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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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der sorgsam aufgetragenen Foundation.
Ihr Blick zeigte blankes Entsetzen. Caroline beachtete sie nicht. In diesem
Moment ging es nur um Judith.
    »Den
Kummer können wir dir nicht abnehmen, Judith. Aber den Weg können wir mit dir
gehen.«
    Judith sah
gerührt in die aufmunternden Mienen. Die bedingungslose Zuneigung überwältigte
sie. Sie alle wären wahrscheinlich nicht miteinander befreundet, wenn sie sich
heute kennenlernen würden. Aber fünfzehn gemeinsam durchlebte Jahre ließen alle
Unterschiede unwichtig werden. Selten hatte Judith ihre Verbundenheit so
intensiv gespürt wie in diesem Moment.
     
    Estelle
hatte sich noch nicht von ihrem Schock erholt, als Tom an den Kamintisch trat.
Luc sah befriedigt, wie formvollendet seine Bewegungen geworden waren. In nur
sechs Monaten war es ihm gelungen, Tom in einen echten Kellner zu verwandeln.
Der Junge hatte Talent. Kein Wunder. Er kam ganz nach seinem Vater.
    »Darf ich
jetzt den Champagner servieren?«, fragte Tom höflich.
    Estelle
konnte nur noch krächzen. »Ich glaube, ich brauche einen Notarzt.«
     
    7
     
    Der
schwere BMW mit dem Arztaufkleber bremste abrupt. Carolines Mann Philipp, noch
im Arztkittel, stieg aus seinem Wagen. Er brauchte nicht lange nach seiner Frau
zu suchen, denn die Tore der Doppelgarage standen weit offen. Zwischen
Fahrrädern, Werkzeugbank und Umzugskisten fahndete Caroline nach einer
passenden Ausstattung für eine Neupilgerin wie sie. Wanderschuhe, Thermoskanne,
Schlafsack, Regenkleidung, Rucksack ... Wo war der verdammte Rucksack?
    Sechs
Wochen waren seit dem Entschluss, gemeinsam auf Pilgertour zu gehen, vergangen.
Morgen sollte es losgehen und Caroline war noch nicht dazu gekommen, ihre
Sachen zusammenzusuchen.
    Wenigstens
hatte Philipp die Bestellungen von Caroline dabei: »Blasenpflaster, Salbe,
Verband, Wundspray und 10 Liter Hohlraum. Wenn das Wasser aus Lourdes hilft,
mache ich die Praxis dicht.«
    Caroline
pfefferte den Benzinkanister, den Philipp ihr in die Hand drückte, achtlos in
die Ecke. »Mach dich ruhig lustig über mich!«
    »Lourdes?
Pilgern auf dem Jakobsweg? Seit wann nimmst du so was ernst, Caroline?«
    »Ich
pilgere nicht. Ich begleite Judith. Falls ich den Rucksack finde.« Caroline
öffnete einen der Umzugskartons. Gerührt hielt sie inne. Obenauf lag ein
klitzekleines Baseballshirt. »Weißt du noch? Das war das Erste, was wir für
Vincent gekauft haben.«
    Unter der
Kleidung verbarg sich altes Spielzeug von Vincent und Josephine, ihren beiden
Kindern, die längst erwachsen waren. Doch das Schwelgen in Erinnerungen war
Philipps Sache nicht.
    »Wieso
hebst du den Kram auf?«
    »Für deine
Enkel!«
    »Enkel?
Ich bin viel zu jung, um Opa zu werden!«
    »Philipp!
Vincent und Fien sind über zwanzig. Es kann jeden Tag passieren.«
    Philipp
antwortete nicht. Nachdenklich betrachtete er sein Ebenbild, das ihm aus einem
alten Spiegel, der in einer Ecke lehnte, entgegenblickte. Eilig ordnete er das
leicht ergraute Haar neu und sog übertrieben Luft ein.
    »Wenn ich
den Bauch einziehe, sehe ich ganz passabel aus. Überhaupt nicht wie Opa
Philipp.«
    Caroline
schlang die Arme um ihren Mann. »Ich nehme dich auch mit Bauch.«
    Sie wollte
ihn an sich ziehen, ihn umarmen, ihm nahe sein, doch Philipp entzog sich
abrupt. »Hab ich dich.« Triumphierend hielt er den eingestaubten Rucksack
hoch.
    In
Caroline breitete sich ein Gefühl der Enttäuschung aus. Ein kleiner Moment und
genauso schnell, wie er kam, war er verflogen. »Sehen wir uns noch? Heute
Abend?«
    »Ich habe
Notdienst. Der Kollege mit dem Baby ist schon wieder ausgefallen.«
    Caroline
stutzte. Welcher Kollege? Welches Baby? Musste sie wissen, wen er meinte?
Vielleicht waren sie beide zu sehr in ihrem Berufsalltag gefangen. Sie nahm
sich fest vor, Philipp in Zukunft bewusst in ihrem Terminkalender einzuplanen.
»Wenn ich zurück bin, will ich ein Wochenende ganz alleine mit dir. Keine
Notdienste für Freunde ...«
    »... keine
Gerichtsakten im Bett«, fiel Philipp ihr ins Wort, »keine Anrufe von
Kriminellen am Sonntagmorgen, kein Kuchen bei deiner Tante Gertrude, keine Dienstagsfrauen.«
    Caroline
hasste diesen gereizten Unterton, der sich in den letzten Monaten
eingeschlichen hatte. Aber Caroline wollte keinen Streit. Nicht kurz vor ihrem
Aufbruch.
    »Wir
machen beide frei. Nach unserer Pilgertour«, lenkte sie hastig ein.
    Philipp
küsste sie auf die Stirn. »Versprochen.«
     
    Philipp
war kaum weg, da fiel ihr Blick in den alten Spiegel. Wie sah ihre

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