Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
Lächeln zu ihnen auf.
»Schaut!« sagte er. »Das ist Mers. Er ist bis vom Bittermeer hergekommen. Seht ihn euch an. Er ist der Bruder meines Freundes Igon. Wir haben ihn gerade noch rechtzeitig von diesem Dach heruntergeholt.«
Mers hob die Hand zum Gruß der Sentani, der sich nicht sehr vom Pelbarzeichen des Segens unterschied.
ACHTZEHN
Adai konnte die Treppe zum hohen Turm nicht hin-aufsteigen. Sie war jetzt Protektorin von Pelbarigan, eine Auswirkung der Entrüstung über die Abreise von hundert Angehörigen der Garde. Sie war im Gerichtssaal, als man ihr die nächste Botschaft des Vogels brachte.
Sie las sie dem überfüllten Saal laut vor. »Mauer durchbrochen. 321 Nordw. getötet. Auch 61 v. Sternenbande, zwei von eurer Garde, Gagan, Rive. Danken euch für sie. Haben geholfen, d. Kampf Einhalt zu gebieten.
Auch Shu. getötet. Ich ebenfalls verwundet. Haben gesiegt, fest, verwundet. Tia Schönh. Haben Pferde. Achtet auf Tantalschiffe! Unterbemannt. Hütet euch vor ihnen! Sehr heimtückisch. Helft ihnen nicht! Helft ihnen nicht! Laßt sie ziehen! Sagt Threeriv. Bescheid. Viele Tant. Gefangene.
Schicken vielleicht einige. S. Fall, Protektorin.«
Rives Mutter war anwesend und weinte. Man trö-
stete sie. »Er hat richtig gehandelt«, sagte Opy. »Denk daran! Sie haben dreihunderteinundzwanzig Leute verloren. Wir wären alle dort gewesen.« Aber Uppor hörte nicht auf zu weinen.
Adai brachte die Gruppe mit erhobener Hand zum Schweigen. »Das ist eine bedeutungsvolle Zeit«, sagte sie. »Vielleicht ist es die Zeit, für die die Pelbarstädte eigentlich gebaut und gedacht sind. Nun müssen wir uns auf die Tantalschiffe und die Gefangenen vorbereiten, wenn man sie uns schickt. Wir werden die Gardisten hier willkommen heißen, Gagan und Rive werden besonders geehrt. Mit Zustimmung des Rates benenne ich hiermit die beiden Vortürme ihnen zu Ehren. Sie sollen nicht länger Nord-und Südturm, sondern Gagan-und Rive-Turm heißen. Wenn die Gardisten zurückkehren, werden wir sehen, wen wir als Ablösung nach Nordwall schicken. Was die überlebenden Tantal angeht, so werde ich sie dem Kommandeur der Verteidigung überlassen. Wir müssen Sima Palls Worte ernst nehmen. ›Hütet euch vor ihnen! Sehr heimtückisch. Helft ihnen nicht!‹ Darüber müssen wir gründlich nachdenken.«
Im zweiten Viertel des nächsten Tages erblickten die beiden Schiffe mit Angehörigen Pelbarigan. Sie schickten einige Frauen mit ihren Kindern ans Ufer zum Mitteilungsstein. Pelbarigan blieb verschlossen.
Drinnen schüttelten viele die Köpfe ob dieser Grausamkeit. Schließlich wurde eine zweite Gruppe von Angehörigen am Ufer abgesetzt. Von der Stadt aus hatte es den Anschein, als seien sie nicht damit einverstanden. Es waren insgesamt zweiundvierzig Leute. Dann legten die Schiffe ab und fuhren den Fluß hinunter davon, die Frauen am Ufer liefen neben ihnen her. Aber es hatte keinen Sinn, und so kehrten sie schließlich zurück und stellten sich vor Pelbarigan auf. Als man sah, daß die Schiffe nicht die Absicht hatten, zurückzukehren, ließ man durch die kleine Tür fünf Gardisten hinaus, und sie gingen zu der Gruppe am Mitteilungsstein. Die Gardisten sagten nichts. Die Tantal flehten nach Essen und Obdach.
Endlich sagte der Gardehauptmann: »Was ist mit ihnen?« und deutete auf die jetzt schon weit entfernten Schiffe.
Eine ältere Frau sagte, langsam genug, um verstanden zu werden: »Sie haben uns ausgesetzt. Keiner von unseren Männern ist an Bord. Sie sind alle in eurer anderen Stadt zurückgeblieben.«
»Erwartet nicht, daß wir euch austauschen«, sagte der Gardehauptmann. »Nordwall hat standgehalten.
Die meisten Angreifer sind tot oder gefangen. Einige folgen euch noch in den verbliebenen Schiffen. Tuss, geh und frag die Rätinnen, was wir tun können. Ihr wartet hier! Tace, du und Essai, ihr macht ihnen ein Feuer. Wir werden warten.«
Schließlich kam Nachricht vom Rat, daß man Nahrungsmittel schicken würde und Zelte, daß aber die Tantal außerhalb der Mauern die anderen Schiffe erwarten müßten.
»Wie könnt ihr zu hilflosen Menschen so grausam sein?« fragte die ältere Frau höhnisch.
Der Gardehauptmann sah sie an. »Nordwall hat bei der Verteidigung gegen dein Volk mehr als dreihundert Leute verloren. Wir haben erfahren, daß ihr Gefangene als Sklaven gehalten habt, und daß viele gestorben sind. Und du redest von Grausamkeit?«
»Das haben wir nicht getan.« Der Gardehauptmann sagte nichts. Es war fast
Weitere Kostenlose Bücher