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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Sawolshsk sich mit ihrem neuen Äußeren allem Anschein nach keineswegs weniger wohl fühlte als vorher. Es war nicht schwer zu bemerken, dass die Reise für sie keine Last, sondern im Gegenteil eine Annehmlichkeit und ein Vergnügen darstellte.
    Bei der Zugfahrt blickte die junge Dame wohlwollend aus dem Fenster auf die leeren Felder und Fluren und die Wälder, die ihr Herbstkleid noch nicht völlig abgeworfen hatten. In der Reiseagentur hatte Polina Andrejewna als Dreingabe zu ihren übrigen Einkäufen ein prächtiges Samtbeutelchen für Handarbeiten bekommen, das sie bequem um den Hals hängen konnte, und nun verkürzte sie sich die Zeit, indem sie eine warme Jacke aus Merinowolle strickte, die Bischof Mitrofani im kalten Winter, besonders nach einem so schweren Herzanfall, sicherlich gut würde gebrauchen können. Es war eine höchst komplizierte Arbeit, ein Zopfmuster mit bunten Einsätzen aus Boucle-Wolle, und sie machte keine befriedigenden Fortschritte: Die Maschen wollten sich nicht gleichmäßig legen, die bunten Fäden waren zu fest gestrickt und verzogen das ganze Muster, aber der Lissizyna selbst schien ihr Erzeugnis zu gefallen. Bisweilen unterbrach sie die Arbeit, um das formlose Werk ihrer Hände mit geneigtem Kopf und sichtlichem Vergnügen zu betrachten.
    Als die Reisende genug hatte vom Stricken, machte sie sich ans Lesen, und sie brachte es fertig, sich dieser Beschäftigung nicht nur in dem ruhigen Eisenbahnwaggon, sondern auch in der schaukelnden Kutsche zu widmen. Sie las abwechselnd zwei schmale Bücher, von denen das eine – Feofan Zatvorniks »Abriss einer christlichen Moralunterweisung« – für eine Wallfahrt höchst angemessen, das andere hingegen – »Lehrbuch der Ballistik. Zweiter Teil« – sehr merkwürdig war, aber mit ebenso viel Aufmerksamkeit und Interesse gelesen wurde.
    Als sie in Sineosjorsk an Bord des Dampfers »Heiliger Wassilisk« ging, offenbarte Polina Andrejewna einen ihrer wichtigsten Charakterzüge – ihre unersättliche Neugier – in vollem Umfang. Sie erkundete das ganze Schiff, unterhielt sich mit den in Mönchskutten gekleideten Matrosen und beobachtete, wie die gewaltigen Räder das Wasser schaufelten. Sie spähte in den Maschinenraum, hörte zu, wie ein Mechaniker den Passagieren, die das wünschten, die Funktion von Schwungrädern, Kurbelwellen und Kessel erklärte. Die Lissizyna setzte eigens ihre Brille auf (die nach der Verwandlung der Sawolshsker Nonne in eine Moskauer Adlige von der Nase in das Perlmuttetui umgezogen war) und warf sogar einen Blick in die Feuerung, wo die glühenden Kohlen Furcht erregend zischten und prasselten.
    Mit anderen Neugierigen, ausschließlich Personen männlichen Geschlechts, begab sie sich danach zur Erkundung auf die Kommandobrücke des Kapitäns.
    Die Exkursion wurde veranstaltet, um die Gastfreundschaft und die Großherzigkeit von Neu-Ararat zu demonstrieren, die sich nicht nur auf die Grenzen des Archipels erstreckte, sondern auch das Schiff umfasste, das den Namen des heiligen Klostergründers trug. Die Erklärungen über die Fahrrinne, die Steuerung des Schiffs und die unberechenbaren Sineosjorsker Winde gab ein Gehilfe, ein friedlich aussehender Mönch mit einer Baumwollkalotte, obwohl die Lissizyna weit mehr an Bruder Jonas, dem Kapitän des Schiffes, interessiert gewesen wäre – einem rotgesichtigen Räuber mit dichtem Bart und einer Fischerkappe aus Segeltuch, der höchstpersönlich am Steuer stand und unter diesem Vorwand die Passagiere gar nicht beachtete.
    Dieses farbenprächtige Subjekt sah ganz und gar nicht aus wie ein Mönch, auch wenn er gleichfalls eine Kutte trug, und daher konnte Polina Andrejewna sich nicht enthalten, an ihn heranzutreten und ihn zu fragen:
    »Sagen Sie, heiliger Vater, ist es schon lange her, dass Sie die Mönchsweihe empfangen haben?«
    Der grobe Klotz sah sie von oben herab scheel an und schwieg – würde sie von ihm ablassen? Als er begriff, dass sie keine Ruhe geben würde, brummte er unwillig:
    »Vor fünf Jahren.«
    Unverzüglich rückte die Passagierin dicht an den Kapitän heran, damit man sich bequemer unterhalten könnte.
    »Und was haben Sie zuvor gemacht?«
    Der Kapitän stieß einen tiefen Seufzer aus, der keinen Zweifel offen ließ: Wenn es nach ihm ginge, würde er ihre Fragen gar nicht beanworten, sondern die unverfrorene Dame flugs von der Brücke jagen, wo Weiber nichts verloren hatten.
    »Das gleiche. Steuermann war ich. Auf einem Walfänger.«
    »Wie

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