Pechstraehne
ist. Das mache ich wirklich nicht.«
»Und dieser Kollege hatte Erfahrung mit diesen Leuten?«
»Ja. Die haben ihm mal geholfen, als ein Bauherr nicht zahlen wollte. Soll wohl ganz fix seine Meinung geändert haben, der Mann.«
»Und wie ging das weiter?«, schnaubte Hain den Handwerker an. »Wurde der Deal komplett am Telefon abgewickelt?«
»Nein, ich habe mich zweimal mit ihnen getroffen.«
»Wo war das?«
»Im City-Point. Da gibt es eine Eisdiele, dort musste ich auf sie warten.«
»Mensch«, wurde Hain noch ein wenig ungehaltener, »nun lassen Sie sich nicht jeden Span aus der Nase ziehen. Los, wie ist das abgelaufen?«
Kurz warf Lenz einen hilfesuchenden Blick zu, bevor er weitersprach, doch der Hauptkommissar verzog keine Miene.
»Das war wie im Agentenfilm. Ich musste zuerst zwei Runden über den Königsplatz drehen, dann einmal aus dem Hinterausgang und einmal aus dem Vorderausgang gehen, und danach erst durfte ich mich in der Eisdiele an einen Tisch setzen. Ungefähr eine halbe Stunde später kamen sie dann.«
»Ja, weiter!«
»Sie wollten wissen, worum es gehen würde. Nachdem ich es Ihnen erzählt hatte, sprachen sie ziemlich lang in einer fremden Sprache miteinander. Natürlich glaube ich, dass es Russisch war, aber beschwören kann ich das nicht. Danach wollten sie meine Telefonnummer, haben mir erklärt, dass sie ein paar Dinge klären müssten, und sind abgehauen.«
Er sah betreten zu Boden.
»Mir ist schon auf dem Nachhauseweg klar geworden, dass ich einen riesigen Fehler gemacht hatte, aber da war es nun mal leider zu spät.«
»Was geschah weiter?«, wollte Lenz wissen.
»Zwei Tage später haben sie mich angerufen. Wollten 50.000 Euro von mir als Anzahlung. Ich habe sie gefragt, ob sie noch ganz dicht sind und einfach aufgelegt, aber so leicht kommt man bei solchen Leuten nicht durch. Am nächsten Abend standen sie in meiner Werkstatt und drohten, mir die Bude über dem Kopf anzustecken. Und wenn mir das nicht reichen sollte, würden sie sich meine Töchter vornehmen.«
Kurz atmete schwer durch.
»Da bin ich ausgerastet. Ich hatte eines meiner Gewehre, das zur Reparatur musste, in der Werkstatt liegen, und mit dem in der Hand habe ich die beiden vom Hof gejagt. Sie hätten mal sehen sollen, wie die gerannt sind. Wie die Karnickel.«
»Damit war die Sache erledigt?«
Der Schreiner schüttelte betreten den Kopf.
»Nein, leider nicht. Letzte Woche sind wieder zwei in der Werkstatt aufgetaucht, diesmal ganz andere. Haben auch mit Akzent gesprochen und mir erklärt, dass ich noch drei Tage Zeit hätte, dann würde etwas Schlimmes passieren, wenn ich bis dahin nicht gezahlt hätte. Passiert ist aber dann doch nichts, vielleicht auch deshalb, weil meine Kinder gerade im Ferienlager sind.«
»Und dann kamen wir«, setzte Hain den Gedanken des Mannes fort.
»Ja. Dann kamen Sie.«
Sein Blick heftete sich intensiv an Hain.
»Ich hatte wirklich Schiss und konnte ja nicht ahnen, wer Sie in Wirklichkeit sind, und es tut mir ehrlich leid, was da auf dem Hof passiert ist. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie von der Polizei sind, hätte ich Sie mit offenen Armen empfangen, das können Sie mir glauben. Ich hatte mir nämlich gerade gestern im Wald überlegt, dass es so nicht weitergehen kann und ich zur Polizei gehen muss, damit der Spuk ein Ende hat.«
»Diesen Zahn muss ich Ihnen leider ziehen, Herr Kurz«, bremste Lenz den Mann. »Nach dem, was Sie da heute abgeliefert haben, kommen zu dem, das Sie Spuk nennen, noch ein paar Sachen hinzu. Und wenn diese Russen, oder welcher Herkunft sie auch immer sein mögen, tatsächlich etwas mit dem Mord an Sven Vontobel zu tun haben sollten, sieht es ohnehin zappenduster für Sie aus.«
»Das können Sie vergessen. Die sollten ihn einfach ein bisschen erschrecken, nicht mehr. Die waren das nicht, garantiert.«
»Das würde ich jetzt an Ihrer Stelle auch sagen«, erwiderte Hain skeptisch. »Und jetzt hätten wir gern Ihren Waffenschrankschlüssel und die Erlaubnis, uns Ihre Schusswaffen anzusehen und eventuell einer Prüfung zu unterziehen.«
Kurz griff wortlos in seine Hosentasche und warf ein dickes Schlüsselbund auf den Tisch.
»Hier, machen Sie damit, was Sie wollen. Aber fangen Sie bitte an mir zu glauben, dass ich mit dem Mord an diesem verdammten Vontobel nichts zu tun habe.«
»Das wird sich zeigen. Bis wir Klarheit darüber haben, was mit den Waffen ist, bleiben Sie auf jeden Fall hier. Die Zeit können Sie nutzen, zusammen mit unserem
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