Pearls of Passion: Eine französische Affäre (German Edition)
Wie sie, hatte auch seine Haut einen olivfarbenen Ton. Er war gebräunt, sein Gesicht scharf geschnitten. Sogar die Form seines Nackens hatte ihr gefallen, und sie hatte gewünscht, er würde keine Krawatte tragen, sodass sie einen besseren Blick auf seine Brust hätte werfen können.
Sie hatte eine Schwäche für schöne, muskulöse Männeroberkörper, ließ gern den Blick tiefer sinken, und sie erinnerte sich daran, dass die Linien seines Hemdes seinen durchtrainierten Körper gut zur Geltung gebracht hatten. Er hatte entspannt dagesessen, die Beine leicht geöffnet, die Arme auf den Oberschenkeln abgelegt und hatte ein athletisches, überlegenes Selbstbewusstsein ausgestrahlt.
Philippe war zwar auch attraktiv, aber nicht wirklich fit, und seine Haltung entsprach der vieler Geschäftsleute und Intellektueller: Kopf und Körper bildeten nur bedingt eine Einheit.
Oscar dagegen stand im krassen Gegensatz zu ihrem Ehemann. Kopf und Körper bildeten ein kraftvolles Team. Seine intensive Aura ließ die der anderen Männer im Raum vergleichsweise blass wirken. Er war einige Jahre älter als Valérie, und in seinem vollen Haar zeigten sich bereits Silberfäden. Das und der dunkle Schatten seines Nachmittagsbarts, der sein hartes Kinn betonte, hatte sie sehr männlich gefunden. Seine Augen, die länger und tiefer in ihre geblickt hatte, als es bei einem Dinner unter Fremden üblich war, waren dunkelgrün. Sie war von seiner Augenfarbe fasziniert gewesen und hatte mehrmals den Blick abwenden müssen, weil sie gefürchtet hatte, dass die Intimität sie sonst überwältigt hätte.
Sie erinnerte sich noch genau daran, wie er einen Ellenbogen auf den Tisch gestützt und sich mit dem Daumen leicht über die Lippen gestrichen hatte, während er sie anschaute und mit ihr sprach. Sie fand ihn sexy, und zugleich wirkte er ein bisschen gerissen auf sie.
Als Ehefrau eines Diplomaten waren Dinnerpartys für sie gleichbedeutend mit einem Halbtagsjob gewesen, und dabei war sie vielen sehr gut aussehenden Männern begegnet, verheiratet oder Singles. Aber nie hatte Valérie sich vorstellen können, sich mit einem von ihnen einzulassen. Sie und Philippe waren zu dieser Zeit sehr glücklich miteinander. Und trotzdem hatte Oscar einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Obwohl sie sich an jenem Abend nur unterhalten hatten, glaubte Valérie eine sinnliche Unterströmung zu spüren. Fühlte er es auch? Fast war sie sicher gewesen, denn seine Blicke hatte er nur von ihren Augen abgewandt, wenn sie zu ihrem Haar oder zu ihrem Oberkörper wanderten. Es hatte ihr gefallen, weil sie ihn auch sehr attraktiv gefunden hatte.
Aber sie hatte nie herausgefunden, ob das wirklich der Fall war. Sie und ihre Schwester standen sich nicht besonders nah und besprachen grundsätzlich nichts Vertrauliches. Valérie hatte gehofft, dass die anderen ihr gegenseitiges Interesse an diesem Abend nicht bemerkt hatten.
Philippe hatte sich auch mit Oscar unterhalten, und auf dem Weg nach Hause hatte ihr Ehemann ihr erzählt, dass er und Oscar Telefonnummern ausgetauscht hatten. Offensichtlich reiste Oscar jobbedingt gelegentlich nach Los Angeles. Sie hatte das nonchalant hingenommen, war aber insgeheim aufgeregt gewesen. Aber obwohl er sich enttäuschender Weise nicht bei ihnen gemeldet hatte, hatte Valérie ihn nie vergessen.
Und ganz offensichtlich hatte er nichts von seiner attraktiven Wirkung auf sie verloren, denn warum sonst fühlte sie sich jetzt bei ihrem Telefonat so aufgeregt wie ein Schulmädchen?
“Philippe fährt mit den Kindern ein paar Tage zu seinen Eltern in die Bretagne, und ich bleibe solange allein in Paris. Wenn du Lust hast, könnten wir uns morgen auf einen Kaffee treffen.”
“Aber ja! Das ist ja großartig! Du wohnst im sechzehnten Arrondissement? So steht es jedenfalls auf der Adresse, die mir deine Schwester gegeben hat.”
“Ja, das stimmt. Direkt bei uns an der Ecke gibt es das Café Liberté. Es hat eine blaue Markise, du kannst es gar nicht übersehen. Es ist gegenüber von einem Laden, der immer viele Blumenkübel vor der Tür hat.”
“Ich werde es schon finden. Sagen wir um vier?”
“Perfekt. Dann morgen um vier.”
“Ich freue mich auf deine Gesellschaft! Es ist nicht schön, allein in Paris zu sein.”
“Ach, ist deine Frau nicht mitgekommen?”, hakte Valérie sofort nach und verdrehte dann entnervt über ihre neugierige Frage die Augen.
“Nein, sie hat viel in New York zu tun, da vermisst sie mich nicht. Ich
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