Peacemaker
Wolkenwand erstreckte sich bis zum Horizont, darüber präsentierte sich blassblauer Himmel. Über den Rand dieser Wolkenwand schob sich ein leuchtend orangefarbener Lichtball, und die ersten hellen Sonnenstrahlen trafen Gideon mitten ins Gesicht.
Wir befinden uns im Auge des Sturms, dachte er.
Der Regen hatte aufgehört, und der Wind war eingeschlafen. Doch Gideon hatte keine Zeit, um die außergewöhnliche Ruhe zu genießen, die ihn umgab. Wenn sie überleben wollten, musste er Timken aufhalten.
VIERZIGSTES KAPITEL
Major Dale Royce Jr. sah sich um, dann wandte er sich an die Pilotin. »Wohin ist er gegangen?«
»Wer?«, fragte die Pilotin.
»Der Meteorologe«, blaffte Royce. Er hatte letzte Vorbereitungen mit seinem Team getroffen und war soeben wieder ins Cockpit zurückgekehrt, um sich zu erkundigen, wie es um das Wetter bestellt war.
»Er ist auf der Toilette«, sagte die Pilotin. Royce dachte, dass der Meteorologe seinen Magen inzwischen eigentlich restlos entleert haben müsste, als das Flugzeug plötzlich in einen Abwind geriet. Royce hing für einen Moment in der Luft. Als er wieder hart auf dem Boden aufschlug, spürte er, wie in seinem Fußgelenk etwas brach und ein heftiges Kribbeln in seinem Bein nach oben schoss. Er empfand keinen Schmerz, es fühlte sich eher an, als habe er einen Stromstoß abbekommen. Allerdings war ihm bewusst, dass die Schmerzen bald kommen würden.
Die Pilotin hatte nicht bemerkt, was passiert war – sie blickte mit zusammengekniffenen Augen durch die Frontscheibe auf die schwarzen Wolken und antwortete einer Stimme, die aus ihrem Funkgerät ertönte.
»Verstanden, SAT Sieben.« Sie blickte sich über die Schulter zu Royce um. »Gute Nachrichten, Major«, sagte sie. »Der Satellit hat freie Sicht auf die Obelisk. Sie befindet sich im Auge des SturMs Sie haben die Freigabe zum Absprung.«
Die Schmerzen setzten jetzt ein, ein scheußliches Brennen, das sich in seinem Bein den Weg nach oben bahnte. Royce schenkte der Pilotin ein schmales Lächeln. »Ausgezeichnet«, sagte er.
Dann drehte er sich um und humpelte wieder in die Kabine. Er gab sich Mühe, sein schmerzverzerrtes Gesicht vor seinen Männern zu verbergen.
»Okay, Ladys, sichern und laden!«, rief Major Royce. »Wir springen ab!«
EINUNDVIERZIGSTES KAPITEL
In der plötzlichen unheimlichen Stille hörte Gideon ein stetiges Pochen von der anderen Seite der Bohrinsel. Dann wurde ihm bewusst, dass es sich um Timkens Schritte handelte. Wohin ging er? Nicht dass das eine Rolle gespielt hätte. Hauptsache es gelang ihm, Timken den Weg abzuscheiden und ihn zu töten; dann würden die führerlosen Söldner leichter zu überwältigen sein, und er brauchte nur noch Earl Parker zu finden.
Gideon zog das Magazin der Makarow-Pistole heraus. Es handelte sich um ein einreihiges Stangenmagazin mit neun Schuss Munition. Abgesehen von den zwei Kugeln, die Timken auf Big Al abgefeuert hatte, war das Magazin voll, und das Patronenlager war geladen. Er steckte das Magazin wieder in die Pistole und spannte den Hahn, damit sie einsatzbereit war.
Timkens Schritte pochten die Treppe der Nebenplattform hinauf und über die Brücke, die diese mit der Bohrplattform verband.
Gideon hoffte, auf ihn schießen zu können, solange er keine Deckung hatte. Doch als er bei der Brücke ankam, war Timken bereits auf der anderen Seite und verschwand im Treppenschacht, der hinunter aufs D-Deck führte. Gideon vermutete, dass er auf dem Weg zur Fernsteuerung der Sprengsätze im Raum D-4 war. Der Mistkerl wollte die Bohrinsel in die Luft sprengen!
Gideon rannte über die Brücke. Auf dem B-Deck der Bohrplattform tauchten zwei Söldner auf und richteten ihre Kalaschnikows auf ihn. Er kauerte sich hinter einer Rohrleitung in der Mitte der Brücke hin, feuerte einen Schuss auf den ersten Mann und traf ihn weit oben in die Brust. Der Mann fiel zu Boden. Dann feuerte er ein weiteres Mal auf den zweiten Söldner, doch der Mann duckte sich und verschwand.
Jetzt hatte Gideon nur noch fünf Schuss Munition.
Er sprang aus seiner Deckung und rannte auf die Bohrplattform zu. Ein dritter Mann trat hinter einer Trennwand hervor. Gideon schoss im Laufen, wobei sein Zielbild schwankte und wackelte. Die ersten beiden Kugeln verfehlten ihr Ziel, doch sein dritter Schuss traf den Mann im Gesicht. Gideon hoffte, sich im Vorbeilaufen die Kalaschnikow des Mannes schnappen zu können. Aber er kam zu spät. Der Mann, aus dessen halb weggeschossenem Unterkiefer Blut
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