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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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fest.
    Wenn die Dschihadisten schlau waren, hatten sie die Hälfte ihrer Leute die Felswand hinaufgeschickt, während die andere Hälfte unten die Stellung hielt. In diesem Fall würden sie ihn herunterpflücken, sobald er versuchte, die letzten fünfzig Meter zurückzulegen. Und wenn er blieb, wo er war, würden sie sich gegenseitig Deckung geben und vorrücken, bis ihn einer von ihnen aus nächster Nähe töten konnte.
    Gideon spähte über den Felsvorsprung. Seine Verfolger waren schlau. Zwei Männer bahnten sich bereits den Weg den schmalen Pfad hinauf, während die übrigen vier an Ort und Stelle blieben und mit ihren Waffen genau in seine Richtung zielten. Als Gideon das sah, duckte er sich gerade noch rechtzeitig, bevor eine Salve Kugeln in die talwärts gerichtete Seite des Felsvorsprungs einschlug.
    Er nahm eine kurze Einschätzung der Lage vor. Der Felsen, hinter dem er sich versteckte, hatte eine Breite von gut einem Meter und eine Länge von höchstens drei Metern – genug, um ihn zu verbergen, solange er sich an ihn presste, aber nicht genug, um ihm Deckung zu geben, sobald er weiterkletterte. Das Bruchgestein oberhalb des Vorsprungs bestand aus zwei Felsblöcken, die etwa den Umfang seines Körpers hatten, sowie mehreren kleineren Brocken, die ungefähr so groß wie Bowlingkugeln waren.
    Ihm kam eine Idee, die aus dem reinsten und primitivsten animalischen Instinkt geboren war: Überleben.
    Er verlagerte sein Gewicht hinter einen der bowlingkugelgroßen Felsbrocken und schob ihn zur Kante. Der Felsbrocken kam mit einem knirschenden Geräusch ins Rollen, bis ihn sein Eigengewicht den Hang hinunterstürzen ließ. Gideon hörte ein paar Warnschreie, dann spähte er über die Kante und sah, wie einer der Männer dem Felsbrocken auswich, der ihn nur knapp verfehlte, als er am Fuß der Felswand aufschlug.
    Gideon duckte sich wieder und verspürte eine seltsame Enttäuschung, dass er nicht zumindest einen von ihnen getroffen hatte. Immerhin hatte er seine Theorie bestätigen können: Seine Verfolger waren von dem herabfallenden Felsbrocken so abgelenkt gewesen, dass sie nicht auf ihn geschossen hatten. Er sah abermals an der Felswand nach oben. Die letzten fünfzig Meter waren nicht allzu unwegsam. Er würde zwar nicht hinaufsprinten können, nahm aber an, dass er es in zwanzig bis dreißig Sekunden schaffen konnte.
    Zunächst machte er sich aber an den anderen Felsbrocken zu schaffen und stieß sie, einen nach dem anderen, über die Kante. Als er den größten anschob, fiel ihm auf dessen Oberfläche ein rostfarbener Fleck auf: Blut. Er hob seine Hand und drehte sie um. Über die Handfläche verlief eine gezackte Wunde. Er musste sich geschnitten haben, als er beinahe abgestürzt war. Erst als er die Verletzung sah, wurde ihm bewusst, wie stark sie schmerzte. Blut lief an seinem Arm entlang und tropfte vom Ellbogen in dicken Tropfen auf den Kalkstein. Dann sagte er sich, dass er es sich im Moment nicht erlauben konnte, weiter darüber nachzudenken, riss einen Streifen aus seinem Hemdzipfel und verband sich die Hand. Anschließend brachte er die restlichen Steine in Position.
    Er brauchte nur ein paar Minuten, um die verbliebenen Felsbrocken an der Kante aufzureihen. Sein Plan war, sie in schneller Abfolge über die Kante zu stoßen, vom kleinsten bis zum größten. Sein Fuß verweilte für einen ausgedehnten Moment auf einem der Felsbrocken. Jetzt, dachte er. Jetzt oder nie. Dann stieß er die Felsbrocken über die Kante – eins, zwei, drei, vier, fünf – einen nach dem anderen.
    Als er losstürmte, um das letzte Stück zu erklimmen, ertönte von unten hektisches Geschrei.
    Die letzten Felsbrocken polterten noch den Steilhang hinunter, während er bereits an der Felswand hinaufkletterte. Sie war steiler, als er erwartet hatte, und seine Beine fühlten sich kraftlos an. Er kletterte und kletterte und stellte auf halbem Weg fest, dass er die Zeit unterschätzt hatte, die er benötigen würde, um oben anzugelangen.
    Es würde mindestens zwanzig Sekunden länger dauern, als er vermutet hatte. Und in seiner exponierten Lage hätte es sich bei diesen zwanzig Sekunden ebenso gut um ein Jahr handeln können. Er hätte sich gerne umgesehen, war sich jedoch darüber im Klaren, dass er das auf keinen Fall tun durfte. Er wartete darauf, dass Gewehrfeuer einsetzte, doch es blieb aus. Seine Verfolger schrien. Er verstand jetzt, was sie sagten.
    »Lauf!«, brüllte einer von ihnen.
    Dann war ein Geräusch zu hören, das

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