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Pelte, Reinhard

Pelte, Reinhard

Titel: Pelte, Reinhard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inselbeichte
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gar nicht an seinen Untergebenen.
    »Ich war als Berichterstatter des Flottenchefs zum Einsatzstab des CTF {2} 150 am Horn von Afrika abkommandiert. Das muss wohl der Grund sein«, antwortete Jung wahrheitsgemäß.
    »Der Flottenchef, so, so.« Holtgreve fuhr mit der Hand an seinen Krawattenknoten und zerrte nervös daran herum. Wie immer saß sein Binder perfekt gebunden und exakt mittig auf seinem blütenweißen Hemd und hätte einer Korrektur gar nicht bedurft. Er sah angestrengt aus dem Fenster, als wolle er dort etwas entdecken, was ihm helfen könnte zu verstehen, was hier vor sich ging. »Beförderung. Kommt überraschend«, bellte er mehr, als dass er sprach.
    Holtgreve machte klar, dass der Polizeipräsident in Kiel seinen Statthalter in Flensburg nicht über die wahren Hintergründe von Jungs Arbeit in der Marine informiert hatte. Jung stellte sich unwissend.
    »Wieso überraschend? Habe ich das nicht Ihrer Beurteilung und Anerkennung zu verdanken?«
    »Gut. Ja. Richtig.«
    Jung vermerkte amüsiert, dass sein Chef davor zurückschreckte, ungehemmt brutal zu lügen. Immerhin etwas.
    »Aber nun zum Kern.« Holtgreve hatte sich einen Ruck gegeben und rettete sich ins Praktische. »Kiel wünscht, Beförderung und Verleihung zusammenzulegen.«
    »Sie meinen, der Präsident kommt hierher?«
    »Ja. Genau genommen ins Marineflottenkommando. Da gibt es die Medaille.«
    »Warum im Flottenkommando?«
    »Kiel will das so«, antwortete Holtgreve barsch.
    Jung akzeptierte die Antwort. Er wusste ohnehin, dass sein Chef nicht in der Lage war, ihm näheren Aufschluss über die Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung zu geben, denn er selbst wäre nie auf die Idee gekommen, danach zu fragen.
    »Und wann soll das stattfinden?«, fragte Jung ruhig.
    »Nächsten Mittwoch. Kiel wünscht, dass wir in größerer Zahl erscheinen. Haben Sie Wünsche, wen Sie dabei haben wollen?«
    Jung war nun doch von seinem Chef überrascht. Diese Frage hätte er ihm nicht zugetraut. Er ließ sich nichts anmerken und antwortete: »Ja, Polizeiobermeister Petersen, im Übrigen ist es mir egal.«
    »Petersen ist Mittlerer Dienst.« Holtgreve sah Jung unwillig, fast strafend an.
    »Ist das eine ansteckende Krankheit?« Jung glaubte sich in der Position, diese unsittliche, ja freche Frage stellen zu dürfen, ohne Sanktionen befürchten zu müssen, die zu Mehrarbeit und Unbequemlichkeiten führen würden.
    »Nein«, quälte sich Holtgreve. »Die Auszeichnung findet aber im Rahmen der Großen Lage statt. Kiel hat mir das signalisiert. Da sind ausschließlich Offiziere zugelassen. Petersen hat keinen entsprechenden Dienstgrad.«
    »Dann geht er in Zivil. Dann sieht keiner, was er hat, oder besser, was er nicht hat.« Jungs Ironie war unüberhörbar. Er war mit seiner Antwort sehr zufrieden. Vor allem deswegen, weil sie ihm jetzt, im richtigen Moment, über die Lippen gekommen war, und nicht erst später, zu Hause im Bett, nach längerem Grübeln darüber, wie man eigentlich auf Unerträglichkeiten angemessen reagieren sollte.
    »Okay, weil Sie es sind.« Holtgreve fuhr sich mit der Hand über seinen kahlen Schädel. »Haben Sie mit der Arbeit an dem Fall des verschwundenen Mädchens begonnen?«, wechselte er abrupt das Thema.
    »Ich werde mich sofort daran machen. Haben Sie sonst noch etwas für mich?«
    »Nein. Sie können gehen.«
    »Danke.«
    Jung erhob sich und verließ beschwingt Holtgreves Büro. Er freute sich. Weder mit seiner Beförderung noch mit einer Auszeichnung hatte er gerechnet. Er hatte es im Laufe seiner Dienstjahre verlernt, auch nur daran zu denken, und wunderte sich darüber, dass ihm jetzt als Erstes durch den Kopf ging, wie viel mehr er verdienen würde. Er musste Petersen danach fragen. Der kannte die Gehaltstabellen aller Dienstgradgruppen in- und auswendig und würde ihm aus dem Stegreif sagen können, was den Unterschied zwischen Rat und Oberrat ausmachte, wenn auch nur brutto und nicht netto. Obwohl Netto das eigentlich Interessantere war.

Jung
    Zurück in seinem Büro schloss Jung die Tür hinter sich und setzte sich an seinen Schreibtisch. In den Augen seiner Frau Svenja war sein Schreibtisch schäbig. Sie hatte ihn des Öfteren gefragt, wie er es aushielte, so zu arbeiten. Neben einem Aktenschrank, einem Aktenbock, seinem Bürosessel mit verstellbarer Sitz- und Rückenlehne und einem Besucherstuhl war der Schreibtisch das einzige Möbelstück in Jungs Büro. Die spärliche und in vielen Jahren abgenutzte Möblierung ließ den

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