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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Ihnen ja bereits, dass ich nicht jeden nehme, sondern eine sorgfältige Auswahl treffe und nur solche akzeptiere, die mir sympathisch sind. Andernfalls lässt sich keine Vertrauensbeziehung herstellen.«
    Er blickte den stellvertretenden Staatsanwalt an, lächelte ihm überaus wohlwollend zu und sagte:
    »So jemanden wie Sie hätte ich wahrscheinlich aufgenommen. Natürlich nur, wenn Sie ein seelisches Leiden hätten.«
    »Tatsächlich?«, fragte Berditschewski und lachte geschmeichelt. »Was bin ich denn Ihrer Meinung nach für ein Mensch?«
    Donat Sawwitsch wollte ihm gerade antworten, aber als sein Blick sich erneut zum Fenster wandte, erklärte er:
    »Das werden wir jetzt erfahren.«
    Er öffnete einen Fensterflügel und rief:
    »Sergej Nikolajewitsch! Lauschen Sie schon wieder? Ei, ei, ei. Sagen Sie lieber, ob Sie Ihre bemerkenswerte Brille dabeihaben? Ausgezeichnet! Würden Sie nicht so liebenswürdig sein, auf eine Minute zu mir hereinzukommen?«
    Bald darauf betrat ein schmächtiger Mann das Kabinett, der einen mittelalterlich aussehenden Umhang trug, eine große Baskenmütze auf dem Kopf hatte und eine Segeltuchtasche in der Hand hielt, aus der ein klopfendes Geräusch zu hören war.
    »Was haben Sie denn da?«, erkundigte sich der Doktor interessiert und deutete auf die Tasche.
    »Proben«, antwortete das merkwürdige Subjekt und musterte Berditschewski ausführlich. »Mineralien. Vom Ufer. Emanationsanalyse. Ich habe es erklärt. Aber Sie ja taub. Wer ist das? Warum von ihm?«
    »Ach ja, darf ich vorstellen: Herr Berditschewski, Hüter von Recht und Ordnung. Er ist gekommen, um unsere geheimnisvollen Vorkommnisse zu untersuchen. Herr Ljampe, genialer Physiker und gleichzeitig mein Patient.«
    »Verstehe.« Der stellvertretende Staatsanwalt warf Korowin einen schrägen Blick zu und sagte vorsichtig zu dem »Physiker«: »Hm, freut mich sehr. Ich hoffe, Sie befinden sich wohl.«
    »Hüter? Untersuchen?!«, rief der Verrückte, ohne auf Berditschewskis Begrüßung einzugehen. »Aber das . . . Ja, ja! Schon längst! Dem Aussehen nach ganz anders als der andere! Sofort, sofort. . . Ach, wo ist sie nur? Wo hab ich sie?«
    Er war so außer sich, dass Matwej Benzionowitsch unbehaglich zumute wurde und überlegte, ob der Verrückte sich nicht gleich auf ihn stürzen würde, aber der Doktor blinzelte ihm beruhigend zu.
    »Suchen Sie Ihre bemerkenswerte Brille? Aber da ist sie doch, in der Brusttasche. Ich wollte Sie gerade bitten, eine Chromospektrographie an diesem Herrn vorzunehmen.«
    »Was bitte?« Der Staatsanwalt war jetzt noch besorgter. »Eine Chromo. . .«
    »Eine Chromospektrographie. Das ist eine von Sergej Nikolajewitschs Erfindungen. Er hat entdeckt, dass jeder Mensch von einer Emanation umgeben ist, die man mit bloßem Auge nicht wahrnehmen kann. Die Farbe dieser Strahlung wird vom Zustand der inneren Organe, von der geistigen Entwicklung und sogar von den sittlichen Qualitäten eines Menschen bestimmt«, begann Korowin mit vollkommen ernster Miene zu erläutern. »Die Brille von Herrn Ljampe ist in der Lage, diese unsichtbare Aura sichtbar zu machen. Und man muss sagen, in Bezug auf die physische Gesundheit erweist sich Sergej Nikolajewitschs Emanationsdiagnose nicht selten als zutreffend.«
    Das Männchen hatte unterdessen eine riesige Brille mit violetten Gläsern aufgesetzt, die er auf Berditschewski richtete.
    »Gut«, murmelte Ljampe. »Ausgezeichnet . . . Nicht so wie der andere . . . Nichts Himbeerrotes . . . Gelbgrün unterlegt – ei, ei, ei. . . Na, macht nichts, dafür gibt es Orange . . . Der Kopf . . . So . . . Das Herz . . . Wissen Sie, dass Ihre Leber nicht gesund ist?«, fragte er unvermittelt mit ganz normaler Stimme, und Matwej Benzionowitsch zuckte zusammen, weil er in der letzten Zeit tatsächlich öfter Stiche rechts in der Seite verspürt hatte, besonders nach dem Essen.
    Der Geisteskranke zog seine alberne Brille von der Nase, packte den Ermittler am Arm und sprudelte hervor:
    »Reden! Unbedingt! Unter vier Augen! Ich warte schon lange, sehr lange! Viel Blau! Das heißt, Sie können es verstehen! Sofort! Zu mir, zu mir! Oh, endlich!«
    Er zerrte Berditschewski hinter sich her, und zwar so energisch, dass der verschüchterte Beamte sich kaum losreißen konnte.
    »Beruhigen Sie sich, Sergej Nikolajewitsch, beruhigen Sie sich«, kam ihm der Doktor zu Hilfe. »Jetzt werde ich mich mit Matwej Benzionowitsch noch zu Ende unterhalten, und dann schicke ich ihn zu Ihnen ins Laboratorium.

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