Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
nickte dem in einer Ecke sitzenden Schutzpolizisten zu, woraufhin der sich leise verzog.
    »So sieht man sich wieder, Herr Kurz. Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich habe Durst.«
    »Dem kann abgeholfen werden«, meinte der Hauptkommissar freundlich und gab Hain einen Wink. Kurz darauf stand eine Flasche Wasser auf dem Tisch, aus der sich der Schreiner großzügig bediente. Nach einem kurzen Geplänkel und der obligatorischen Belehrung kam Lenz auf den Punkt.
    »Sie sind hier, weil wir Sie einer schweren Straftat verdächtigen, Herr Kurz.«
    »Das habe ich verstanden. Und ich sage Ihnen, dass dieser Verdacht die größte Scheiße ist, die ich jemals in meinem Leben gehört habe.«
    »Davon können Sie meinen Kollegen und mich gern überzeugen. Aber zunächst müssen Sie uns einige Fragen beantworten.«
    Ein kurzes Nicken.
    »Sie kannten Sven Vontobel?«
    »Klar kannte ich ihn, ist doch kein Geheimnis.«
    »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    Kurz hob den Kopf und warf dem Polizisten einen verächtlichen Blick zu.
    »Als er mir das Blaue vom Himmel heruntergelogen hat, um mir diese wertlosen Anteilscheine zu verhökern.«
    »Wann war das?«
    »Vor zwei Jahren.«
    »Und wie sind Sie an Herrn Vontobel gekommen?«
    »Gar nicht. Er ist auf mich gekommen.«
    »Wie muss ich mir das vorstellen?«
    »Mein Vater war zeit seines Lebens Kunde der Nordhessenbank. Als er vor zwei Jahren gestorben ist, wussten die natürlich ganz genau, wie viel Geld er zu vererben hatte. Außerdem waren da auch noch die Immobilien, also die Werkstatt und unser Wohnhaus.«
    »Von welcher Summe sprechen wir hier?«
    »Knapp drei Millionen, alles zusammen.«
    »Und die haben Sie tatsächlich geerbt?«
    Wieder ein kurzes Nicken.
    »Und dann hat sich Sven Vontobel bei Ihnen gemeldet?«
    »Ja. Er hat sich bei uns gemeldet und einen auf absoluten Insider gemacht. Wollte, dass wir weiterhin die gesamte Kohle bei denen anlegen.«
    »Und haben Sie es gemacht?«
    Ein Nicken.
    »Ja, fast alles. Ein bisschen haben wir aufs Festgeldkonto gepackt, ein bisschen für die Ausbildung der Kinder getan, den Rest haben wir ihm praktisch zur freien Verfügung gelassen.«
    »Und was ist mit dem Geld passiert?«
    »Zunächst hat sich alles ganz gut entwickelt. Eigentlich sogar ziemlich gut. Das war auch der Moment, wo wir größer eingestiegen sind.«
    »Wie?«, wollte Hain wissen. »Was meinen Sie mit größer eingestiegen ?«
    Kurz schluckte.
    »Wir haben uns wohl ein bisschen blenden lassen von der guten Rendite; also haben wir weitere Aktien gekauft. Auf Kredit.«
    »Auf Kredit?«, fragte Lenz nach. »Wie kann man denn Aktien auf Kredit kaufen?«
    Wieder bewegte sich der Adamsapfel des Handwerkers auf und ab.
    »Das ging eigentlich ganz einfach. Viel zu einfach, wenn Sie mich heute fragen.«
    Es entstand eine Pause, in der die beiden Polizisten den Eindruck gewannen, dass Kurz eine schmerzhafte Erinnerung durchlebte.
    »Irgendwann hat Vontobel angerufen und uns erklärt, dass die Nordhessenbank weitere Anteile verkaufen würde. Und dass die natürlich genauso gut laufen würden wie die ersten. Meinen Einwand, dass wir kein Geld mehr hätten, konterte er damit, dass wir doch unser Depot beleihen könnten. Die Bank würde uns den gesamten Depotwert als Kredit zur Verfügung stellen.«
    »Darauf haben Sie sich eingelassen?«
    »Ja, blöd, wie ich war, schon. Das Investment hat sich dann allerdings ganz und gar nicht so entwickelt, wie ich mir das vorgestellt und er es uns vorgegaukelt hatte.«
    Kurz kämpfte offensichtlich mit den Tränen.
    »Vor etwa einem halben Jahr war der Aktienkurs bei ungefähr der Hälfte des Kaufkurses angekommen, was für sich betrachtet schon eine absolute Katastrophe war. Für uns war es der K.-o.-Schlag, weil damit eine automatische Verkaufsorder wirksam und unser Kredit sofort fällig gestellt wurde.«
    Lenz schüttelte den Kopf.
    »Da komme ich nicht mit. Sie hätten doch einfach darauf warten können, dass sich der Kurs erholt.«
    »Das stimmt. Wenn es unser Geld gewesen wäre. Weil wir aber den Punkt der Unterdeckung des Kredites erreicht hatten, lief das Ganze dann praktisch vollautomatisch.«
    »Das heißt«, fasste Hain zusammen, »dass Sie Ihr komplettes Investment an die Bank abtreten mussten. Dass Sie es verloren haben.«
    »Bis auf den letzten Cent, ja.«
    »Wie ging es weiter?«
    Kurz sah von einem der Beamten zum anderen.
    »Na, wie soll es schon weitergegangen sein. Von dem Augenblick an war Sven Vontobel für uns nicht mehr zu

Weitere Kostenlose Bücher