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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Hochmut, der für einen Mönch ganz und gar nicht angebracht ist! Hat man Ihnen nicht gesagt: › Es gibt kein männliches Geschlecht, es gibt kein weibliches, denn ihr alle seid eins in Jesus Christus‹?«
    »Ich weiß, warum du mir eine Predigt hältst und so wütend bist«, erwiderte der scharfsinnige Hirte darauf. »Du bist beleidigt, dass ich nicht dich nach Neu-Ararat geschickt habe. Und du bist eifersüchtig auf Matwej. Wie wird er nur alles entwirren, ohne dass dein roter Lockenkopf daran beteiligt ist? Und er wird es in jedem Fall entwirren, denn er ist vorsichtig, scharfsinnig und logisch.« Mitrofani hörte auf zu lächeln und sagte in ernstem Ton: »Meinst du, ich würde dich nicht schätzen? Meinst du, ich wüsste nicht, wie findig du bist, was für ein feines Gespür und welche Menschenkenntnis du hast? Aber du weißt selbst, dass Nonnen in Ararat keinen Zutritt haben. Die Klosterordnung verbietet es.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt, und ich wollte in Gegenwart von Berditschewski keinen Streit anfangen. Natürlich ist Schwester Pelagia der Zutritt verboten. Polina Andrejewna Lissizyna hingegen darf sehr wohl dorthin.«
    »Wag es nicht, daran zu denken!«, sagte der Bischof streng. »Es reicht! Wir haben gesündigt und Gott erzürnt, nun ist es genug. Ich gestehe, ich bin selbst schuld, dass ich dir im Namen der Wahrheit und des Triumphs der Gerechtigkeit meinen Segen zu solcher Ausschweifung gegeben habe. Ich habe alle Schuld auf mich genommen. Und wenn man im Synod von diesem Unfug erfahren würde, würde man mich mit einem Schlag in den Nacken von der Kanzel verjagen und möglicherweise sogar des  Amtes entheben. Doch nicht aus Angst um meinen Bischofsumhang habe ich mir das fest vorgenommen, sondern aus Angst um dich. Hast du vergessen, dass deine Schauspielerei dich letzthin beinahe das Leben gekostet hätte? Das ist vorbei, Frau Lissizyna wird es nicht mehr geben, und ich will nichts mehr davon hören!«
    Noch lange stritten sie sich wegen dieser geheimnisvollen Frau Lissizyna, ohne dass einer den anderen überzeugen konnte, und als sie schließlich auseinander gingen, beharrten sie beide auf ihrer Meinung.
    Am Morgen dann brachte die Post dem Bischof einen Brief von der Insel Kanaan, vom Psychiater Doktor Korowin.
    Der Bischof öffnete den Umschlag, las den Brief, fasste sich ans Herz und brach zusammen.
    In den Gemächern des Bischof setzte nun ein nie da gewesener Tumult ein: Ärzte kamen gelaufen, der Gouverneur kam zu Pferde angesprengt – ohne Hut, auf einem ungesattelten Pferd, der Adelsmarschall eilte von seinem Landgut herbei.
    Auch Schwester Pelagia durfte natürlich nicht fehlen. Ganz leise kam sie herein, sie saß eine Weile im Empfangszimmer, blickte die umhereilenden Ärzte erschrocken an und wartete einen passenden Moment ab, um den Sekretär des Bischofs, Vater Usserdow, beiseite zu nehmen. Dieser erzählte, wie das Unglück passiert war, und zeigte ihr den unglückseligen Brief, in dem von dem neuen Patienten in Doktor Korowins Krankenhaus die Rede war.
    Den Rest des Tages und die ganze Nacht verbrachte die Nonne kniend in der Hauskapelle des Bischofs – aber nicht auf dem Betstuhl, sondern auf dem nackten Boden. Inbrünstig betete sie für die Heilung des Kranken, dessen Tod ein Unglück wäre, für den gesamten Kreis ebenso wie für die vielen, die den Bischof liebten. Ins Schlafgemach, wo der Kranke gepflegt wurde, drängte Pelagia sich nicht hinein – es gab auch ohne sie genügend Leute, die ihm ihre Aufwartung machen wollten, zudem hätte man sie wohl nicht vorgelassen. Ein ganzes Konsilium praktizierte seine Kunst an dem bewusstlosen Körper, und aus Sankt Petersburg waren, von einem Telegramm herbeigerufen, bereits die drei wichtigsten Koryphäen auf dem Gebiet der Herzkrankheiten eingetroffen.
    Am Morgen kam der jüngste Arzt düster und bleich zu Pelagia, die noch immer am Boden kniete. Er sagte:
    »Er ist zu sich gekommen. Er will Sie sehen. Aber nicht lange. Und um Christi willen, Schwester, kein Geschluchze. Er darf nicht aufgeregt werden.«
    Pelagia erhob sich mühsam, rieb sich die blauen Flecken an den Knien und betrat das Schlafgemach.
    Wie schlecht es in dem traurigen Gemach roch! Nach Kampfer, Kittelstärke und abgekochtem Metall. Mitrofani lag schwer atmend und ächzend auf der hohen, altertümlichen Bettstatt, deren dunkelblauer Baldachin mit einem Bild des Himmelsgewölbes geschmückt war. Pelagia bemerkte bestürzt die tödliche Blässe seines

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