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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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sorgfältig die ersten Akkorde einer neuen Weise, und die Finger der Rechten begleiteten sie mit einzelnen Noten und dann, ein wenig verspätet, mit einem Akkord. Sie biß sich auf die Lippe, beendete die Phrase und setzte die Harfe ab.
    »Noch ein bißchen unsicher, aber es wird schon«, sagte Dughan ruhig. »Hört Euch noch einmal an, wie es klingen sollte.« Er legte seine eigene Harfe gegen die Schulter zurück, und unter seinen gelenkigen Fingern erklang klare Musik.
    Esseilte schüttelte den Kopf. »Ich höre es, Dughan, aber meine Finger bewegen sich einfach nicht richtig.«
    »Seid Ihr entmutigt?« Eine dunkle Braue hob sich. »Eures Vaters Harfner begannen ihre Ausbildung, als sie kleine Kinder waren. Und ich spiele bereits, seit ich zwölf war. Ihr müßt Geduld haben, Mädchen – mit der Zeit werdet Ihr sehr lieblich spielen.«
    »Sehr lieblich… « Esseilte stützte das Kinn auf die Hände. »Ja, das ist wohl alles, was ich jetzt noch erhoffen kann.«
    »Wolltest du etwa eine berühmte Unterhalterin werden wie die Satirikerin Leborcham?« Ich lachte. »Das würden sie dich nie tun lassen, Esseilte, selbst wenn du das Geschick dazu hättest!« Esseilte hatte nie Selbstbeherrschung üben müssen, und nun begehrte sie gegen die Bande auf, welche die Pflicht um sie enger schnürte. Ich verstand sie, doch gerade mir, die ich nie frei gewesen war, fiel es schwer, sie zu bedauern.
    »Aber was könntet Ihr Euch wünschen, Prinzessin, das Ihr hier nicht habt?« fragte Dughan sanft. Sein Blick schweifte zu dem ineinander verflochtenen Muster an den weißgetünchten Wänden des Königshauses, auf das hell die Sonne schien. Von dort wanderte er zu den grünen Hängen des Berges Temair und dem fruchtbaren Tal dahinter, das bläulich schimmerte, wo es die fernen Berge erreichte. »Man sagt, Erin sei das schönste Reich der Sterblichen und Temair der Nabel des Landes Erin.«
    »Ein sterbliches Reich ist es – und wenn noch so schön« entgegnete Esseilte, »und ich bin eine Sterbliche.«
    »Ihr seid die Tochter des Hochkönigs«, sagte er da.
    Esseilte lachte bitter. »Und was ist eine Königstochter mit nichts als einer flüchtigen Schönheit, die sich der Erinnerung Sterblicher empfiehlt, ehe die Erde sie umhüllt? Mein Oheim, der Morholt, der Recke von Erin, gab sein Leben, um Ruhm zu gewinnen. Nun ruht er mit den Helden, möge Frieden seine Seele erfreuen und der Pein seinen Mörder quälen!«
    Eine Harfensaite sirrte, als hätte ein Finger sie ungewollt gezupft, doch sie wurde sogleich gestillt. Dughan griff nach seinem Harfenschlüssel und fing zu stimmen an. Sein Gesicht wirkte verschlossen, als wolle er vortäuschen, daß er nicht gehört hatte.
    »Aber wo werde ich sein, wenn ich tot bin – im Milch- und Honig-Himmel der Priester? Vielleicht hat der heilige Padraig Cuchulain mit List dahin gelockt, aber ich bezweifle, daß es dort viele andere Helden gibt!«
    »Die wahnsinnige Medbh ist tot, Esseilte, und Scathach sowie Aiofe sind Staub. Es gibt keine Kriegerköniginnen mehr«, sagte ich rasch. Ich hatte gedacht, Esseiltes Herz wäre am Heilen, doch selbst wenn sie nun die Tatsache von des Morholts Tod hinnahm, hatte sie sich ganz offensichtlich noch nicht mit seinem Verlust abgefunden.
    »Auch keine Harfnerinnen mehr, außer vielleicht in Tír na nÓg! Nur auf Deirdres Weise kann eine Frau jetzt noch zu Berühmtheit kommen…«
    »Ah, komm, Esseilte…« Ich lachte. »Ich habe zwar von Kriegern gehört, die um des Ruhmes willen sterben wollten, doch noch nie von einer Frau, die mit voller Absicht aus Liebe sterben möchte! Außerdem gehören zwei zu so einer Geschichte. Wo würdest du einen Mann finden, der bereit wäre, den Naoisi zu deiner Deirdre zu spielen?«
    »Wenn die Heldenkraft in mir ist, wird er kommen…« Esseiltes Augen waren nun dunkle Teiche. Sie starrte über das Tal, als sähe sie dort eine Vision. Ich erschauderte wie in Dughans Kammer, als ich den Tod gespürt hatte.
    Doch nun hatte Dughan das Stimmen beendet, und er entlockte den Harfensaiten süßere Musik als Vogelsang. Lieblicher Klang umgab uns; Welle um Welle der Melodie hob den Geist über alle Sorgen hinweg, und Esseiltes Worte waren vergessen, wie Sterbliche die Welt vergessen, wenn sie die Harfner der Sidhe hören.
    »Die Menschen des Nordens glauben an eine Bestimmung, der man nicht entgehen kann, und in Rom führt man Streitgespräche über Schicksal und freien Willen. Aber Pelagius war ein Brite, und unser Volk ist der

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