Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
Vom Netzwerk:
Sonnenuntergang, als die restlichen Tantalschiffe in Sicht kamen. Es waren nur sieben. Aus den anderen hatte man alles entfernt, was wertvoll war, und sie flußabwärts brennend liegen-gelassen. Die sieben warfen nahe am Westufer Anker, und die Schreie der Angehörigen verhallten lange Zeit ohne Antwort, bis schließlich ein kleines Boot von einem der Schiffe ablegte und herüberkam, es hielt sich etwa zwanzig Armlängen vom Ufer entfernt. »Was wollt ihr?« rief ein Mann.
    »Es ist Arga«, sagte eine der Frauen. »Arga, komm und rette uns! Man hat uns ausgesetzt. Die Pelbar wollen nichts für uns tun.«
    »Ihr habt uns verlassen. Im Stich gelassen. Wieso sollten wir euch aufnehmen?«
    »Wir konnten nichts dafür«, rief die ältere Frau. »Es waren die Männer, und jetzt haben sie uns zurückgelassen. Wir waren wehrlos.«
    Der Mann im Boot lachte. »Wir haben euch an den Rudern gesehen«, sagte er.
    »Was ist mit euch?« schrie die ältere Frau. »Wir haben nicht gehört, daß ihr zurückgeblieben seid, um euch töten oder gefangennehmen zu lassen. Ihr seid nicht besser als wir. Macht es euch nicht so leicht!«
    »Parg, du und deine Kinder, kommt zum Ufer! Du auch, Heth! Eure Männer sind an Bord. Die übrigen bleiben zurück! Wir erschießen euch, wenn ihr versucht, euch uns anzuschließen!«
    Es gab viel Geschrei und Geschiebe, und die Frauen, die zurückgelassen wurden, klammerten sich an die, die mitgenommen werden sollten. Die aus dem Boot wateten mit gezückten Schwertern ans Ufer, um die Menge zu trennen. Die meisten Frauen zogen sich daraufhin zurück, aber zweien mußten man tief in die Arme hacken, um sie zum Loslassen zu zwingen. Die Männer rannten mit den auserwählten Angehörigen zum Boot und legten ab, während man sie vom Ufer aus mit Schlamm und Steinen bewarf.
    Von einem hohen Fenster aus sah die Protektorin zu. »Sollen wir ein paar Löcher in das Boot schie-
    ßen?« fragte der Kommandant der Verteidigung.
    »Nein«, sagte Adai. »Sie schaffen sich ihre verzweifelte Lage aus eigener Kraft. Ich sehe jetzt, daß sie sich selbst feind genug sein werden. Das war mir eine Lektion. Nun verstehe ich Sima Pall besser. Wir können gnädig sein, ohne diese Leute – oder vielmehr die Diener dieser Denkweise – in unsere Stadt einzulas-sen. Laßt sie ziehen! Holt die beiden verletzten Frauen herein. Für die anderen werden wir draußen Unterkünfte bauen und sie solange ernähren, bis die Gardisten zurückkehren. Dann werden wir eine Entscheidung treffen.«
    In Nordwall gab es viel zu tun. Die Tantal ließ man im Pelbarfriedhof auf dem Berg Gräber ausheben.
    Zuerst dachte man daran, die Stämme voneinander zu trennen, aber dann wurden alle Toten zusammen-gelegt, je nach ihrem Rang. Ein besonderer Platz blieb Manti vorbehalten, der bei der Sprengung der Tantal von der Mauer gestürzt war.
    Sima Pall schien darüber genauso erschüttert wie über alles andere. Ihre Verletzung war nicht schwer.
    Tia hatte einen Schild vor sie gehalten und auf den Mann, der auf die Protektorin geschossen hatte, einen Speer geworfen. Drei Pfeile steckten noch in dem Schild, einer hatte ihn durchbohrt und Tias Knöchel leicht geritzt.
    Sie machte Witze über ›meine Wunde und die Son-derbehandlung, die ich verdiene‹. Wenn sie bei Jestak saß, sagte sie: »Siehst du, mein Gatte? Ich bin verwundet. Warum liegst du mit deinen paar Kratzern hier? Ich muß mich hinlegen.« Dann versuchte er zu lachen, zuckte aber zusammen. Tia war sehr besorgt um ihn und verbrachte soviel Zeit bei ihm, wie sie nur konnte. Aber sehr oft wurde sie anderswo gebraucht. In jedem freien Augenblick kam sie herein und setzte sich zu ihm. Im allgemeinen lag er sehr still da, aber am vierten Tag begann er sich ein wenig aufzuraffen.
    Wie sie so im Dämmerlicht dasaßen, sagte er: »Überleg doch einmal, Tia. Wenn es keine Zeit des Feuers gegeben hätte, hätten all diese entsetzlichen Dinge nicht stattgefunden. Der Ort des Lernens war ein zweites Nordwall, aber damals war es überall so, von hier bis Emerta und noch weiter.«
    »So sind die Menschen eben, Jes.«
    »Ich liege schon die ganze Zeit hier und denke dar-
    über nach. Sollen wir wieder genauso von vorne anfangen? Wäre es das wert?«
    »Wir beide zusammen sind es wert.«
    »Das meine ich nicht. Und ich bin auch nicht sicher, ob die Menschen wirklich so sind. Ihre Gesellschaften sind so. Sie sind nicht alle gleich. Sieh dir doch an, wie sehr sich die Tantal von den Pelbar unterscheiden!«
    »Aber

Weitere Kostenlose Bücher