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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Spezialisten Phantombilder Ihrer vermeintlichen Problemlöser anzufertigen.«

    *

    Zwei Stunden später war klar, dass Kurz die Wahrheit gesagt hatte. Mit keiner der im Haus befindlichen Waffen war in den letzten Monaten geschossen worden. Außerdem passte keines ihrer Kaliber mit jenem der Projektile zusammen, die am Tatort sichergestellt worden waren, was ein kurzer Anruf bei dem überraschend auskunftsfreudigen Heini Kostkamp ergab. Immerhin hatten sie nun zwei mehr oder weniger aussagekräftige Phantombilder der Männer, mit denen Kurz sich in der Einkaufspassage getroffen hatte, und nach denen ab sofort mit Hochdruck gefahndet wurde. An die Konterfeis der anderen beiden hatte der Handwerker nach eigener Aussage keine ausreichende Erinnerung mehr.
    »Also alles auf Anfang«, fasste Hain die Ermittlungsergebnisse zusammen, als sie gegen 19.30 Uhr über den Hinterausgang das Präsidium verließen.
    »Ja, das stimmt. Aber immerhin haben wir zwei mehr oder weniger Verdächtige, wobei ich mir keine wirklich großen Illusionen über ihre Tatbeteiligung mache.«
    »Du meinst, sie haben mit der Sache nichts zu tun?«
    »Ganz ausschließen können wir es natürlich nicht, Thilo, aber es ist schon sehr zweifelhaft.«
    »Das dachte ich auch die ganze Zeit, aber eben ist mir ein Gedanke durch den Kopf geschossen.«
    Der Oberkommissar sah zum Himmel, wo sich drohend schwarze Wolken auf Kassel zuschoben und ein Gewitter in der Luft lag.
    »Was, wenn sich die Brüder gedacht haben, diesen Vontobel sehen wir uns mal an? Dann haben Sie ihn sich angesehen, haben gesehen, was er so alles besitzt, und sich überlegt, ihn auszunehmen. Dazu sind sie bei ihm vorstellig geworden, was irgendwie aus dem Ruder gelaufen ist. Und schwupps, schon haben wir eine Leiche im Wohnzimmer liegen.«
    »Interessanter Ansatz. Inhaltlich würde er aber bedeuten, dass Vontobel sie freiwillig in sein Haus gelassen haben muss, was ich mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen kann.«
    »Ja, da legst du den Finger in eine kleine Schwäche der Theorie, das gebe ich zu.«
    »Ich bin müde, Thilo. Im Augenblick können wir nichts weiter tun, also lass uns für heute Feierabend machen.«
    »Die Idee ist so gut, dass sie von mir sein könnte«, erwiderte Hain zufrieden.

12
    Manfred Eisenberg beugte sich nach vorn, griff zum Telefon und blätterte durch seine Kontakte. Als er den gesuchten Eintrag gefunden hatte, drückte er auf die grüne Taste und wartete, bis das Gespräch aufgebaut war.
    »Wir müssen uns sehen«, sagte der 69 Jahre alte Mann, nachdem der Angerufene sich gemeldet hatte.
    »Gleiche Stelle wie immer, in vier Stunden.«
    Nach einer kurzen Bestätigung von der anderen Seite legte er grußlos auf.
    Die gleiche Stelle wie immer war eine Parkbank in der Karlsaue, dem großen innerstädtischen Park Kassels. Dort saß, als Eisenberg ankam, ein durchtrainierter Mann von etwa 35 Jahren und fütterte die im gleißenden Licht des Sonnenuntergangs im Wasser vor ihm schwimmenden Enten.
    »Stets das gleiche Bild, wenn ich hier ankomme.«
    »Ja, und das wird sich auch in der Zukunft nicht ändern. Ein bisschen mehr Verlässlichkeit würde übrigens der Menschheit insgesamt gut zu Gesicht stehen, finde ich.«
    »Hört, hört. Heute steht bei Ihnen wohl die philosophische Ader im Vordergrund.«
    »Ach, lassen Sie mal. Ich will meine unmaßgebliche Meinung besser nicht zur Referenz für eine bessere Welt machen.«
    Eisenberg setzte sich, ohne auf die letzten Worte des braungebrannten Mannes neben ihm einzugehen.
    »Es gibt Arbeit«, stellte er stattdessen fest.
    »Das ist gut. Ich hatte schon befürchtet, dass unsere Geschäftsbeziehung eingeschlafen ist.«
    »Aber mitnichten, mein Lieber. Ich brauche Sie dringender denn je.«
    »Das klingt nach einem lukrativen Auftrag.«
    »Den ich Ihnen hiermit übertrage.«
    Eisenberg ließ den Blick kurz durch den Park kreisen, griff dann in seine Aktentasche und zog eine Kladde heraus.
    »Hier finden Sie alle notwendigen Daten. Wir haben zwei Ziele, und die Ausführung des Auftrags duldet keinen, aber auch wirklich nicht den geringsten Aufschub. Und wir brauchen einen Unfall, einen plausiblen, nicht anzuzweifelnden Unfall, das ist besonders wichtig.«
    Norman Wachter, sein Gegenüber, studierte kurz die Unterlagen.
    »Wenn es so schnell gehen muss, wie Sie sagen«, fasste er das Gesehene kurz zusammen, »kann ich es nicht allein machen. Ich brauche die Freigabe für einen, vielleicht auch zwei oder drei

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