Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
die beiden Käfer sich bemerkten, gingen sie aufeinander zu und fingen an, wie wild zu vögeln.
Waters sah den Saftkopf an. »Was ist denn
das
, um Himmels willen?« fragte er.
»Sehen Sie weiter«, sagte der Saftkopf.
Einer der Käfer legte Eier, aus denen vier weitere Käfer ausschlüpften, die ebenfalls miteinander vögelten. Nach kurzer Zeit war der ganze Bildschirm voller Käfer, die nun begannen, die Buchstaben aufzufressen. In ein paar Augenblicken gab es kein einziges Wort mehr auf dem Monitor, sondern nur noch überall herumwimmelnde Käfer. Schließlich fingen die Käfer an, sich gegenseitig aufzufressen. Als sie damit fertig waren, war der Bildschirm nur noch schwarz.
»Nicht schlecht, was?« fragte der Saftkopf.
»Ja«, sagte Waters. »Und wofür ist das Programm gut?«
»Das ist nur –«, der Saftkopf blickte jetzt etwas verwirrt drein, »das ist ganz einfach ein cooles Programm, sonst nichts. Es ist eigentlich für nichts Bestimmtes da.«
»Und wie lange haben Sie gebraucht, um es zu schreiben?« fragte Waters.
»Zwei Wochen«, sagte der Saftkopf stolz und sog die Luft zwischen seinen Zähnen ein. »Natürlich nur in meiner Freizeit, ist doch klar.«
Der Saftkopf wandte sich wieder seinem Terminal zu und begann erneut zu tippen. Waters entspannte sich und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür. Über sich konnte er ganz leise die Musik der Tanzkapelle hören; das Schlagen der Trommeln, die dumpfen Vibrationen der Bässe und das Wimmern der Saxophone. Er glaubte sogar, die Geräusche von Hunderten von tanzenden Füßen hören zu können, die hoch über ihm über den Boden glitten. Und er mußte hier in diesem Irrenhaus aushalten, allein, mit niemandem außer einem Saftkopf, der wie ein Blöder auf seiner Tastatur herumhämmerte. Das äußerste an Abwechslung war, daß der Saftkopf aufstand und sich noch eine Cola-light holte.
Auf einmal hörte er ein Geräusch aus dem Elektroraum.
»Haben Sie das gehört?« fragte Waters.
»Nein«, antwortete der Saftkopf.
Längere Zeit war es wieder still, dann war recht deutlich ein dumpfer Schlag zu vernehmen.
»Was, zum Teufel, war das?« fragte Waters.
»Keine Ahnung«, sagte der Saftkopf. Er hörte mit dem Tippen auf und sah sich um. »Vielleicht sollten Sie mal nachsehen.«
Waters ließ die Hand über den glatten Kolben seiner Schrotflinte gleiten und sah hinüber zu der Tür in den Elektroraum.
Vermutlich ist es nichts. Das letzte Mal, als ich mit D’Agosta drin war, war ja auch nichts.
Eigentlich sollte er jetzt dort hineingehen und nachsehen. Natürlich konnte er immer Verstärkung aus der Sicherheitszentrale anfordern, die nur ein paar Türen weiter am selben Gang lag. Dort war doch sein Kumpel Garcia – oder nicht?
Auf einmal stand Waters der Schweiß auf der Stirn. Instinktiv wischte er ihn sich mit dem Ärmel ab. Aber er machte keine Bewegung in Richtung auf die Tür zum Elektroraum.
43
A ls Margo in die Große Rotunde kam, ging es zu wie in einem Taubenschlag: Ständig kamen Leute herein, schüttelten ihre tropfnassen Regenschirme aus und schwatzten aufgeregt, in kleinen und großen Gruppen zusammenstehend, miteinander, wobei ihr Geschnatter sich mit dem Stimmengebrodel mischte, das etwas weiter entfernt aus der Halle des Himmels drang. Margo schob Frock zu einer Absperrung aus roter Samtkordel neben den Metalldetektoren, wo ein Polizist Wache stand. Die Halle des Himmels dahinter war in gelbes Licht getaucht, und ein riesiger Leuchter an der Decke schickte Regenbogen in den Raum.
Die beiden zeigten dem Polizisten ihre Museumsausweise, der daraufhin die rote Kordel aushängte und sie passieren ließ, nicht ohne vorher jedoch Margos Umhängetasche zu inspizieren. Im Vorbeigehen bemerkte Margo, daß der Polizist ihr einen komischen Blick zuwarf. Als sie daraufhin an sich hinabblickte, stellte sie fest, daß sie immer noch Jeans und Pullover anhatte.
»Beeilung!« rief Frock. »Nach vorn, zu den Referenten. Es sieht so aus, als wollten sie jeden Moment anfangen.«
Das Podium mit dem Rednerpult befand sich am anderen Ende der Halle vor dem Eingang zur Ausstellung. Die handgeschnitzten Türen, über denen aus Knochen geformte Lettern das Wort ABERGLAUBE bildeten, wurden von einer massiven Kette versperrt. Beiderseits der Tür standen hölzerne Stelen, die an große Totempfähle oder Säulen aus einem heidnischen Tempel erinnerten. Margo sah, daß Wright und Cuthbert oben auf dem Podium fröhlich mit dem Bürgermeister
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