Peehs Liebe
Zimmer in der Stadt am Fenster und spielte Klavier.Ich musste mich konzentrieren, um nicht wieder verrückt zu werden. Als es dunkel wurde, sahen wir die flimmernden Lichter von Köln und den Vorstädten, Autos irrten wie Glühwürmchen in der Landschaft, folgten aber offensichtlich doch irgendwelchen StraÃen und Zielen. Auf dem Friedhof waren fast alle Gräber eingeebnet worden. ClaÃen hatte aber den unbedingten Wunsch, dort beerdigt zu werden. Er hatte mehrere Anträge bei der Gemeindeverwaltung wegen einer Grabstätte gestellt, doch seine Anfragen waren abgelehnt worden. Er war wütend, sagte, er wolle sich in Belgien einäschern lassen und genau da, wo er jetzt mit dem Rollstuhl stehe, wo man den besten Ausblick habe, solle seine Asche verstreut werden.
Als ClaÃen im Herbst 1997 starb, erfüllte ich ihm diesen Wunsch. Er starb, als ich ihn den Berg nach Keldenich hochschob. Wie immer sprach er vom vorangegangenen Spiel. Ich hatte groÃe Mühe, ihn zu schieben. Wir waren gerade am Wasserhäuschen, an der steilsten Stelle des Berges, als er kaum hörbar «Toor», «Tooor!» röchelte und dann plözlich still wurde. Der Rollstuhl erschien mir für einen Moment federleicht. ClaÃens Zigarre rollte neben dem Rollstuhl die StraÃe hinunter.
In der Nacht nach der Trauerfeier, verstreute ich mit Elena ClaÃens Asche. Danach saÃen wir am Steinkreuz. Elena weinte und erzählte, sie müsse bald weggehen, denn ClaÃens Sohn hatte das Haus geerbt und wollte mit seiner neuen Frau dort einziehen. Bevor Elena Kall verlieÃ, kam sie noch zu mir in die Cafeteria. Ich trug ihr Gepäck zum Bahnsteig. Danach sah ich sie nie wieder.
â¦
Rosarius sagte leise zu Annie, wie traurig es sei, Menschen kennenzulernen, diese wieder zu vergessen und nie wieder von ihnen und ihrem Leben zu hören. DrauÃen auf der Wiese kollerten die Truthähne. Annie las Rosarius aus dem «Hyperion» vor,
schau ich aufs Meer hinaus und überdenke mein Leben, sein Steigen und Sinken,
Rosarius erinnerte sich,
seine Seligkeit und seine Trauer und meine Vergangenheit lautet mir oft, wie ein Saitenspiel, wo der Meister alle Töne durchläuft, und Streit und Einklang mit verborgener Ordnung untereinanderwirft.
Es war Frühjahr geworden, auf dem matschigen Parkweg wendete nachts oft ein kleiner Firmenwagen. Scheinwerferlicht fiel in den Flur und streifte die Wand. Ein Mann mittleren Alters in Arbeitskleidung kam ins Heim, er besuchte seine Mutter. Annie sah ihn durch den Flur huschen, in einem Zimmer verschwinden, wo er neben dem Bett seiner Mutter saà und weinte.
Sie ging zu Rosarius, dessen Geist in der Vergangenheit weilte. Sie hörte ihm aufmerksam zu, wanderte in seinem Zimmer sitzend mit ihm durch Sand- und Geröllwüsten im Norden Afrikas, begleitete den Archäologen bei seinen Wanderungen durch die Wüste. Sie lehnte mit ihm an der Mauer eines verfallenen Kastells und gab ihm zu trinken.
Â
Bellarmin stand nah bei Annie, zog Hemd und Shorts aus, umarmte und küsste sie. Ihre Brüste berührten seinenOberkörper. Sie fühlte seine Finger auf ihren Handflächen, seine Lippen an ihrem Hals. Er hatte ihre Arme genommen, sie auf sich gezogen, sodass ihr nackter Oberkörper auf seinem lag.
----
Im Winter hat der Archäologe sein Lager im Sandmeer der syrischen Wüste aufgeschlagen. (Nord 35° 40â 35â Ost 38° 50â 38â) notiert er, ca. 83 Kilometer von Ar-Raqqa entfernt, hat er Meilensteine entdeckt, bilinguale Millarien, Säulen aus der Zeit der Trassenöffnung zwischen 162 und 363/64 n. Chr. Die in situ erhaltenen Steine waren nur von Flugsandschichten bedeckt. Die Via Nova Traiana verband nach der Annexion des Nabatäerreiches den landwirtschaftlich reichen Hauran in Südsyrien mit den Häfen Alia und Leuke am Roten Meer, die für den Orienthandel wichtigen Stationen am Arabischen Golf wie Spasinou Charax oder Hormus waren über diese StraÃe erreichbar.
Ein Sandsturm kommt auf. Er muss seine Untersuchungen abbrechen. Nachts im Zelt liest er Herodot, der von einem Volk berichtet, bei dem keiner einen eigenen Namen trägt. Dieses Volk verflucht die Sonne und überhäuft sie mit Schmähungen, weil sie zu heià brennt und Menschen unter ihren Strahlen wie dürres Laub austrocknen. Zehn Tagesreisen weiter wohnt ein Volk, das, so Herodot, keine Träume mehr hat. Ein
Weitere Kostenlose Bücher