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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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war etwa einen Meter fünfundneunzig groß, muskulös und hundertdreißig Kilo schwer. Gideon sah, dass man mit ihm nicht zu diskutieren brauchte.
    Gideon entdeckte Earl Parker in der Ferne. Er war an der Brücke angelangt, die auf den anderen Teil der Bohrinsel führte, und ging zielstrebig in Richtung Nebenplattform. In seiner Hand baumelte jetzt unauffällig eine Makarow-Pistole. Vermutlich hatte er die Waffe einem von Timkens toten Söldnern abgenommen. Gideon sah, dass Parker einen Schalldämpfer auf den Lauf geschraubt hatte.
    Die Tauchstation, wo Gideon Kate und Big Al zurückgelassen hatte, befand sich auf der anderen Seite der Nebenplattform und war für keinen aus der kleinen Gruppe von Delta-Soldaten auf der Bohrplattform einzusehen.
    »Parker ist auf dem Weg da rüber, um eine Frau zu töten, die gegen ihn aussagen kann«, flüsterte Gideon Tillman zu. »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Sir! Ich habe angeordnet, dass Sie still sein sollen. Ich sage es nicht noch mal!« Sergeant Nilson baute sich vor Gideon auf und hielt ihm den Lauf seines M-4-Karabiners bedrohlich nah ans Gesicht.
    Parker würde den Delta-Männern anschließend erzählen, er habe sie rufen hören, sei zu ihr gegangen, um ihr zu helfen, und habe sie tot aufgefunden; vermutlich war sie an ihren Verletzungen gestorben. Niemand würde bei dieser Geschichte Verdacht schöpfen: eine Geisel, die das Pech gehabt hatte, ins Kreuzfeuer zu geraten.
    Gideon ließ den Blick verzweifelt über das Helikopterdeck wandern. Major Royce lag noch immer auf dem Boden, und der Sanitäter war nach wie vor damit beschäftigt, dessen zertrümmerten Fuß zu verarzten.
    Das bedeutete, dass Gideon vielleicht eine Chance hatte, die Nebenplattform rechtzeitig zu erreichen und Kate zu retten, wenn es Tillman und ihm gelang, den riesigen Nilson aus dem Weg zu schaffen.
    Einer der Vorteile einer Verwandtschaft besteht darin, dass man manchmal ohne Worte kommunizieren kann.
    Nach dem Tod von Tillmans und Gideons Eltern hatte Earl Parker deren Schulausbildung an einem Internat bezahlt, wo sie beide Football gespielt hatten. Gideon war der aufstrebende Quarterback gewesen, Tillman dagegen nur ein mittelmäßiger Fullback. Tillman hatte zwar gelegentlich einen Screen Pass oder einen Off-Tackle Run bekommen, aber in erster Linie als Blocking Fullback gespielt. Das bedeutete, dass er den größten Teil seines letzten Schuljahrs damit zugebracht hatte, von Mitschülern überrannt zu werden, die fünfzig Pfund schwerer waren als er, wenn er seinem Bruder Deckung gab.
    Genauso war es auch während ihrer gesamten Kindheit gewesen: Tillman hatte Gideon beschützt, ohne dabei viel an sich zu denken. Rückblickend hatte Gideon sich immer gefragt, ob Tillman ihm die Aufmerksamkeit verübelt hatte, die ihm zuteilgeworden war. Falls dem so gewesen war, hatte er Gideon gegenüber nie etwas erwähnt. Er hatte sich immer und ohne Zögern zwischen Gideon und jede heranpreschende Gefahr geworfen.
    Jetzt war es wieder Zeit für spontanes Handeln.
    »Engel sieben fünfzehn rechts«, sagte Gideon.
    Tillman sah ihn neugierig an. Gideon hoffte, dass Tillman sich genauso gut an das alte Spielzugbuch erinnerte wie er selbst. Bei »Engel sieben fünfzehn« hatte es sich um eine Option-Route gehandelt, bei der sich der linke Guard zum rechten Tackle bewegte, während Gideon sich in den Gap warf und auf den rechten gegnerischen Guard zulief.
    »Ich sage es Ihnen nicht noch mal!«, schrie der riesige Soldat Nilson.
    Tillman schenkte Gideon ein knappes Lächeln und zwinkerte ihm zu. Dann warf er sich ohne Zögern nach vorn. Gideon hörte das dumpfe Geräusch des Zusammenpralls, konnte aber nicht warten und zusehen. Er sprang auf, schwang sich über das Geländer und ruderte in der Luft kurz mit den Armen, ehe er hart auf dem Deck landete.
    Hinter sich hörte er das laute Krachen eines einzelnen Schusses und ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen. Er erkannte Tillmans Stimme.
    Nein, dachte er. Nicht Tillman. Nicht jetzt.
    Aber er durfte nicht stehen bleiben, durfte sich nicht umsehen. Er rannte die Treppe hinunter und erreichte binnen Sekunden die Brücke zur Nebenplattform. Ein toter Söldner lag in einer Blutlache. Gideon versuchte, ihm seine Kalaschnikow zu entwinden, da sich der Tote jedoch in dem Riemen verheddert hatte, hätte es zu lange gedauert. Stattdessen riss er die Makarow-Pistole aus dem Gürtel des Mannes und rannte über die Brücke. Hinter ihm riefen sich die Delta-Männer Kommandos zu, um

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