Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
daß ich außen herum gehen mußte, dann zwei Ebenen hinunter und dann durch all diese Gänge, um hierherzukommen. So schien es mir viel einfacher und kürzer. Es tut mir wirklich leid. Ich wußte nicht, daß ich etwas Verbotenes getan habe.« Der Gardehauptmann schaute ihn mit verkniffenem Mund an.
»Ist dir nicht bewußt, daß das die Protektorin von Pelbarigan ist, und daß man ihr mehr Respekt bezei-gen muß?«
Tristal schaute sie verhärmt und ängstlich an, dann senkte er den Blick. »Aber sie ist die Mutter von Jestak«, murmelte er.
Die Protektorin warf dem Gardehauptmann einen rätselhaften Blick zu. »Ja«, sagte sie. »Die Mutter von Jestak. Vielleicht läßt du mir zwei Gardisten hier, Ras, wenn wir mit dem Essen fertig sind, will ich das fremde Mädchen in ihrem Zimmer besuchen.« Sie hob die Hand. »Nein. Keine Widerrede. Ich bin sicher, daß das Mädchen wirklich zu krank ist, um ins Ratszimmer zu kommen. Vielleicht hat sie beschlossen, uns etwas über diese Kuppel zu sagen, was wir wissen müssen. Nun, Tristal, mußt du mir und den Gardisten versprechen, nicht wieder über die Balkone hierherzukommen, sondern nur auf dem üblichen Weg, wenn du zu mir willst. Wenn du danebenge-sprungen wärst, wärst du bis in den Obstgarten hin-untergefallen. Außerdem gehört es sich nicht. Verstehst du das?«
Tristal sagte ja, fast im Flüsterton. Dann schaute er aus dem Fenster und meinte: »Es ist ein einfacher Sprung. Nicht einmal ich könnte da fehlen. Aber ich werde es nicht mehr tun.«
Der Gardehauptmann warf ihm noch einen Blick zu, und dann zogen sie und ihre zwei Gardisten sich zurück.
»Du magst Celeste, nicht wahr, Tristal?«
Er schaute sie an. »Ja. Ich verstehe es nicht. Sie weiß nichts mit mir anzufangen.«
»Vielleicht ist das dein Glück. Wir wissen nichts über sie. Nein, widersprich mir nicht! Man kann nicht alles mit dem Herzen entscheiden. Auch wenn du kein alter Politiker bist wie ich, bist du in Politik verwickelt. Das sind wir alle. Keine Angst. Du hast noch genug Zeit, um Freunde zu finden. Als mein Sohn in deinem Alter war, hatte er noch nicht einmal angefangen, an so etwas zu denken. Aber es gibt alle möglichen Jungen, und ich sehe, daß du zur einsame-ren Sorte gehörst. Ich bin jetzt auch in meiner einsa-meren Periode. Ich bin Witwe, und mein Sohn wohnt in Nordwall. Ich habe einen Enkel und zwei Enkelin-nen, aber ich sehe sie selten. Es freut mich, daß du mich besucht hast, und ich hoffe, du wirst wieder-kommen.«
Tristal sah sie zweifelnd an.
»Ich meine es ernst, Tristal. Ich kenne mich mit Jungen ziemlich gut aus, weißt du. Du wirst nicht zö-
gern, mich besuchen zu kommen, nicht? Es kann durchaus sein, daß ich oft zu beschäftigt bin, aber etwas Zeit finde ich sicher. Und jetzt dürfen wir nicht alle warten lassen.« Sie stand auf und streckte Tristal den Arm hin, so daß sie sich auf ihn stützen konnte, als sie zum Vorzimmer gingen, wo die Gardisten warteten.
Mit der Protektorin kam Licht in den Raum, denn beide Gardisten trugen lodernde Lampen, die orange-farbene, flackernde Flecken durch den Raum warfen, bis sie abgestellt wurden und gleichmäßig brannten.
Tor stand vor der Jestana auf und verbeugte sich leicht.
Ein Gardist rückte einen Stuhl nahe ans Bett, und die Jestana ließ sich, auf Tristal gestützt, schwer dar-aufsinken. »Nun, Tristal, würdest du bitte draußen mit den Gardisten warten? Ich möchte später gerne noch mit dir sprechen.«
Tor, der nichts gesagt hatte, warf einen schnellen Blick zu seinem Neffen, zu den Gardisten und dann zurück zur Protektorin. »Protektorin, das ist Celeste.
Celeste, bist du wach genug? Das ist die Protektorin von Pelbarigan, Adai, die Jestana. Du solltest dich ge-ehrt fühlen, weil sie hierher gekommen ist, um dich zu besuchen.«
»Ja«, sagte Celeste.
»Tristal hat mir erzählt, daß du mir einiges sagen willst.«
»Ja. Ich ... es tut mir leid. Ich bin ganz durcheinan-der. So vieles ist neu. Alles ist anders, sogar diese Krankheit. Ich verstehe sie natürlich, aber sie ist nicht angenehm.«
»Was verstehst du, Celeste?«
»Ich gebe zu, daß ich aus der Kuppel komme. Wir nennen sie Kuppel und Ebenen. Wir haben eine Umgebung, die frei ist von gefährlichen Mikroorganismen. Ich wurde gegen einige Krankheiten geimpft, aber der größte Teil unserer Antitoxine wurde bei einem Unfall vernichtet, daher haben wir den Rest sorgfältig aufbewahrt, und für mich stand nichts zur Verfügung. Außerdem waren wir
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