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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Gesichtszüge unkenntlich machte. Es dauerte einen Moment, bis Gideon bewusst wurde, dass es sich um Timkens Blut handelte, nicht um das des Mannes, der auf dem Boden lag. Gideon wickelte dem Mann das Klebeband vom Kopf, der sich blinzelnd vor der plötzlichen Helligkeit schützte.
    »Gideon?«, fragte der Mann und zuckte zusammen. »Bist du es?«
    Der Wind traf Major Dale Royce Jr. wie ein Hammer, als er aus dem Heck der DC-17 in die blendende Sonne sprang. Er geriet in den Sog der Maschine und wurde herumgewirbelt. Dabei verdrehte es ihm seinen gebrochenen Knöchel, und er schrie auf. Dale Royce hatte an der Militärakademie Football gespielt und die gefährlichste und schmerzhafteste Ausbildung durchlaufen, die die U.S.-Armee zu bieten hatte.
    Aber solche Schmerzen hatte er noch nie gehabt.
    Er breitete instinktiv die Arme aus und verlangsamte seinen Fall. Der Luftwiderstand rüttelte an seinem Knöchel. Trotzdem stellte er fest, dass sich auf seinem Gesicht aus unerfindlichen Gründen ein Grinsen abzeichnete. Unter ihm erstreckte sich ein riesiger blauer Kreis in Richtung Westen. Er war von gewaltigen Wolkenwänden umgeben. Es war zweifellos der imposanteste Anblick, den er jemals gesehen hatte.
    Am Rand des Kreises befand sich ein winziger schwarzer Punkt. Die Obelisk.
    Der Sprung war ziemlich gut gewesen, aber nicht perfekt. Hätten sie einen sogenannten HAHO - oder » High Altitude, High Opening «-Sprung gemacht, bei dem der Schirm bereits in großer Höhe geöffnet wird, wäre es ein Kinderspiel gewesen, auf der Bohrinsel zu landen. Da sie sich jedoch für einen HALO - oder » High Altitude, Low Opening «-Sprung entschieden hatten, würden sie etwa dreizehntausend Meter fallen, bevor sie ihre Schirme öffneten. Ihre Reißleinen würden sie dann erst in einhundertfünfzig Metern Höhe ziehen. Mit einem modernen, rechteckigen Flächenfallschirm konnte man pro tausend Fuß Fallhöhe mehrere hundert Fuß in horizontaler Richtung zurücklegen. Bei einem HALO -Sprung über diesen tödlichen Gewässern gab es keinen Spielraum für Ungenauigkeiten. Befand man sich in dem Moment, wenn man die Reißleinen zog, mehr als ein paar hundert horizontale Fuß von der Bohrinsel entfernt, war man so gut wie tot.
    Also musste man im freien Fall steuern.
    Steuern bedeutete, mit dem Kopf voraus zu fallen, die Zehen auszustrecken, die Arme seitlich an den Körper zu legen und die Füße als Ruder zu benutzen. Major Royce hatte mit seinem Team den Ablauf des Sprungs genau ausgearbeitet: wann sie sich aus der Bauchlage in die Kopfüber-Position drehen würden. Aufgrund der höheren Fallgeschwindigkeit und der besseren aerodynamischen Kontrolle in der Kopfüber-Position konnten sie wie Kampfjets in Formation fliegen. Seine Männer nahmen einer nach dem anderen ihre Position ein. Er folgte als Letzter.
    Erst nachdem er die Beine gestreckt und die Arme angelegt hatte, bemerkte er, dass er seinen linken großen Zeh nicht strecken konnte. Als er zu ihm hinunterblickte, sah er, wie dieser vom Luftzug nach hinten gedrückt wurde. Und der Luftwiderstand seines gebrochenen Fußes sorgte dafür, dass er sich langsam umdrehte, wie ein Flugzeug, das eine Fassrolle fliegt. Er versuchte, mit der rechten Hand gegenzusteuern. Zu seiner Erleichterung stabilisierte sich seine Position.
    Unter ihm entfernten sich seine Männer jedoch immer weiter von ihm, und ihm wurde mit Entsetzen bewusst, dass er nicht in der Lage war, irgendeine größere Richtungsänderung vorzunehmen. Es gelang ihm nicht, sich zu stabilisieren und gleichzeitig seinen Fall zu lenken. Seine Männer steuerten in perfekter Formation auf die Obelisk zu. Er selbst drehte dagegen langsam nach Westen ab. Bis er das Wasser erreichte, würde er fast eine Meile vom Kurs abkommen.
    Wenn er seinen Fallschirm in größerer Höhe öffnete, um zur Bohrinsel steuern zu können, ging er das Risiko ein, dass seine Männer entdeckt wurden. Der Erfolg eines HALO -Sprungs beruhte darauf, die Reißleinen so spät zu ziehen, dass dem Feind keine Zeit mehr blieb, um zu reagieren. Wenn jemand den Himmel beobachtete und sah, wie er eine halbe Minute, bevor seine Männer auf der Obelisk landeten, seinen Fallschirm öffnete, konnten die Terroristen sie in aller Ruhe vom Himmel schießen.
    Die Erkenntnis war ernüchternd: Er war ein toter Mann. In seiner gegenwärtigen Position bewegte er sich mit knapp zweihundertfünfzig Stundenkilometern durch die Luft – Endgeschwindigkeit. Er befand sich seit fast

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