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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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daß sie mich töten würden…«
    In seinem Fieberwahn hatte er davon gebrabbelt, daß er Unglück bringe… Ich spürte einen seltsamen Schauder – doch welches Unglück könnte er uns hier bringen?
    »Aber sie konnten einen Harfner nicht töten«, warf Esseilte lachend ein.
    »Stimmt, sie wagten es nicht«, bestätigte Dughan. »Deshalb setzten sie mich in dem Curragh aus und überließen mich meinem Schicksal. Ich empfahl meine Seele Gott, meinem Leib der See und meine letzten Augenblicke der Musik.« Wie von selbst griffen seine Finger nach der Harfe und zupften daran.
    »Und dann habt ihr mich gefunden…« Sein Blick wanderte mit leicht schiefem Lächeln von Esseilte zur Königin. »Wie kann ich es Euch danken, daß Ihr mir das Leben wiedergegeben habt?«
    »Nun, mit Musik würde ich sagen«, antwortete die Königin. »Doch die Barden von Temair wären gekränkt, setzte ich einen Fremden in des Königs Halle. Außerdem war meine Tochter es, die ihre Kraft für Euch gegeben hat. Die Musikanten meines Gemahls sind allzusehr traditionsgebunden, als daß sie ein Mädchen zu spielen lehren würden – wäret Ihr bereit, es zu tun, Harfner? Bringt ihr bei, die Instrumente zu spielen, die Ihr kennt, und lehrt sie, die Lieder vieler Länder zu singen. Das würde ihre Schönheit noch reizvoller machen und ihre Wertschätzung erhöhen, wo immer sie sein mag…«
    »Mutter! Du hast mir versprochen, du würdest es mir sagen, wenn eine Vermählung…«
    Esseilte verstummte, als Mairenn sich zu ihr umwandte. »Es ist noch nicht soweit, Kind, aber es wird dazu kommen – wie du weißt. Du wirst dich vermählen, wie es dem König von Nutzen sein wird – daran kannst du nichts ändern, genausowenig wie ich. Das einzige, was ich für dich tun kann, meine Tochter, ist dich zu lehren, eine wahre Königin zu sein, wohin immer du auch gehen wirst…«
    ***
    In diesem Frühjahr spazierten wir viel umher, begleitet von Musik, die wir in uns aufnahmen wie die linde Luft. Es hatte den Anschein, als schöpften der Harfner und das Jahr gemeinsam Kräfte, und Harfensang wie Schlehdornblüten verschönten uns gleichermaßen den Weg. Es gab Augenblicke, da fragte ich mich, ob Dughan in seinem Fieberwahn wirklich im Lande der Seligen gewesen war und den Silberzweig von Niamh mit zurückgebracht hatte, der alle Sorgen zu vertreiben vermochte, denn wahrhaftig brachte jeder Tag uns nun neue Freude.
    Jeden Vormittag erteilte Dughan Esseilte und mir Musikunterricht, bei trübem Wetter in der Gemeinschaftshalle des Gästehauses, doch während der Frühling voranschritt, saßen wir viel häufiger auf dem Berghang, wo die Bienen zufrieden zwischen den goldenen Blüten des Ginsters summten. Zuerst hatte man Dughan in den Sonnenschein tragen müssen, doch nachdem ein knapper Monat vergangen war, humpelte er, wenn auch mühsam, am Stock neben uns her, und als Beltene kam, hinkte er schon ohne Stütze ins Freie, um uns unseren Unterricht zu erteilen.
    Unseren Unterricht … für mich war dies das größte Wunder, denn Dughan sagte, er brauche mich, um den Rhythmus am Bodhran zu halten und den Refrain mitzusingen. Esseiltes Stimme war höher als meine, doch ich traf die Noten immer richtig. Dughan hatte eine süße, klangvolle Stimme von mittlerer Höhe, doch war er auch zu den höheren Tonlagen fähig wie ein Knabe. Nach einer Weile begannen Esseilte und ich, ihn aufzustacheln, den Filidh des Königs herauszufordern, doch er war es zufrieden, bei uns zu bleiben, während Kraft in seine Glieder zurückkehrte.
    »Haltet die Hände richtig – Esseilte, was habe ich Euch denn gelehrt? Ja, so ist es gut – für einen unverfälschten Klang müßt Ihr die Saiten in der Mitte zupfen!«
    Der Harfner legte die Arme um Esseiltes schmale Schultern und rückte ihre Hände am Instrument zurecht, dann zog er sich sofort wieder zurück. Die Königin hatte mich beauftragt, darauf zu achten, daß er die erforderliche Vertrautheit eines Lehrmeisters nicht ausnutzte, doch das erwies sich als unnötig. Dughan behandelte Esseilte freundlich entschlossen, wie ein Mann ein edles, feuriges Pferd. Ich hätte nicht zu sagen vermocht, ob die Krankheit ihm alles Feuer entzogen hatte, oder ob er über absolute Selbstbeherrschung verfügte. Jedenfalls fiel es schwer zu glauben, daß ein Mann, der so auf seinem Instrument zu spielen vermochte, keine Glut in sich hatte. Doch es war zumindest für uns jetzt ganz gut, daß er kein Verlangen verspürte.
    Esseiltes Linke zupfte

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