Pells Stern
einer Phase, in der sie nicht von Nutzen waren. Daher war es jetzt besonders wichtig, hier unten zu sein, diese Geste zu machen. In dem heiklen Zustand nach dem Sprung und den Drogen befanden sich die Leute auf einem Tiefpunkt, und Signy sah, wie Augen auf ein bloßes Wort und eine Berührung der Schulter im Vorbeigehen hin aufleuchteten. Sie kannte alle dem Namen nach, jeden einzelnen, nannte sie jetzt, einen nach dem anderen. Da gab es einen Maler, den sie aus den Reihen der Flüchtlinge von Russells geholt hatte, der besonders ernst aussah und nicht wenig verängstigt; Kee, der von einem Kauffahrer stammte, genau wie Di vor ein paar Jahren. Und noch viele, viele mehr. Manche waren verjüngt, wie sie, kannten sie schon seit Jahren... kannten die Chancen genauso gut wie nur irgendeiner von ihnen, vermutete sie. Bitter für diese Leute, dass diese entscheidende Phase nicht die ihre war und nicht sein konnte.
Sie durchquerte den dunklen Zwischenraum des vorderen Frachtraumes, ging rund um den Zylinderrand und betrat die beidseitig orientierte Welt der Riderbesatzungen, eine Gegend wie ein Zuhause für sie, die Erinnerung an eine andere Zeit, als sie selbst ihre Unterkunft in einem solchen Bereich gehabt hatte, einer bizarren Sektion, wo die Besatzungen der systeminternen Kampfschiffe, ihre Mechaniker und Wartungstrupps in ihrer eigenen privaten Welt lebten. Ein ganz anderer Befehlsbereich existierte hier, zur Zeit nach rechts hinauf, wo jetzt die Rotation in Betrieb war; zu den seltenen Gelegenheiten, zu denen sie im Dock lagen, mit der Decke nach unten. Zwei von den acht Besatzungen hielten sich auch momentan hier auf, die von Quevedo und Almarshad, von der
0in
und der
Thor;
vier weitere hatten dienstfrei; zwei fuhren gerade im äußeren Gerüst mit... oder innerhalb ihrer Schiffe, denn das Schleusen von Besatzungen durch den Speziallift aus dem Rotationszylinder heraus brauchte eine Umdrehung der Hülle, und diese Zeit hatten sie nicht übrig, wenn sie aus dem Sprung heraus direkt in Schwierigkeiten gerieten. Draußen im Rahmen durch den Sprung zu fliegen.., an diese Erfahrung erinnerte sie sich nur zu gut. Nicht die angenehmste Art zu reisen, aber es war halt stets irgend jemandes Job. Sie hatten nicht vor, die Rider hier bei Omikron aufmarschieren zu lassen, oder zwei weitere ihrer Besatzungen würden dort oben in der Kanne sitzen, wie sie das in diesem Exil nannten. »Alles, wie es sein sollte«, teilte sie denen in eingeschränkter Bereitschaft mit. »Ruht euch aus, entspannt euch, trinkt keinen Alkohol! Wir sind immer noch in Bereitschaft und werden es auch bleiben, solange wir hier sind. Keine Ahnung, wann wir den Abflugbefehl erhalten oder ob wir vorgewarnt werden. Könnte eine eilige Sache werden, ist aber sehr unwahrscheinlich. Ich schätze, dass wir keinen Einsatzsprung machen werden, ohne vorher Zeit zum Ausruhen gefunden zu haben. Diese Operation folgt unserem Zeitplan, nicht dem der Union.«
Signy vernahm keine kleinliche Kritik. Sie fuhr mit dem Lift hinauf zur Hauptebene, legte die kürzere Entfernung zum Korridor eins zurück, mit Beinen, die sich immer noch wie Gummi anfühlten, wenn auch die Drogen ihren betäubenden Effekt allmählich verloren. Sie ging in ihre Unterkunft, die zugleich Büro war, ging eine Zeitlang auf und ab und legte sich endlich auf das Bett, ruhte sich aus, schloss einfach die Augen und ließ die Spannung verebben, die nervöse Energie, die der Sprung stets in sie hineinpumpte, weil er üblicherweise bedeutete, mitten in die Schlacht zu geraten, schnelle Entscheidungen zu fällen, zu töten oder zu sterben.
Diesmal nicht; dieses Mal verlief alles wie geplant, dieses Vorhaben, zu dem die Monate der kleinen Angriffe die Vorbereitung gewesen waren; Angriffe, mit denen sie vitale Einrichtungen ausgelöscht hatten, mit denen sie den Feind bedrängt und vernichtet hatten, wo immer sie konnten.
Eine Weile ausruhen; schlafen, wenn sie konnten. Signy konnte nicht. Sie war froh, als der Aufruf kam.
Es war ein seltsames Gefühl, wieder in den Korridoren der
Europe
zu stehen, seltsamer noch, in Gesellschaft all der anderen im Beratungsraum des Flaggschiffes zu sitzen... ein unheimliches und nervöses Gefühl, dieses Zusammentreffen all derer, die in all diesen Jahren zusammengearbeitet hatten, ohne sich zu treffen, die so erpicht darauf gewesen waren, die Nähe der anderen zu meiden, abgesehen für kurze Rendezvous, um Befehle von Schiff zu Schiff weiterzugeben. Während der letzten
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