Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
Vom Netzwerk:
interessiert, ob sie dich ankotzen? Du sollst nur mit dem einen oder anderen vögeln, sonst verhungern wir.«
    »Sei nicht so gemein, Schatz. Der einzige Mann, der mir gefällt, bist du.«
    »Spiel mir hier nicht die treue Freundin. Seit drei Monaten machst du nun schon auf Hausfrau. Als ich dich kennen lernte, warst du noch die größte Schlampe weit und breit.«
    »Mag sein. Aber alles hat mal ein Ende. Und ich hab einfach die Schnauze voll. Auch davon, dass du mir jeden Tag mit demselben Thema kommst. Roll uns lieber einen Joint. Und Schluss jetzt.«
    »Okay... wohl besser so... Und warum gehst du nicht für jemanden bügeln oder suchst dir einen Job in Miramar?«
    »Ich sagte dir doch schon, lass das Thema, sonst streiten wir uns noch.« »Mach die Tür zu.«
    Wir rauchen gerne gemeinsam einen Joint und trinken Rum dazu. Wenn wir high sind, vögeln wir stundenlang und finden kein Ende. Mein Schwanz wird zum reinsten Stahlrohr. Ich holte das Kraut raus und wollte gerade einen Joint drehen, da wurde kräftig an die Tür gebollert. »Machen Sie die Tür auf! Polizei!«
    Meine Eier machten einen Satz. Rasch versteckte ich alles unter der Matratze, was anderes fiel mir nicht ein. Jetzt war ich wirklich angeschissen: Ich hatte zwei Kilo Marihuana bei mir!
    Es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Wieder wurde heftig an die Tür gebollert. lsabel fing an zu zittern, öffnete aber die Tür. Ein Polizist steckte den Kopf herein. »Haben Sie einen Kühlschrank?«
    »Nein, warum?«
    Sie hatten Baldomero Handschellen angelegt. Er hielt einen Plastikbeutel. Mit einem Griff in den Nacken stießen sie ihn voran.
    »Hat Ihnen dieser Bürger je Leber verkauft?«
    »Uns? Nein.«
    »Sind Sie da ganz sicher?« »
    Ganz sicher.«
    »Haben Sie je Leber gegessen, die von diesem Bürger stammte?«
    »Nein.«
    »Dann haben Sie wirklich Glück gehabt.« Meine Eier beruhigten sich wieder. Ich stand im Türrahmen und sah dem ganzen Geschehen zu. Die Polizisten gingen von Tür zu Tür und fragten in jedem Zimmer nach. Alle leugneten. Niemand hatte je Leber gegessen, die von diesem Bürger stammte. Daraufhin änderten die beiden Polizisten ihre Taktik. Sie pflanzten sich mit Baldomero in Handschellen und seinem Plastikbeutel in der Mitte der Dachterrasse auf. Alle Nachbarn sahen misstrauisch und angespannt von ihren Türen aus zu, was da vor sich ging. Derselbe Polizist fing wieder an zu sprechen. Der andere sagte kein Wort, setzte nur eine Miene auf, die besagte: Passt-bloß-auf-ich-habe-einen-dicken-Knüppel.
    »Alle mal gut herhören, Genossen! Dieser Bürger hier wurde heute Nachmittag von einer Streife dabei erwischt, wie er aus dem Leichenschauhaus mit einem Beutel voller Menschenleber kam...«
    Das allgemeine Raunen unterbrach den Polizisten. »Lasst mich ausreden! Dieser Bürger arbeitet seit zwei Monaten im Leichenschauhaus, und wir haben den begründeten Verdacht, dass er den Leichen die Leber entwendet und auf dem Schwarzmarkt als Schweineleber verkauft hat. Wir brauchen Zeugen...«
    Wieder raunten die Leute. Als Erste trat eine alte Frau vor.
    »Dieser Dreckskerl! Schämen solltest du dich, du Schwein! Ja, es stimmt, er hat uns Leber verkauft! Dafür muss er büßen!«
    lsabel und ich sahen uns an. Ich musste lachen. lsabel verzog angeekelt das Gesicht.
    »Hör auf, lsabel! Alles bereits verdaut und ausgeschissen. Vergiss das Ganze. Außerdem hattest du sie köstlich zubereitet. War echt lecker!«
    »Spar dir dein bestialisches Geschwätz, Pedro Juan!«
    »Sollen sich die alten Weiber um Baldomero kümmern. Ich zeige niemanden an. Und jetzt ist's Zeit, den Reifenschlauch aufzublasen und die Fanggeräte rauszuholen. Heute Nacht werde ich mich wohl ins Meer stürzen.«
    »Ah, Gott sei Dank. Ich werde der Virgen de la Caridad eine Kerze stiften, damit sie dir beisteht.«
    Ich schnappte mir den Schlauch und ging hinunter, um ihn aufzublasen. Baldomero sah den Polizisten zu, wie sie die Aussagen der entrüsteten Alten zu Protokoll nahmen. Er lächelte. Dieser Idiot lächelte doch tatsächlich. Keine Ahnung, worüber. Womöglich aus Angst.

 
     
Die Eisen der Toten
     
    Der Krebs fraß ihn von innen heraus auf und tötete ihn innerhalb weniger Monate. Er war gerade mal zweiunddreißig, wurde »Santico« genannt, der kleine Heilige, war aber in Wahrheit ein teuflischer Scheißkerl. Er verkaufte Avocados, Mangos, Zwiebeln, alles Mögliche von einem zweirädrigen Karren aus, verdiente sich jeden Tag ein paar Pesos, die er dann für Frauen,

Weitere Kostenlose Bücher