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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Schweigen und Gebet für die Bürgerin Prope zu verharren, die letzte Nacht aus unbekannter Ursache im Schlaf verstorben ist. Prope ist euch allen als im Ruhestand befindliches Oberhaupt der Keramikmanufaktur und der Wachspro-duktion bekannt. Sie wurde heute früh von ihrem Diener Mall tot aufgefunden. Heute abend werden wir eine Gedenkfeier für sie abhalten.«
    Ein allgemeines Geraune erhob sich unter den meisten Ratsmitgliedern, die davon noch nichts gehört hatten. Bival ärgerte sich, weil Udge die Aufmerksamkeit von der anstehenden Sache ablenkte. Was hoffte sie mit einer solchen Taktik zu gewinnen?
    Endlich verkündete die Sonnenuhr, daß die Zeit des Schweigens vorüber war, und Udge forderte Bival zum Sprechen auf. Sie erhob sich und musterte die Ratsmitglieder, die auf drei Seiten des Saales sa-
    ßen, das Haar in zwei Knoten hochgesteckt, bis auf die Quadrantenrätinnen, die es in drei Knoten trugen.
    Sie sah gleichgültige, spöttische Gesichter, ein wenig verschlossen und unangenehm berührt von ihr.
    Sie senkte die Augen und begann: »Mitglieder des Rates, ich bin mir bewußt, daß ich unbeabsichtigt unsere gegenwärtigen Schwierigkeiten ausgelöst habe, aber ich glaube, daß die Ursachen weitergehend und älter sind. Ich habe über die Entscheidung, morgen Pion anstelle des Jungen zu bestrafen, nachgedacht.
    Dabei bin ich zu dem Schluß gekommen, daß das ein Fehler wäre, obwohl die Entscheidung den besten Absichten, nämlich Weisheit und dem Wunsch nach Harmonie entspringt. Man will die Strafe einem Körper zufügen, der die Peitsche leichter ertragen kann.
    Man argumentiert, daß Pion, da er ja der Vater des Jungen ist, sicherlich seine Einstellung begründet hat.
    Ihn selbst kennt man als Menschen von unwandelba-ren Neigungen, der nicht streng auf Schicklichkeit und Anstand Wert legt.
    Bei den gegenwärtig herrschenden Spannungen unter den Arbeitern glaube ich jedoch, daß sie das für ungerecht halten würden. Sie wissen Bescheid und haben Brudoers schändliche Reden gehört. Das können sie nicht verteidigen. Gegen seine Bestrafung können sie kaum protestieren. Wenn die Peitsche zu hart für ihn ist, empfehle ich, ihm nur drei der sechs noch verbliebenen Hiebe zu verabreichen und ihn wie zuvor in die nächste – die vierte Zelle einweisen zu lassen, wie Udge es als angemessen beschlossen hat, bis seine Heilung so weit fortgeschritten ist, daß er die restlichen Hiebe ertragen kann. Die Strafe könnte natürlich umgewandelt werden, wenn der Junge echte Reue zeigt. Andernfalls sehe ich kaum eine Möglichkeit, einen solchen Wahnsinnigen in unserer Stadt wieder auf freien Fuß zu setzen.«
    »Willst du seine Strafe hinauszögern, weil du Angst um dich selbst hast, Bival?« fragte die Protektorin.
    »Nein. Daran hatte ich nicht gedacht, Protektorin, aber ich sehe ein, daß diese Vermutung vernünfti-gerweise aufkommen kann. Die Sache hat noch einen anderen Aspekt. Craydor hat ausdrücklich geschrieben: ›Die Strafe muß gnädig sein, aber sie muß auch unmittelbar auf die Tat folgen. Durch unwillkürliche Strafmaßnahmen wird niemals eine gesunde Stadt entstehen.‹ Außerdem schreibt sie auch: ›Man muß den Verbrecher mit aller Sorgfalt identifizieren und darf keinen Unschuldigen bestrafen, denn eine Gesellschaft, die willkürlich Strafen verhängt, kann niemals den inneren Zusammenhalt bewahren, den sie zum Überleben braucht. Wenn die rechte Hand die linke mit dem Messer sticht, kann sie diese Hand nicht mehr gebrauchen.‹ Auch wenn die Protektorin entschieden hat, daß Pion der eigentliche Urheber von Brudoers Schuld ist, und ich will das nicht in Ab-rede stellen, ist es doch leicht einzusehen, daß die ar-beitende Bevölkerung die Sache nicht in diesem Licht betrachten wird. Die Begründung ist zu fein gespon-nen. Ich habe Angst vor Rebellion. Schon jetzt sammeln sich die Männer in kleinen Grüppchen und treten zur Seite, wenn wir uns nähern. Ich glaube, wir dürfen nicht übermäßig weich sein, aber wir sollten auch Gnade walten lassen.«
    Bival blickte in die Runde und sah Gesichter, die entweder reserviert oder unsicher, da und dort auch feindselig waren. Dann verneigte sie sich vor der Protektorin und setzte sich. Udge drehte langsam den Kopf und blickte die ganze Versammlung an. »Gibt es dazu einen Kommentar?«
    Die Ardena erhob sich und sagte: »Protektorin, ich befinde mich ausnahmsweise in Übereinstimmung mit der Südrätin. Nur in einem Punkt möchte ich noch etwas anführen.

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