Peacemaker
ihn aufzuhalten.
Als er auf der Nebenplattform angelangte, lief er zur Treppe, sprang mit einem Satz auf den Treppenabsatz hinunter, dann mit einem weiteren Satz aufs D-Deck und bog um die Ecke.
Ein weißer Fleck – Parkers dichtes weißes Haar – verschwand hinter einer der orangefarbenen Rettungsinseln am anderen Ende der Nebenplattform, keine fünfzehn Meter von der Tauchstation entfernt.
Gideon rannte quer über das offene D-Deck auf die andere Seite der Plattform zur Tauchstation, um Parker den Weg abzuschneiden.
Es war genau so, wie er befürchtet hatte: Big Al lag mit blutüberströmter Brust regungslos auf dem Deck. Kate kauerte über ihm, das Gesicht in den Händen vergraben, und schluchzte.
Und Parker näherte sich von den Rettungsinseln, die Makarow-Pistole in den ausgestreckten Händen haltend.
»Kate, pass auf!«, schrie Gideon.
Als sie seine Stimme hörte, wirbelte sie mit weit aufgerissenen Augen herum.
»Hinter dir!«
Sie blickte sich um, hatte jedoch keine Zeit mehr zu fliehen. Parker kam ihr zuvor.
»Tu’s nicht, Earl!«, rief Gideon.
Parkers Blick traf sich mit dem von Gideon. Sie waren etwa vierzig Meter voneinander entfernt. Gideon zielte genau auf Parkers Brust. Die Schussdistanz war groß, aber durchaus im Bereich des Möglichen. Gideon legte den Finger enger um den Abzug, doch irgendetwas hinderte ihn daran abzudrücken. Sein Zögern genügte Parker. Er hatte heute die Bilanz von Gideons Schüssen gesehen und wusste, dass er Gideon im Umgang mit Schusswaffen unterlegen war. Anstatt Kate zu erschießen, packte er sie deshalb an den Haaren und riss sie auf die Beine. Bevor sie sich wehren konnte, hielt er ihr seine Pistole an den Kopf.
Da Kate vor Trauer über Big Als Tod noch immer benommen war, leistete sie keinen Widerstand. Sie stand einfach schlaff da, und ihr liefen Tränen die Wangen hinunter.
Gideon ging langsam auf Parker zu.
»Keinen Schritt weiter«, sagte Parker. Seine Stimme war leise und ruhig, als würde er sich unterhalten. Vermutlich wollte er vermeiden, dass ihn die Delta-Männer hörten.
Gideon ging weiter. Parker stand dicht hinter Kate und hatte ihr seinen linken Arm um den Hals gelegt. Wenn man ihn sah, hätte man nicht gedacht, dass er besonders beweglich oder kräftig war. Doch Gideon wusste, dass er in Vietnam in einem Aufklärungsgeschwader gekämpft hatte und dass in seinem sechzig Jahre alten Körper noch immer die Seele eines Kriegers wohnte.
»Ich werde sie erschießen«, sagte Parker.
Gideon arbeitete sich langsam vorwärts – ein vorsichtiger Schritt, dann der nächste. Er musste Parker nahe genug kommen, um sicher sein zu können, dass er ihn traf und nicht Kate.
Parker drückte ab. Einen Moment lang glaubte Gideon, sie sei tot. Doch Parker hatte den Winkel des Pistolenlaufs leicht geändert, sodass das vordere Ende des Schalldämpfers flach auf Kates Gesicht auflag. Die ausströmenden Gase hinterließen einen langen roten Striemen auf ihrer Wange.
»Der nächste Schuss geht in ihr Gehirn«, sagte Parker leise.
Gideon blieb stehen. »Komm schon, Onkel Earl. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du damit durchkommst.« In Wahrheit wusste Gideon allerdings, dass Parker ziemlich gute Chancen hatte davonzukommen, wenn er Kate tötete. Welche Beweise er auch immer fingierte, sie würden Gideons Behauptungen vermutlich ausstechen.
Auf Parkers Gesicht erschien ein seltsames Lächeln. »Die Zeit läuft ab.« Er drehte sein linkes Handgelenk, um einen Blick auf seine Uhr werfen zu können. Gideon sah, dass er etwas in der Hand hielt, einen kleinen Metallzylinder. Doch er erkannte nicht, worum es sich genau handelte.
Parker ging rückwärts zur nächsten Rettungsinsel und zog Kate mit sich. Gideon folgte den beiden mit dem Korn seiner Pistole. Parker achtete jedoch gewissenhaft darauf, genau hinter Kate zu bleiben. Nur ein fünf Zentimeter breiter Streifen seines Kopfs war zu sehen – kein großes Ziel für einen Schuss aus dreißig Metern Entfernung.
»Ich kann sehen, wie du mit dir ringst«, sagte Parker. »Dein Ziel bewegt sich und ist nur fünf Zentimeter breit, und du hast eine ungewohnte Pistole in der Hand, die zielgenau sein mag oder auch nicht. Aus dieser Entfernung kannst du mich nur aufhalten, indem du mir in den Kopf schießt. Wenn dein Schuss zu weit nach links geht, bleibt mir genug Zeit, um sie zu erschießen. Wenn dein Schuss zu weit nach rechts geht, dann erschießt du sie. So oder so, du denkst dir: ›Soll ich den Schuss
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