Pechstraehne
im Anschluss in der hinteren Toilettenkabine, also der rechten.
»Das ist Markus Specht!«, rief Hain. »Aber ich höre kein Türgeklapper oder so was, RW. Gibt es keinen Ton?«
»Nein, offenbar nicht.«
Es dauerte etwa weitere 30 Sekunden, bis sich die Tür zum Vorraum erneut öffnete, und zwei weitere Männer sichtbar wurden.
»Mann, Mann, Mann, das ist ja ein richtig interessantes Programm«, entfuhr es Lenz, der erkannt hatte, dass einer der beiden Sven Vontobel war.
»Der eine ist Vontobel, aber wer ist der andere?«
»Das ist Nasif Yildirim, du Blindschleiche«, stöhnte Hain. »Setz gefälligst deine Brille auf.«
Lenz dachte gar nicht daran, sondern konzentrierte sich wieder auf das, was auf dem Monitor zu sehen war. Dort schien es, als würden die beiden Bankmitarbeiter in Streit geraten. Vontobel hob drohend den rechten Zeigefinger und fuchtelte damit direkt vor der Nase des Türken herum, der jedoch keineswegs ängstlich wirkte, was den Abteilungsleiter offensichtlich noch wütender machte. Gut 15 Sekunden später fasste er deshalb Yildirim am Jackett und presste seinen Mitarbeiter an die hinter ihnen liegende Wand, womit die Oberkörper der beiden kurz aus dem Bild verschwanden. Dann jedoch änderte sich die Situation schlagartig, denn offenbar hatte Yildirim sich freigemacht und stieß seinen Chef so rüde von sich, dass Vontobel in den Raum mit den Toiletten stolperte und schließlich auf die Fliesen stürzte. Der türkische Investmentbanker setzte hinterher und baute sich drohend über ihm auf.
»Warum, verdammt, kriegen wir keinen Ton?«, fragte Hain erneut.
»Weil er entweder nicht mit aufgenommen oder bewusst gelöscht wurde«, brummte Gecks genervt. »Und jetzt hör auf rumzujammern und schau hin, du Weichei.«
Yildirims Hand fuhr nach vorn und umklammerte für ein paar Sekunden Vontobels Hals. Offenbar schrie der Türke ihm etwas ins Gesicht, das den Abteilungsleiter seiner Reaktion nach deutlich ängstigte, denn er riss die Augen auf und hob die Arme schützend vor sein Gesicht. Dann richtete der türkische Bankmitarbeiter sich auf, drehte sich um und verließ den Raum. Vontobel blieb noch etwa 10 Sekunden auf dem Boden sitzen, stand danach unsicher auf und wankte in den Vorraum, wo er sich die Hände und das Gesicht wusch. Dann band er sich die Krawatte neu, ordnete Hemd und Sakko und verließ gut zwei Minuten nach Yildirim die Toilette. Weitere eineinhalb Minuten später öffnete sich die Tür zur rechten Toilettenkabine, und es tauchte ein sichtlich vergnügter Markus Specht auf, der, ohne sich die Hände zu waschen, ebenfalls den Raum verließ.
Kurz darauf brach der Film ab, und der Eröffnungsbildschirm des Videoprogramms erschien.
»Meine Fresse, bei denen ging es ja mächtig zur Sache«, fand Hain als Erster wieder zu Worten.
»Ja, aber warum wurde das alles aufgenommen?«, fragte Lenz ebenso sich selbst wie seine Kollegen. »Und wo wurde es aufgenommen?«
»Da kommt für mich nur die Bank infrage«, antwortete Gecks. »Ich sehe nämlich nicht, wo sonst die drei sich in dieser Konstellation getroffen haben könnten. Im Übrigen lässt sich das durch einen Lokaltermin ja relativ einfach herausbekommen.«
»Das ist richtig«, stimmte Hain ihm zu. »Allerdings stellt sich zunächst die große Frage, wer uns das Video überhaupt zur Verfügung gestellt hat.«
Er sah Gecks erwartungsvoll an, der jedoch abwehrend mit den Schultern zuckte.
»Die E-Mail-Adresse, von der aus es geschickt wurde, dürfte schwer nachzuvollziehen sein, zumindest hat das meine erste, allerdings noch nicht sehr aussagekräftige Überprüfung ergeben. Und wenn die Mail dann noch in irgendeinem Internetcafé losgeschickt wurde, wird es nahezu unmöglich sein, den Absender zu ermitteln.«
Er bedachte seine Kollegen mit einem resignierten Blick.
»Euch brauche ich sicher nicht zu erklären, dass jemand, der nicht gefunden werden will und der sich halbwegs in der digitalen Welt auskennt, auch nicht gefunden wird.«
»Da gebe ich dir absolut recht«, stimmte Lenz ihm zu. »Was mich ein wenig irritiert, ist die Tatsache, dass, sollte die Aufnahme tatsächlich aus der Bank stammen, wir es hier auch mit einem sehr ernsten Fall der Missachtung von Arbeitnehmerrechten zu tun haben. Soweit ich weiß, ist es nämlich strengstens verboten, seine Mitarbeiter auf dem Klo zu filmen.«
»Im Vergleich zu dem von uns untersuchten Doppelmord sollten wir das allerdings eher hintanstellen«, bemerkte Hain
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