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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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Ansicht, daß jeder sein Leben selbst schmiedet, und es gibt sowohl an Freude wie an Kummer, was angemessen ist.« Dughan machte eine kurze Pause.
    »Ich hatte in meinem Leben beides, Prinzessin«, fuhr er dann fort, »und ich wage nicht, ein gutes Ende zu erhoffen. Doch im Augenblick scheint die Sonne warm, und der Schlehdorn blüht mit süßem Duft. Ihr habt Eure Gesundheit, und die meine kehrt zurück.« Er blickte mit bittersüßem Lächeln von Esseilte hinüber zu mir. »Laßt uns den Augenblick genießen. Ist Sang nicht um so süßer, weil wir wissen, daß er bald enden muß?«
    Seine Finger liebkosten die Harfensaiten, und Musik wisperte durch die Luft.
    »O höre, was sich tat, o höre, was sich tat…« Leise begann er. Die Harfe begleitete seinen Gesang, und wir fielen ein.
    Der heilige Mann, er gab diesen Rat
König Gradlon von Ys, vor den er trat:
Wenn Fisch du speist, wenn Fisch du speist,
Dereinst der Fisch dein Fleisch zerreißt –
Was ich esse, des' Schicksal das meinige heißt.
    Esseilte griff wieder nach ihrer Harfe und spielte einen einfachen Akkord, den Dughan ausschmücken konnte, Während ich nach der Flöte griff und die Melodie wiederholte.
    Und König Gradlon sprach, und König Gradlon sprach:
›Meine guten Freunde, seht mir nun nach,
Daß ich aufsuche mein Schlafgemach…‹
Voller Liebespein, voller Liebespein,
Wispert's leis' bei des Königs Töchterlein:
›O süße Dahut, o laß, laß mich nun ein!‹
    Es war ein Lied aus Dughans Heimat, das erzählte, wie die Stadt Ys im Meer versank, was inmitten von Temairs blühender Pracht besonders ergreifend war. Mit den Stimmen und Instrumenten begannen wir, dieses Lied zu etwas zu erweitern, das die Schönheit, die er uns gezeigt hatte, zu etwas machte, was Teil von uns war oder von dem wir Teil waren, genauso, wie es Teil des Frühlings war.
    Vielleicht hätten die Barden von Erin verächtlich den Kopf über unsere Darbietung geschüttelt. Doch wir drei waren im Augenblick glücklich und unsere Herzen in Freude vereint, als Harfe, Stimme und Flöte eins in Musik wurden. Und als ich auf Esseiltes strahlendes Gesicht blickte, wurde mir bewußt, daß nicht nur Dughan genesen war.

Inseln
    Die Winde quietschte laut, als der Eimer schwankend hochkam. Ich warf mein ganzes Gewicht gegen die Kurbel und streckte die Hand nach dem Eimer aus, um ihn herbeizuziehen. Ein paar letzte Wassertropfen klingelten melodisch, als sie auf der Wasseroberfläche in der dunklen Tiefe aufschlugen. Die Luft aus dem Brunnenschacht strich kühl um mein Gesicht und war ein willkommener Gegensatz zur Sonnenglut. Der linde Frühling war einem heißen Sommer gewichen, in dem das Getreide rasch reifte. Es hatte kaum genug geregnet, das Grün des Grases zu bewahren. Bereits jetzt spürte ich, wie mir Schweiß über den Rücken rann. Ich stützte die Arme auf den Brunnenrand, um noch kurz den kühlen Luftzug zu genießen, ehe ich den Hang wieder hochstieg.
    »Ist er schwer? Darf ich Euch helfen?« Arme griffen an mir vorbei und hoben den Eimer, dann drehten sie kurz die Kurbel, um ihn auf den Boden zu stellen.
    Ich wandte mich um und blinzelte in die grelle Helligkeit. Einen Augenblick lang wirkte die dunkle Gestalt hinter mir seltsam in die Länge gezogen. Ich zuckte zusammen, weil ich flüchtig dachte, der Cluricaun wäre mir zu Hilfe gekommen. Doch dann hatten sich meine Augen angepaßt, und ich erkannte Dughan, den Harfner. Einen Moment standen wir ganz nahe, und dabei fiel mir wiederum das tiefe Blau seiner Augen auf.
    »Ich kann ihn tragen…«, begann ich.
    »Ich auch.« Er lächelte. »Ich war als starker Mann bekannt, und mein Bein ist wieder heil. Ich brauche ein wenig Übung, um meine Muskeln zu kräftigen.«
    Ich musterte ihn und verglich ihn mit dem menschlichen Wrack, das Esseilte und ich an Land gezogen hatten. Dughan war immer noch zu dünn, doch ich hatte nun das Gefühl, daß ihm von Natur aus eine drahtige Kraft zu eigen war. Und wenn er noch soviel aß, nie würde er so schwere Muskeln wie mein Vater bekommen, trotzdem mochte er ein durchaus fähiger Kämpfer sein… Ich unterbrach diesen Gedankengang. Dughan war kein Krieger. Und doch ließ mich die Geschmeidigkeit, mit der er sich wieder aufrichtete, flüchtig an einen Fechter denken.
    »Dann ist es meine Pflicht zuzulassen, daß Ihr übt…« Ich lachte und trat von dem Eimer zurück.
    »Beste aller Pflegerinnen!«
    Fast zuviel Wärme klang aus Dughans Worten. Ich blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen

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