Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
Protektorin war gekommen. »Behänge werden die Wände wärmer machen«, sagte sie. Die anwesenden Jäger, die sogar im tiefsten Winter in ihren Hütten aus Häuten oder Zweigen schliefen, grinsten sich an. »Nun«, sagte die Protektorin, »es ist wirklich sehr hübsch. Tia, wenn du mir jetzt bitte zurückhelfen würdest.«
Sie hatte die Ereignisse des vergangenen Jahres im Sturmschritt bewältigt, aber es war allen, auch ihr selbst klar, daß sie sich bald vom Amt zurückziehen würde. »Tia«, sagte sie, während sie langsam die Treppen hinaufgingen. »Ich habe nie gewußt, wie sehr ich Manti vermissen würde. Es ist, als wäre die halbe Welt fort, als würde der Fluß aus dem Nirgendwo ins Nirgendwo fließen. Wie lange habe ich ihn bei so vielen Gelegenheiten so offiziell behandelt.«
»Aber sieh dir doch an, was du erreicht hast, Sima!
Wäre das möglich gewesen, wenn du verheiratet gewesen wärst? Bei den Pelbar, meine ich?«
Sie gingen schweigend weiter. Schließlich sagte die Protektorin: »Nein, vermutlich nicht. Er war der richtige Kommandant der Verteidigung, und das hätte er nicht sein können, wenn ich nicht Protektorin wäre.
Aber wie zerbrechlich das alles doch war. Sieh nur, wie leicht Jestak diesen Faden zerrissen hat. Warum konnte ich das nicht?«
»Sieh doch nur, wie sehr ihr ihm alle geholfen habt.
Hat ihn denn nicht eigentlich der Rat nach Osten geschickt?«
»Ja. Alle drei Räte. Aber was wäre bei einem gerin-geren Mann dabei herausgekommen? Es war eine Sache seiner Auffassungsgabe und seiner Reaktionen.
Es war wie die große Harfe, die alle Pellutes zum Klingen bringt.«
»Ja, Sima. Aber wie weit willst du die große Harfe zurücktragen? Was hat die Harfe in der Kapelle zum Schwingen gebracht, und was hat diese hier in Gang gesetzt? Bei den Shumai gibt es eine Geschichte über Olleg, die Sternengruppe im Süden, die einen Bogen bildet. Unser Schöpfer, der eigentlich die gleiche Gottheit ist wie Aven, entzündete den mittleren Stern, um einen schönen Fächer sehen zu können, den er geschaffen hatte. Die anderen Sterne waren so dicht daran, daß sie von diesem einen Feuer auf-flammten. Aber sie waren alle gleich, und der Schöpfer hatte sie entzündet. Alle brannten sie vom Feuer des Schöpfers.«
Sima Pall blieb stehen und drehte sich um. »Ich hoffe, deine Liebe zu Jestak ist stark genug. Er ist ein seltener Mann, Tia.«
Sie lachte nur. »Ich will dir ein Geheimnis verraten.«
»Nicht nötig. Das habe ich längst gesehen.«
»Du bist eine scharfsichtige Frau. Kein Wunder, daß man dich die ›Erkennerin von Nordwall‹ nennt.«
»Wer sagt das?«
»Oh, so einige Leute. Vielleicht habe ich es auch falsch verstanden. Hier ist deine Tür.«
In der Halle der Jäger erzählte Reor gerade ihre Reise nach Westen. »Prestiginagi hat den Frieden gehalten.
Einige von den Shumai sind auf die Farmen gegangen, um zu arbeiten, aber nur, um bei der Ernte zu helfen. Einer ist jedoch nicht wieder fortgegangen.
Eriam ist geblieben und hat eine Farmerstochter geheiratet. Er wird sich niederlassen und Rinder zur Milcherzeugung züchten.«
»Ich hätte nie gedacht, daß ich all diese Veränderungen erleben würde«, sagte Waldura. »Erst vor zwei Jahren habe ich dich nach Nordwall hineinge-jagt, Jestak. Was ist geschehen? Die ganze Welt fällt auseinander.«
»Sie wird gerade neu gemacht. Ich hoffe, sie wird friedlicher sein, mehr zur Zusammenarbeit bereit.
Aber wir haben noch viel zu tun.«
»Was jetzt?«
»Das kann ich nicht sagen. Wenn es eine Verbindung zwischen allen Menschen von den Seen bis zu den Bergen gibt, dann sind die Tantal ein Nichts. Wir müssen an das Wissen der Städte im Osten herankommen und ihnen helfen, ihre geistige Trägheit zu überwinden. Irgendwie müssen wir auch die Tantal in unsere Sphäre einbeziehen, und dann den ganzen Heart-Fluß für Reisen und Handel öffnen.«
»Und das willst alles du tun?«
»Nein. Ich nicht. Was immer ich tun werde, es kann nur der erste Axtschlag sein.«
»Was heißt das?« fragte Thro. Ary hing an seinem Arm und schaukelte mit den Beinen.
»Als ich in Salzstrom war und man mir sagte, daß ich eine gewisse Rolle bei der Harmonisierung der Völker spielen würde, glaubte ich es nicht. Ich fragte die Propheten, ob sie begriffen, was für eine große Sache sie da erwarteten. Eine von ihnen, eine Frau namens Arthil, erwiderte: ›Stell dir einen Baum vor, der tausend Jahre lang gewachsen ist. Er ist so groß, daß ihn zwanzig Leute
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