und Budicca waren zwar heitere, treue Seelen, hatten jedoch nichts Zauberhaftes an sich.«
    Er seufzte und blickte über die ruhelosen Wellen, die dem Wind ihre eigenen Geheimnisse zuflüsterten. Über der Bucht blinkten andere Lichter auf der im Dunkel liegenden Küste. Auf den Bergen brannten Feuer, und Kerzen an jedem Fenster wiesen den Geistern den Weg nach Hause. Doch in dieser Nacht blieben die Menschen in ihren vier Wänden. In dieser Nacht erwacht der Geist in allem. Nur Gorwennol war bei March und mir geblieben, um Wache neben dem Totenfeuer zu halten.
    »Der alte Budic war ein gerechter Mann, doch ihm entging nichts«, fuhr March fort. »Irgendwie kam er dahinter, daß ich Gwenneth' Geliebter gewesen war, und als ich die beiden Kinder nach Kerhaes in Sicherheit brachte, nachdem Gwenneth gestorben und Meliau getötet worden war, verbot er mir, den jüngeren als meinen Sohn anzuerkennen. Dafür bot er mir seine Patronage für meinen Sohn von Buddica an. Drustan wurde unter Gorwennols Fürsorge an einen sicheren, geheimen Ort gebracht, und ich sah ihn erst wieder, als er bereits fast erwachsen war…«
    Er wandte sich um und blickte erneut in die Flammen. Das Feuer fraß bereits an den größeren Stämmen. Ein Windstoß ließ es hoch auflodern, und wir konnten einen Moment lang die Formen der beiden, die wir geliebt hatten, durch einen Flammenschleier sehen. Stärker blies der Wind, und nun toste das Feuer hungrig. Ich hörte ein plötzliches, schrilles Geräusch und ein Splittern, und ich wußte, daß es von Drustans Harfe kam, als auch sie starb.
    »Ich liebte ihn, selbst ehe ich wußte, wer er war. Doch die richtige Zeit, es ihm zu sagen, ergab sich irgendwie nie… Wenn ich ihn mehr geliebt hätte, hätte er vielleicht sie weniger geliebt.«
    »Ihr und Drustan wurdet durch bewahrte Geheimnisse getrennt, und Esseilte und ich überwarfen uns schließlich geteilter Geheimnisse wegen…« Ich fröstelte und zog den schweren Umhang fester um mich, denn obgleich die Hitze des Feuers mir das Gesicht sengte, war der Seewind sehr kalt.
    »Heute sind alle Geheimnisse aufgedeckt…«, sagte March bitter. »Das einzige Opfer, das wir den Toten darbringen können, ist die Wahrheit ihres Lebens. Ich frage mich, ob es sie kümmert?«
    »Die Wahrheit ihres und unseres Lebens. Vielleicht ist dies das Geschenk, das sie uns dafür geben.«
    Der Wind blies nun in die entgegengesetzte Richtung und fegte die Flammen zur Seite. Der Scheiterhaufen war der Mitte zu bereits eingesunken, das aufgeschichtete Holz ringsum bildete ein Flammengitter. Es war dort kaum noch etwas, das von einer schönen Frau und einem heldenhaften Mann gezeugt hätte. Wie schnell doch der Scheiterhaufen verwandelt hatte, was der Ursprung von so viel Liebe und so viel Schmerz gewesen war!
    »Es ist mir ein Trost, daß ich nun verstehe, weshalb ich immer das Gefühl hatte, als versuche ich den Wind zu umarmen, wenn ich Esseilte begehrte – sie war nie für mich bestimmt«, sagte March da. »Aber es erklärt nicht alles!« Er wandte sich zu mir um.
    Mein Herz stockte und schlug dann um so heftiger.
    »Wenn Esseilte Drustans Geliebte auf dem Schiff wurde, wie konnte sie dann jene Nacht im Kreis mit mir verbracht haben? Die Frau, mit der ich lag, war unberührt. Gewiß erkannte ich an jenem Ort, in jener Nacht ihr wahres Wesen, und was zwischen uns geschah, war wirklich!« Seine

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