Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Wo habt ihr gesucht?«
»Überall auf Ebene vier, fünf und sechs, Prinzipal.
Aber wir haben sie nicht gefunden.«
»Sie liegen alle auf ihren Kojen in Ebene fünf«, sagte Royal nach einem Blick auf einen Monitor an der Wand.
»Dann haben sie überhaupt nicht gesucht. Royal, du mußt ihre chemische Behandlung übernehmen.
Da stimmt etwas nicht. Sie verweigern jede Tätigkeit.
In Kuppel und Ebenen wird alles zusammenbre-chen.«
Butto stand auf. »Das ist eine Beleidigung für mich.
Es ist meine Aufgabe, und sie wurde korrekt ausgeführt.«
»Warum liegen sie dann auf ihren Kojen?«
»Ich werde mich um sie kümmern. In die chemische Behandlung dürft ihr nicht eingreifen.«
»Wir dürfen nicht? Ein solcher Satz befindet sich nicht in Übereinstimmung mit unserem Regierungssystem, Butto.«
»Nein. Aber eure Einmischung auch nicht. Ich werde sofort nach ihnen sehen.« Er verließ den Raum. Zeller folgte ihm ein paar Augenblicke später.
»Royal, ich schlage vor, du stellst ihre chemische Behandlung wieder um, ohne Butto etwas davon zu sagen«, meinte Eolyn. »Warst du in letzter Zeit unten im Bälgerschuppen? Butto bringt nichts als Fehl-schläge zustande. Wir werden aussterben.«
Royal schüttelte den Kopf. »Nach so vielen Jahren, nach all den Erfolgen, all unseren Entdeckungen hier in den Ebenen, muß da am Ende alles versickern? Wir müssen schnell Korrekturen vornehmen. Nachdem das Stockwerk eingestürzt ist, gelten die alten Gesetze der Kuppelgründer nicht mehr. Wir haben zu viele Fähigkeiten, zu viele Kenntnisse verloren. Es war tö-
richt, bestimmte Wissenszweige nur einem oder zwei Individuen zu übertragen.«
»Wer hätte gedacht, daß sie in dieser kontrollierten Umgebung einem unerwarteten Unfall zum Opfer fallen würden?«
»Es war vermutlich richtig, die Bevölkerungszahl auf fünfzig zu senken. Die Ebenen hätten die ursprünglichen 276 nicht erhalten können. Aber dadurch entstand eine prekäre Lage. Wieso haben wir es verlernt, mit Drogen umzugehen? Sie haben so lange gut gewirkt, haben sogar Ebenenmitglieder damit versöhnt, daß sie Dinge lernen mußten, an denen sie von sich aus vielleicht keinerlei Interesse hatten.«
»Vielleicht hat sich die Wirkung der Drogen ver-
ändert?«
»Vielleicht. Wir haben jedenfalls zwei unmittelbare Probleme. Wir müssen Celeste finden und die Ordnung bei den Komps wiederherstellen.« Royal unterstrich seine Bemerkungen mit zwei dunklen, geraden, langen Fingern. Dann entdeckte er den seltsamen Ausdruck auf Thorntons Gesicht. »Nun, was ist?«
»Vermutlich wirst du lachen. Aber weißt du noch, Eolyn, wie ich dich wegen Celeste angerufen habe?
Du warst wütend, deshalb habe ich die Unterhaltung abgebrochen.«
»Ja. Sie hat immer nur Schwierigkeiten gemacht.«
»Es ist nur eine Vermutung von mir. Erinnerst du dich an die grotesken Vögel, die sie gezeichnet hat?«
Er gab den Kode wieder ein und rief Celestes Gans auf den Schirm. »Das spielte sich während des Zyklus unserer zweimal im Jahr stattfindenden Strahlungsmessung ab. Komps gingen in die Kuppel hinaus. Ich entdeckte, daß Celeste ebenfalls in der Kuppel gewesen war. Ich entseuchte sie ohne Aufsehen, weil ich nicht wollte, daß sie noch mehr Schwierigkeiten bekam. Sie gab zu, daß sie dortgewesen war, teilte sonst aber nichts mit. Ich habe folgende Vermutung: Celeste sah die Vögel vom Kuppelfenster aus. Nachdem sie oben vorbeiflogen, nahm sie an, daß sie von irgendwoher gekommen und irgendwohin geflogen sein mußten, und daß dieses Irgendwo frei von Strahlung war, da sie ja existierten. Folglich befinden wir uns nur in einer Strahlungsinsel. Ich glaube, daß sie die Kuppel verlassen hat, wahrscheinlich vor mindestens sechs Zyklen.«
Darauf folgte ein kurzes Schweigen. »Nun, Thornton«, meinte Royal, »man hat sich sicherlich die richtige Person ausgesucht, um das Wissen der Alten zu speichern. Ich dachte mir schon immer, daß du Phantasie hast, aber ...«
»Prinzipale, hier spricht Komp 3. Ein Notfall.«
Royal tippte den Kode ein. »Ja, Komp 3. Was ist los?«
»Zeller ist tot. Er ist auf der Treppe gestürzt.« Alle standen auf und eilten in den Korridor hinaus, dann zum Treppenschacht, der die Ebenen miteinander verband. Den ganzen Weg über schrie Dexter: »Wartet, wartet!« drängte sich zwischen ihnen hindurch und versperrte schließlich den Treppenzugang. »Hört mal, das ist doch zu komisch. Laßt mich allein mit einem Strahler hinuntergehen. Ich glaube, sie haben ihm etwas
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