Pelagia und der schwarze Moench
Einsiedelei werde ich meinen Verdacht überprüfen und dann zurückkommen. Wenn ich mich getäuscht habe, ist es nicht weiter schlimm. Selbst mit der ganzen Heiligen Schrift wird es Vater Israil nicht gelingen, den Mönchen in Neu-Ararat meine unerhörte Dreistigkeit zu verraten – mit einem Wort pro Tag! Und selbst wenn, bei ihrer langen Leitung würden sie es ohnehin nicht begreifen.
Es ist sehr gut möglich, dass ich wieder zurück bin, bevor Sie Matwej Benzionowitschs Zimmer verlassen, der bis dahin hoffentlich durch Gottes Gnade und Ihre Herzensweisheit wiedererstanden ist.
Tadeln Sie mich nicht,
Ihre Tochter Pelagia
Der letzte Tag. Abend
Während er die letzten Zeilen des Briefes las, griff Mitrofani sich an den Bart, und als er fertig war, lief er unruhig hin und her – er stürzte zur Tür, hielt inne, wandte sich zu Berditschewski um.
»Ach, ein Unglück, ein Unglück, Matwej! Diese tollkühne Person, sie ist zur Einsiedelei unterwegs! Sie sorgt sich um mich! Dass man mich der Schmähung bezichtigen könnte! Nicht wegen der Schmähung muss man sich sorgen, sondern dass er sie umbringt!«
»Wer? Wen bringt er um?« wunderte sich Matwej Benzionowitsch, der nicht mehr gewohnt war, richtig zu überlegen – aber wie hätte er das auch anstellen sollen, ohne den Brief gelesen zu haben?
Der Bischof steckte ihm den Brief zu und stürzte zum Doktor:
»Schnell, wir müssen schnell zur Einsiedelei! Ein weiterer Mord macht ihm doch nichts aus!«
»Wem denn?« Auch Korowin verstand nicht recht, worum es
ging.
»Ihrem Physiker, Ljampe! Er ist der schwarze Mönch, das ist einwandfrei erwiesen! Er ist auch der Mörder! Er hat sich auf der Nachbarinsel versteckt! Und Pelagia, das heißt also die Lissizyna, ist dahin gefahren, direkt in die Höhle des Löwen!«
Der stellvertretende Staatsanwalt, der sich noch nicht richtig in den Brief hatte vertiefen können, schüttelte ungläubig den Kopf:
»Ljampe soll auf der Nachbarinsel sein? Aber nein, Vater, da ist er ganz gewiss nicht!«
»Wo denn sonst?« Mitrofani drehte sich zu ihm um.
»Dort.« Berditschewski deutete mit der Hand nach unten. »Unter der Erde.«
Der Bischof erstarrte. War er doch noch nicht ganz gesund? Oder fing er schon wieder an zu fantasieren?
»Das heißt, ich wollte sagen, im Keller«, erklärte Matwej Benzionowitsch. »Er hat sich seit einiger Zeit noch ein anderes Laboratorium eingerichtet. Dort arbeitet er auch. Ich habe ihm geholfen, die Blechplatten hinunterzutragen, die er vom Dach gerissen hat. Sergej Nikolajewitsch hat mir etwas von einer Emanation erzählt, von irgendwelchen gefährlichen Experimenten, die er macht, aber ich habe das nicht verstanden, ich war ja nicht ganz bei mir. Auch die Instrumente sind alle im Keller. Er ist praktisch die ganze Zeit unten. Einmal am Tag kommt er heraus, isst ein Stück Brot und geht wieder hinunter.«
Der Ermittler sprach langsam und suchte mühsam nach Worten; er war offenkundig noch nicht ganz wiederhergestellt, aber mit einem Verrückten hatte er keine Ähnlichkeit mehr.
»Wo ist dieser Keller?«, fragte der Bischof den Doktor, weil er nicht sicher war, ob er Berditschewski glauben sollte. Vielleicht gab es gar keinen Keller?
»Dort drüben, wenn Sie mir bitte folgen möchten.«
Donat Sawwitsch führte sie ins Vorzimmer, von dort in die Vorratskammer und von der Vorratskammer über eine steinerne Treppe nach unten. Es war dunkel, der Assistent entzündete ein Streichholz.
»Hier ist die Tür. Aber der Keller war immer leer, da ist kein Laboratorium . . .«
Korowin hatte noch nicht ausgesprochen, als er an der Türklinke zog und aus dem Türspalt ein überirdisches rötliches Licht strömte. Ein leises Geklapper drang heraus, Glas klirrte.
Mitrofani spähte hinein.
An einem langen Tisch voller Apparaturen und Instrumente, deren Verwendungszweck nicht recht zu erkennen war, stand eine kleine Gestalt in einem weiten Kittel. An der Decke brannte eine Lampe, die mit einem roten Tuch umhüllt war – daher auch die eigentümliche Beleuchtung.
Der kleine Mann stand über den Tisch gebeugt und blickte durch ein kompliziertes Mikroskop auf einen kleinen Schraubstock, in den eine schwarze Metallplatte vertikal eingespannt war. Hinter der Platte stand ein leerer Glaskolben auf einem Spezialuntersatz. Nein, der Kolben war nicht leer: Auf dem Boden glitzerte ein winziges Körnchen – irgendein Pulver oder vielleicht auch feiner Sand.
Der Forscher war so absorbiert von seiner Arbeit, dass
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