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Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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blickte sie unverwandt an.
    „Das ist ziemlich frech von Ihnen, und die Metapher stimmt auch nicht“, lächelte Viktoria entspannt und schlug ihre langen Beine übereinander. „Die Bibel spricht vom Balken im eigenen Auge. Es sind wohl eher Sie, der ein Brett vor dem Kopf hat.“
    Tom liess sich nicht provozieren, obwohl ihm die Frau auf die Nerven ging. Er kannte den Ablauf solcher Gespräche und wusste, dass sie nicht immer zum Ziel führten, aber er hatte Andrew, der in der Hotelhalle wartete, versprochen, sein Bestes zu geben.
    „Wenn es um Spielsucht geht, macht mir niemand etwas vor, auch Sie nicht, Frau Fischer. Ich habe Sie gestern Abend längere Zeit beobachtet und kenne die Symptome. Es besteht für mich kein Zweifel, dass Sie spielsüchtig sind.“
    „Ach, und woher wollen denn ausgerechnet Sie die Anzeichen kennen? Sie sind ja nur der Buchhalter des Casinos, und Finanzleute kennen sich normalerweise mit Menschen sehr schlecht aus. Zahlen sind ihnen lieber als Lebewesen. Ich sage Ihnen zum letzten Mal: ich mag es, ab und zu Blackjack, Roulette oder Poker zu spielen, aber von Sucht kann keine Rede sein.“
    Sie griff nach ihrer Handtasche und stand auf. „Ich werde mich mit meinen Anwälten in Verbindung setzen und mir überlegen, ob ich Sie verklagen soll wegen übler Nachrede. Auf Nimmerwiedersehen, Herr Truninger.“
    „Nur noch eine Kleinigkeit, Frau Fischer.“ Tom erhöhte den Druck, seine Stimme war kalt. „Unsere Meldung an die FMH ist vorbereitet und geht per Fax nach Bern, sobald Sie diesen Raum verlassen.“
    Er schaute zu, wie sie erstarrte. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie sank auf den Stuhl zurück. „Die Schweizerische Ärztegesellschaft wird keine Freude haben an einer süchtigen Psychiaterin. Ich nehme an, man wird Sie als Mitglied ausschliessen, was Ihr berufliches Fortkommen in der Schweiz nicht gerade positiv beeinflussen dürfte.“
    Nach langem Schweigen sagte Viktoria leise und ebenso kühl: „Sie wollen mich erpressen, Sie Schwein.“
    „Nennen Sie es, wie Sie wollen. Sie haben die Wahl. Entweder Sie lassen sich in die Klinik in New Mexico einweisen und gehen Ihr Problem an, oder der Berufsverband wird informiert. Wenn Sie sich Ihre Zukunft nicht total verbauen wollen, gibt es nur eine Möglichkeit.“
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. Er hatte seinen Trumpf gespielt; wenn sie einigermassen bei Verstand war, würde sie einsehen, dass eine Therapie das Richtige war.
    Was dann kam, hatte er noch nie erlebt. Das hübsche Gesicht der zierlichen Blondine verzog sich zu einer Fratze, sie sprang auf, packte einen Briefbeschwerer von seinem Schreibtisch und warf ihn mit unbändiger Kraft nach ihm. Er duckte sich, aber sie war schnell: schon hielt sie den Brieföffner wie einen Dolch in der Hand und stach nach ihm. „Du Scheisskerl, ich bringe dich um, bevor du meine Zukunft zerstören kannst!“ kreischte sie, „I’ll kill you, you bastard!“
    Die Klinge des Brieföffners riss ein Loch in sein Hemd, und er spürte, wie er am Oberarm blutete. Da erst realisierte er, wie gefährlich die Situation war, und besann sich auf seine eigenen Kräfte. Es gelang ihm, allerdings nur mit Mühe, sie mit seiner Linken am rechten Handgelenk zu packen und ihren Arm so zu verdrehen, dass sie die Waffe fallen liess. „Ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau geschlagen – bis jetzt“, keuchte er und verpasste ihr ein gut gezielte, schallende Ohrfeige. Es klang als ob ein Luftballon geplatzt sei, und so reagierte Viktoria auch. Die Wut entwich, sie sank der Wand entlang zu Boden und begann leise zu weinen.
    Tom nahm sein Telefon und wählte. „Andrew, hier ist Tom. Sie können Viktoria jetzt abholen. Sie hat sich ziemlich aufgeregt, aber ich denke, sie ist jetzt bereit für die Reise nach Taos. Eine Zwangsjacke wäre allerdings von Vorteil.“

Donnerstag, 15. November 2007
     

    „Was hat Doktor Fischer am Telefon erzählt?“ fragte Pfister, als das Team sich zur Besprechung traf.
    „Genau wie erwartet, sie hat praktisch die gleichen Worte gebraucht wie der Oberarzt. Niemand konnte wissen, dass Sybille Senn sich umbringen würde, und zu einem Mord wäre sie nicht fähig gewesen. Wissen wir eigentlich, wo Doktor Fischer zur Tatzeit war?“
    „Nein, aber das können wir nachprüfen“, sagte Angela. „Ich kenne den Mann, der in Königsfelden die Einsatzpläne macht, und er schuldet mir etwas.“
    „Gut, Angela, aber bitte sei sehr diskret. Er

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