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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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dich nicht wiedersehen. Ich habe zwei Geschenke für dich.« Sie reichte ihm einen kleinen Lederbeutel. Darin fand er ein Säckchen mit wei-
    ßem Pulver und ein kleines Stück Holz, das sich als Klappmesser herausstellte.
    »Das Messer ist vielleicht nur ein Symbol. Es hat einen Ring, siehst du, du kannst dir also einen Riemen besorgen und es um den Hals tragen. Das Pulver – nun, für den Fall, daß du Schwierigkeiten mit dem Einschlafen hast, wird es dich in Schlaf versetzen. Ich habe es mit Salz mischen lassen, damit es besser schmeckt.«
    »Aber ich habe keine Schlafschwierigkeiten. Ich verstehe dich nicht.«
    »Dann willst du mein Geschenk also nicht haben?«
    »O doch, aber ich ... ich ...«
    »Du darfst niemandem erzählen, daß ich dir diese Dinge gegeben habe. Niemandem. Schließlich bist du ein Gestrauchelter, ein abscheulicher, kleiner Balg, richtig? Jemand, mit dem eine Protektorin nicht zu plaudern hat. Und jetzt noch zwei Dinge. Gamwyn, lügst du jemals?«
    »Lügen? Nein – nur wenn ich mit Brudoer herum-albere. Warum?«
    »Neugier. Ich habe in letzter Zeit darüber nachgedacht. Das mit dem Lügen ist eine sehr komplexe Geschichte. Diejenigen, die andere mit brutaler Gewalt festhalten, gegen jede Vernunft und Gerechtigkeit, scheinen oft schockiert, wenn die Hilflosen sie belü-
    gen, und dabei leben sie die ganze Zeit in Avens Augen selbst eine Lüge und merken es nicht einmal.«
    »Ich verstehe dich nicht, Protektorin.«
    »Das macht nichts. Wenn sie dich ins Gefängnis stecken, hast du Zeit, darüber nachzudenken. Und jetzt noch eins.« Sie drehte ihn herum und legte ihm die Hände auf die Schultern. Ihre Augen schauten fest in die seinen. »Ich habe dich in keinem einzigen Punkt angelogen. Ich möchte, daß du mir versprichst, nichts von dem zu vergessen, was ich dir je gesagt habe, und darüber nachzudenken. Nichts. Kein einziges Wort.« Sie schüttelte ihn leicht.
    »Ich verspreche es«, sagte er. Sie umarmte ihn. Er konnte das gleichmäßige Pochen ihres Herzens hö-
    ren, als sein Ohr gegen ihre Tunika gedrückt wurde.
    Dann ließ sie ihn los und läutete nach dem Gardisten.
    Gamwyn ging verwirrt den Korridor hinunter und hielt seinen kleinen Beutel mit den Geschenken fest.
    Gamwyns restliche Zeit in Pelbarigan verging wie im Fluge. Garet war ständig bei ihm, und Gamwyn war sich immer weniger sicher, ob der Junge seiner Großmutter wirklich etwas erzählt hatte. Als das Boot von Threerivers eintraf, kamen zwei Männer und eine Frau aus Udges Leibgarde mit. Wie Gamwyn erwartet hatte, wurde er gefesselt und in die Mitte des Kanus gesetzt. Eine Menschenmenge sammelte sich am Ufer, als es sich zum Abstoßen anschickte.
    Das Protokoll der Gardisten von Pelbarigan wurde streng, schnell und makellos durchgeführt bis zum letzten Augenblick, als ein Gardehauptmann von Pelbarigan mit einem gefalteten Säckchen hinauswa-tete und es hinter Gamwyns Rücken schob, da, wo er an einer Ruderbank lehnte. Dann wandte er sich an den Gardehauptmann von Threerivers. »Gebt gut acht auf den Jungen. Er ist noch nicht ganz bei Kräften. Vielleicht hat er Schwierigkeiten zu schlafen.
    Macht es ihm bequem.«
    Der Gardehauptmann von Threerivers salutierte lediglich, während der von Pelbarigan das Kanu in die Strömung schob, dann sangen die tiefen Stimmen der Männer am Ufer eine kurze Hymne um Schutz und Sicherheit. Die Gardisten von Threerivers wirkten nervös, sie ruderten schnell weiter in die Strö-
    mung hinaus und kamen mit einem Tempo in die Fahrrinne, das sie niemals durchhalten konnten. Als sie die vorgesehene Stelle erreichten, ertönte das Horn der Gardisten von den Türmen der Stadt, und als Antwort schnellten die Ruderer nur für einen Augenblick ihre Paddel in die Höhe.
    Sobald sie ein Stück von Pelbarigan weggeglitten waren, schob sich Gamwyn mit den Hüften nach vorne, damit er sich hinlegen konnte. Der Morgen strahlte eine spätherbstliche Kühle aus, und er wollte den geringen Schutz nützen, den das Boot dagegen bot. Hoch am Himmel zog eine gezackte Linie von Enten nach Süden, die Anführer wechselten ständig.
    Alles schien unwirklich. Das letzte normale Ereignis in seinem Leben war gewesen, als er mit Brudoer die Stufen hinuntergelaufen war.
    Sagan, die Protektorin, hatte ihn verwirrt. Was hatte sie mit all dem gemeint, was sie gesagt hatte?
    Warum hatte sie nach Gardisten von Threerivers geschickt, um ihn abholen zu lassen? Wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben? Warum hatte sie ihn

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