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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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warten, denn Gott allein weiß, was im Kopf dieses Menschen vorgeht.
    Auch wenn ich in Eile bin, bemühe ich mich, alles in der richtigen Reihenfolge zu schreiben.
    Während ich auf Sie wartete und mich um den Ausgang dieser schwierigen (und vielleicht gar unmöglichen ?) Angelegenheit sorgte, wusste ich nicht so recht, wohin mit mir. Ich streifte durch das Haus, zunächst nur durch das Laboratorium, dann auch durch die anderen Zimmer, was natürlich sehr ungehörig von mir ist, aber es ließ mir keine Ruhe, dass Donat Sawwitsch gesagt hatte, er habe Ljampe seit mehreren Tagen nicht gesehen. Zwar können sich die Patienten frei bewegen, aber trotzdem ist das eigenartig. Zudem wurde mir klar, dass ich mich zu sehr auf Vater Israil und die Nachbarinsel konzentriert und darüber die Heilanstalt fast völlig aus den Augen verloren hatte – das heißt die Vermutung, jemand von den Insassen könnte der Verbrecher sein. Und wenn man an die Nacht denkt, als der schwarze Mönch mich überfallen hat, liegt gerade dieser Gedanke nicht fern.
    Erstens: Wer konnte von den Stelzen des krankhaft reinlichen Patienten wissen und davon, wo man sie sich ausleihen kann? Nur jemand, der mit den Gewohnheiten der Patienten und mit der Lage der Gebäude bestens vertraut ist.
    Zweitens: Wer konnte wissen, wo genau Matwej Benzionowitsch untergebracht ist, in der Nacht einen Schreck einjagen? Die Antwort ist dieselbe.
    Und drittens: Nur jemand mit unmittelbarem Bezug zur Klinik konnte Lentotschkin ungehindert im Palmenhaus besuchen, so oft er wollte (Alexej Stepanowitschs Worten war deutlich zu entnehmen, dass der schwarze Mönch ihn mehrfach aufgesucht hatte) und den armen Jungen später töten und seine Leiche fortschaffen.
    Das heißt, wenn man es ganz genau bedenkt, hätte dies auch ein Außenstehender tun können – ich bin schließlich auch unbemerkt in das Palmenhaus gelangt – doch für jemanden von hier wäre es einfacher gewesen.
    Plötzlich machte ich mir Sorgen, ob nicht auch dem Physiker etwas zugestoßen war. Wenn er nun etwas gesehen hat, was er nicht hat sehen sollen, und ebenfalls auf dem Grund des Sees liegt ? Mir fielen Ljampes unzusammenhängende Reden ein, in denen er eindringlich von einer mysteriösen Emanation des Todes sprach, von einer schrecklichen Gefahr.
    Also beschloss ich, in der Garderobe zu schauen, ob sein Mantel da war. Zuvor fragte ich den Pfleger, was Herr Ljampe üblicherweise anzieht, wenn er das Haus verlässt. Ich fand heraus, dass er immer dasselbe trägt: eine schwarze Baskenmütze, einen karierten Mantel mit Pelerine, Gummistiefel und auf jeden Fall einen großen Regenschirm, unabhängig vom Wetter.
    Stellen Sie sich meine Aufregung vor, als ich all diese Dinge an ihrem Platz in der Garderobe fand! Ich ging in die Hocke, um die Gummistiefel genauer zu betrachten – manchmal kann man an getrockneten Dreckklümpchen sehr vieles ablesen: ob es lange her ist, dass die Schuhe das letzte Mal außerhalb des Hauses getragen wurden, über welche Art von Boden sie gegangen sind und dergleichen mehr. Dabei fiel mir die Tasche aus Wachstuch ins Auge, die in eine dunkle Ecke hinter dem Schuhschrank gestopft war.
    Wenn Sie noch keinen Blick in die Tasche werfen konnten, tun Sie es jetzt. Sie werden darin alle nötigen Beweismittel entdecken: das Gewand des schwarzen Mönchs, die Stiefel, in denen man bequem »auf dem Wasser wandeln« kann, und die Lampe, die ein grelles Licht wirft, das nach oben und zu den Seiten hin streut. Wie Sie sich gewiss erinnern, hatte ich etwas in der Art vermutet.
    Im ersten Moment dachte ich: Das hat jemand heimlich da versteckt. Der Verbrecher hat es da versteckt. Doch dann hielt ich einen von Ljampes Gummistiefeln gegen die Sohle eines Lederstiefels und überzeugte mich – dieselbe Größe. Der Physiker hat kleine Füße, fast wie eine Frau, sodass ein Irrtum ausgeschlossen ist. Da gingen mir sozusagen die Augen auf.
    Natürlich, der schwarze Mönch – das ist Ljampe, der verrückte Physiker. Es kann eigentlich niemand anders sein. Ich hätte viel früher darauf kommen müssen.
    Ich nehme an, es war so:
    Im Bann seiner manischen Idee von einer »Emanation des Todes«, die angeblich von der Nachbarinsel ausgeht, fasste Ljampe den Plan, alle Menschen von diesem »verfluchten« Ort zu vertreiben. Bekanntlich kommt es bei Geisteskranken häufig vor, dass sie bei der Umsetzung ihrer wahnhaften Ideen wahre Wunder an Geschicklichkeit und List vollbringen.
    Zuerst dachte der Physiker

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