Pelbar 4 Der Fall der Muschel
werde mich nicht entschuldigen. Ich möchte dich jedoch um einen Gefallen bitten.«
»Du willst dich nicht entschuldigen, möchtest aber, daß ich dir einen Gefallen tue? Junge, du bringst mich jeden Augenblick mehr durcheinander. Alles steht Kopf.«
»Ich bin nur ein Knabe, Südrätin, aber ich hatte Zeit zum Nachdenken. Ich glaube, es sollte alles kopfste-hen. Ich sage dir meinen Wunsch, und wenn du es für richtig hältst, kannst du mir helfen, daß er mir erfüllt wird.« Brudoer zögerte, fügte aber dann entschlossen hinzu: »Nein. Ich werde doch nicht darum bitten. Es muß alles so laufen, wie es eben läuft.« Er hatte Bival bitten wollen, dafür zu sorgen, daß er auf jeden Fall in die vierte Zelle gebracht würde, hatte sich aber nicht dazu durchringen können. Er wußte, daß er den Rat und die Protektorin manipuliert hatte, um seine Verlegung zu erreichen, aber daran war nur ihre strenge Reaktion, ihre Bereitwilligkeit schuld, einen Jungen für bloße Worte zu bestrafen, und zwar für Worte, die zweifellos durch unangemessene Härte provoziert waren.
Er sehnte sich danach, jemandem zu erzählen, was er bisher herausbekommen hatte, wußte aber, daß er das nicht tun durfte. Vielleicht war die Stadt selbst in der Lage, wieder zu geistiger Gesundheit zu gelangen, da sollte er nicht eingreifen.
Sie verabschiedeten sich durch Aneinanderdrücken der Handflächen in einer völlig veränderten Atmosphäre, und die beiden Besucher verließen die Zelle.
Arlin schloß die Tür, befestigte den langen Riegel, salutierte vor der Wache und ging.
Als Warret und Bival kamen, saßen die Männer immer noch im Kreis und warteten auf Warrets Rückkehr. »Schaut. Seht mal, was Brudoer mir geschenkt hat!« Warret streckte ihnen die Muschel hin.
Bival zuckte zusammen, als sie im Kreis herumge-reicht wurde, ganz vorsichtig gehalten von den rau-hen Händen der Arbeiter.
»Ich habe diesen Raum saubergemacht«, sagte ein Mann. »Das sind die Formen, die auch an den Wänden sind. Das Ding muß die ganze Zeit da drin gewesen sein. Ich habe die Formen gesehen, als ich die Wände abschrubbte, bevor der Junge kam.« Bival fuhr auf. Sie hatte die Zellen nie erforscht, da nur so wenige Leute jemals dorthin kamen. Sie nahm das Muschelkästchen, drehte es hin und her und überlegte. Dann gab sie es zurück.
»Diese Muster findet man auch an den Wänden des inneren Privatraums der Protektorin«, sagte sie. »Dieses Zimmer habe ich saubergemacht, weil dazu nur Rätinnen das Vorrecht haben. Aber sie sind da.« Die Männer verstummten und schauten sie verlegen an.
Irgendwie erkannten sie alle, daß Craydor im Geiste eine Verbindung zwischen der Protektorin und dem Gefängnis hergestellt hatte.
»Er hat mir diese Rolle von Craydor gegeben«, sagte sie zu den Männern. »Craydor hat sie selbst geschrieben, es ist ihre eigene Handschrift.« Ein Mann griff nach der Rolle. Sie zögerte, dann gab sie sie ihm.
Er hielt sie nahe an seine Lampe, schaute sie an und reichte sie dann weiter. Jeder der Männer nahm sie vorsichtig und reichte sie dann weiter. Schließlich kam sie zu Bival zurück.
»Nun, Südrätin. Was soll jetzt geschehen?« fragte ein alter Mann.
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Was immer geschieht, ich habe Angst davor. Warret, kommst du mit mir?«
»Jetzt noch nicht. Erst, wenn alles vorüber ist.«
»Gib acht auf das Muschelkästchen!«
»Das werde ich. Ason, würdest du meine Frau in ihre Räume zurückbegleiten?« Ein riesiger, junger Steinhauer stand auf und trat zu Bival, und die Gruppe sah zu, wie die beiden die gewundene Treppe erstiegen.
»Was wird das nützen, Warret?«
»Der Stadt? Nicht viel, glaube ich. Unsere Quelle sagt, daß Udge ohnehin vorhat, Bival zu ersetzen.
Aber mir? Ich glaube, da hat es schon sein Gutes.«
Warret lächelte ein wenig, dann fügte er hinzu: »Vielleicht, wenn das alles vorüber ist.«
Als Bival in ihr Zimmer kam, wartete die Ardena auf sie. Zuerst musterten sie einander kalt, aber Bival streckte ihrer Besucherin Craydors Schriftrolle hin.
»Der Knabe Brudoer hat sie mir gegeben. Schau sie dir an! Sie ist von Craydors eigener Hand.«
Die Ardena fuhr auf, dann schaute sie sich die Rolle unter der Lampe genau an. Schließlich legte sie sie nieder. »Er hat sich also mit dir versöhnt. Hat er sich denn entschuldigt? Ist jetzt alles vorbei?«
»Nein. Entschuldigt hat er sich nicht. Er sagte, er würde sich weigern. Ich will jetzt auch keine Entschuldigung mehr. Der
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