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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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süffisant.
    »Schon klar, Thilo, aber es spielt uns schon einen gewissen Vorteil gegenüber der Führungsabteilung der Bank in die Hände. Wenn ich mir anschaue, wie arrogant dieser van Roon uns vorhin abgefertigt hat, dann sagt das einfach, dass er sich im Moment für ziemlich unangreifbar hält.«
    Der Hauptkommissar kratzte sich am Kinn.
    »Ich weiß, dass man sich wegen einer solchen Überwachungsgeschichte keine großen Sorgen machen muss, was die Bestrafung angeht, aber es verändert die Sache nach meiner Meinung schon ein wenig.«
    »Allerdings«, gab Gecks zu bedenken, »bräuchten wir, um herauszufinden, ob das Video tatsächlich in der Bank aufgenommen wurde, einen Durchsuchungsbeschluss. Und da bin ich im Augenblick eher skeptisch.«
    Lenz nickte.
    »Ich rufe gleich mal Oberstaatsanwalt Marnet an und spreche mit ihm. Vielleicht ist ja wirklich an Thilos Vermutung etwas dran, dass der Gute auch von den Anlageberatern der Nordhessenbank über den Tisch gezogen wurde und er deswegen aus reinem Eigennutz keine Einwände geltend macht. Außerdem sollten wir den Film dieser Lippenleserin vorspielen, mit der wir schon mal zusammengearbeitet haben. Vielleicht kann sie, trotz der miesen Qualität, etwas Brauchbares erkennen.«
    »Ich kümmere mich darum«, bot Rolf-Werner Gecks an.
    »Und ich überlege gerade«, meinte Hain nachdenklich, »dass es doch, immer vorausgesetzt, dass wir von einem Überwachungssystem in der Bank sprechen, garantiert nicht nur diese eine Kamera gibt. Es wäre doch völlig gaga, nur dieses Klo zu überwachen. Also muss es auch einen Raum geben, in dem die ganzen Daten gesammelt werden. Außerdem braucht man Personal zum Auswerten und das alles.«
    »Und es braucht einen, der die Überwachung anordnet, vergessen wir das nicht«, gab Lenz zu bedenken.
    »Na ja, in einer Aktiengesellschaft hat am Ende immer der Vorstandsvorsitzende den Hut auf, und das ist unser aller Freund Rudolph Gieger.«
    »Gut«, fasste Lenz zusammen, »dann versuche ich jetzt, den Durchsuchungsbeschluss zu erwirken. RW, du versuchst herauszufinden, von wem oder von wo die Mail geschrieben wurde. Und Thilo, du kümmerst dich darum, dass …«
    Er wurde vom Klingeln seines Telefons unterbrochen.
    »Ja, Uwe, was gibt es?«, meldete der Hauptkommissar sich nach einem Blick auf das Display.
    »Komm doch bitte noch einmal kurz bei mir vorbei, wenn du Zeit hast, Paul.«
    »Ich hab aber keine Zeit.«
    »Dann nimm sie dir. Es ist wirklich wichtig.«
    Lenz dachte einen Moment nach.
    »Dann hoffe ich in deinem eigenen Interesse, dass es wirklich wichtig ist, mein Freund. Ich bin in zwei Minuten da.«
    Das Wichtige , von dem Wagner gesprochen hatte, saß auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch des Pressesprechers und hörte auf den Namen Günter Schwich, seines Zeichens Vorgänger von Lenz auf der Stelle des Leitenden Hauptkommissars von K11.
    »Günter«, flötete der aktuelle Boss der Abteilung, nachdem sich sein erstes Entsetzen gelegt hatte. »Was treibt denn dich alten Bullen ins Präsidium?«
    Schwich, ein groß gewachsener, bärenhafter Typ mit Schuhgröße 49 und schlohweißen Haaren, drehte sich um und reichte Lenz die Hand.
    »Uwe hat mich angerufen und gefragt, ob ich mal auf die Schnelle vorbeikommen könnte.«
    »Ach«, erwiderte Lenz mit einem funkelnden Blick in Richtung des unschuldig dreinschauenden Mannes hinter dem Schreibtisch, »der Uwe ist es also, der dir deine kostbare Zeit stehlen will.«
    Schwich atmete tief durch und legte die Arme in den Schoß.
    »Meine kostbare Zeit ist längst am Ablaufen, und das weiß hier im Präsidium auch jeder. Und, um es genau zu sagen, werde ich in Zukunft noch mehr Zeit für mich haben, weil ich vorgestern meine Frau beerdigt habe.«
    Ach du Scheiße , dachte Lenz.
    »Das tut mir leid, Günter. Mein Beileid dazu.«
    Der große Mann winkte ab.
    »Lass mal. Sie hat mich am Schluss nicht einmal mehr erkannt. Alles an ihr war voll mit Krebs, und dass sie gestorben ist, war für alle Beteiligten eine Erlösung.«
    »Wenn ich das gewusst hätte«, warf Wagner leise ein, »hätte ich dich überhaupt nicht erst angerufen, Günter.«
    »Auch das ist voll in Ordnung. Zu Hause fällt mir sowieso nur die Decke auf den Kopf.«
    Er machte eine aufmunternde Geste, die allerdings eher ihm selbst gelten sollte.
    »Also, Männer, wie kann ein gut 75-jähriger Greis den jungen Kollegen helfen?«
    »Es geht um Rudolph Gieger«, antwortete Lenz, »und die Hintergründe seiner angeblichen

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