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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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will nicht wissen, wie es in dieser Bank zugeht, Junge. Ich will wissen, ob du die Leute gefragt hast, wie sie sich die Sache vorstellen.«
    Es entstand eine längere Pause, während der nur das Knistern des verbrennenden Tabaks zu hören war, wenn einer der Männer an seiner Zigarette zog.
    »Nein«, antwortete Nasif schließlich mit gesenktem Haupt. »Nein, ich habe weder mit meinen Vorgesetzten gesprochen, noch mit der Staatsanwaltschaft.«
    Wieder unmutiges Raunen, diesmal deutlich lauter.
    »Ich habe es nicht gemacht, weil ich weiß, dass es absolut nichts bringen würde. Jeder von euch hat, so leid es mir persönlich auch tut, Verträge unterschrieben, und diese Verträge sind rechtlich nun einmal nicht zu beanstanden.«
    »Du willst uns damit sagen«, mischte sich wieder sein Vater ein, »dass es in diesem Land möglich ist, Menschen zu belügen und zu betrügen, ihnen falsche Versprechungen zu machen, ohne dafür die Verantwortung übernehmen zu müssen? Willst du uns das sagen, Sohn?«
    Nasif schluckte.
    »Ich weiß, dass ich große Schuld auf mich geladen habe, als ich euch diese Papiere zum Kauf empfohlen habe.«
    »Du hast uns dieses Zeug nicht zum Kauf empfohlen «, legte sein ältester Bruder unvermittelt los. »Du hast uns geradezu genötigt, es zu kaufen. Du hast uns mit offenen Augen ins Verderben geschickt, du Idiot.«
    Die vorgeschobene Hand seines Vaters sollte ihn offenbar zur Besonnenheit mahnen, doch dieser Versuch scheiterte schon im Ansatz, denn Osman Yildirim, der große Bruder, hob die Stimme weiter an.
    »Du hast gesagt, es sein ein todsicherer Tipp, den du da für uns hättest, bei dem überhaupt nichts schiefgehen könnte. Und dass es unmöglich wäre, auch nur einen einzigen Euro Verlust zu machen. Und jetzt sieh, was du angerichtet hast in der Familie.«
    Die letzten Worte hatte er seinem Bruder geradezu hasserfüllt entgegengeschleudert.
    »Bitte, Osman«, versuchte der Vater erneut, ihn ein wenig zu besänftigen.
    »Ich will mich nicht beruhigen, Baba. Dieser Lump hat dafür gesorgt, dass meine Familie und ich die nächsten 20 Jahre nur für diesen Mist bezahlen können, den er uns aufgeschwatzt hat. Meine Kinder fragen mich schon, warum wir uns nicht, wie alle anderen, endlich ein neues Auto kaufen. Oder warum ihre Spielsachen immer älter werden und es nichts Neues gibt.«
    »Ich kann deine Wut verstehen, Osman«, begann Nasif vorsichtig, »aber ein bisschen musst du schon vor deiner eigenen Tür kehren. Ich habe dir nämlich nicht geraten, auch noch diese horrenden Kredite aufzunehmen, um weitere Aktien der Nordhessenbank zu kaufen. Dafür musst du schon selbst die Verantwortung übernehmen. Und wenn du schon nach einem Schuldigen suchst, dann kannst du genauso gut bei deiner Gier anfangen.«
    Für einen Augenblick sah es aus, als würde Osman Yildirim aufspringen, um seinen Bruder mit den bloßen Händen zu erwürgen, doch nach einem kurzen Zucken fasste er sich und blieb sitzen.
    »Wir sind alle betroffen, Osman«, sagte einer der Onkel sehr ruhig und gefasst, wobei sein Kopf zwischen den beiden Brüdern hin und her pendelte. Dann jedoch blieb sein Blick an Nasif hängen.
    »Du musst etwas tun«, forderte er den Neffen auf. »Du musst etwas tun, sonst leidet die Familie noch mehr unter der Situation. Und vielleicht wird sie zerbrechen, und das wäre noch tausendmal schlimmer als der gesamte finanzielle Verlust, den wir alle erleiden mussten.«
    Sein Blick fixierte weiterhin Nasif, doch es hatte den Anschein, als würde er durch ihn hindurchsehen.
    »Mach uns wenigstens einen Vorschlag. Sag uns, dass du mit den Leuten reden wirst, Nasif, sonst dreht am Ende noch jemand durch, und das will doch niemand.«
    »Ich würde dir gern sagen, dass es Hoffnung gibt, Onkel, aber ich will und werde dich nicht anlügen, denn es gibt keine Hoffnung. Das Geld, von dem wir reden, ist verloren. Es ist leider völlig verloren.«
    »Und es gibt wirklich keine Möglichkeit?«
    »Nein, es gibt keine.«
    »Damals«, ergriff Osman wieder das Wort, »hast du gesagt, wenn etwas schiefgehen sollte, was ja total ausgeschlossen wäre, würdest du persönlich uns den Schaden ersetzen. Genau das hast du gesagt.«
    »Aber ich wusste doch nicht, was für Risiken wirklich mit dem Investment verbunden waren«, rechtfertigte sich der überforderte Nasif. »Ich habe nicht so viel Geld, und das weiß auch jeder von euch.«
    Er bedachte seinen großen Bruder mit einem verachtenden Blick.
    »Wäre es dir lieber, ich

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