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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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zunächst an ein Versehen geglaubt. Daß Dr. Frock, der Entdecker des Kallisto-Effekts, Inhaber des Cadwalader Lehrstuhls für Statistische Paläontologie an der Columbia University und Chef der Abteilung für Evolutionäre Biologie im Museum, sich ausgerechnet sie als Doktorandin herausgesucht hatte, war eine Ehre, die nur sehr wenigen zuteil wurde.
    Frock hatte seine wissenschaftliche Karriere als Anthropologe begonnen. Obwohl er wegen einer Kinderlähmung seit seiner frühen Jugend im Rollstuhl saß, hatte er aufsehenerregende Feldforschung betrieben, die noch heute Grundlage vieler Lehrbücher war. Nachdem mehrere schwere Malariaerkrankungen ihm die Arbeit in der Feldforschung unmöglich gemacht hatten, hatte Frock sich mit seiner ungeheuren Energie auf die Evolutionstheorie verlegt. Mitte der achtziger Jahre war er dann mit einer radikal neuen Sichtweise an die Öffentlichkeit getreten, die stürmische Kontroversen unter seinen Kollegen ausgelöst hatte.
    In seiner Hypothese, die die Chaosforschung und Darwins Evolutionslehre miteinander kombinierte, stellte Frock die allgemein gebräuchliche Annahme in Frage, nach der sich das Leben langsam und stetig entwickelt habe. Statt dessen behauptete er, die Entwicklung sei bisweilen geradezu sprunghaft fortgeschritten und habe dabei ab und zu kurzlebige Aberrationen – sogenannte »Monster-Spezies« – hervorgebracht. Nicht immer, so argumentierte Frock, sei die Evolution anhand von Selektion nach dem Zufallsprinzip fortgeschritten, sondern gewisse Umwelteinflüsse hätten bisweilen plötzliche, groteske Veränderungen und Aberrationen bei einer Spezies bewirkt.
    Obwohl Frock seine Theorie mit einer Serie von brillant geschriebenen Artikeln und anderen Veröffentlichungen untermauerte, blieb ein Großteil der wissenschaftlichen Welt seiner Hypothese gegenüber skeptisch. Wenn es wirklich solche bizarren Lebensformen geben sollte, so argumentierten seine Kollegen, warum bekam man sie dann nicht zu Gesicht? Frocks Antwort darauf war, daß diese Aberrationen als sprunghafte Weiterentwicklungen der Evolution auch relativ kurzlebig sein dürften, da bei ihnen eine Generation rasch auf die andere folgte.
    Nachdem immer mehr Experten Frock als fehlgeleitet, ja sogar als verrückt bezeichnet hatten, hatte sich die Boulevardpresse mit viel Enthusiasmus seiner Idee angenommen. Seine Theorie war bald als »Kallisto-Effekt« bezeichnet worden, nach dem griechischen Mythos von der Jagdgefährtin der Artemis, die von der zürnenden Göttin Hera in ein wildes Tier verwandelt worden war. Obwohl Frock die weitverbreiteten Mißinterpretationen seiner Idee nicht gefielen, verwendete er die daraus resultierende Berühmtheit geschickt für die Förderung seiner akademischen Arbeit. Wie viele brillante Kuratoren kannte Frock nichts anderes als seine Forschungen, so daß Margo manchmal den Eindruck hatte, alles andere, inklusive ihrer Arbeit, würde ihn maßlos langweilen.
    Die Restauratorin am anderen Ende des Raumes stand auf und ging ohne ein Wort zum Mittagessen, was ein sicheres Zeichen dafür war, daß es langsam auf elf Uhr zuging. Margo notierte rasch ein paar Sätze auf ein Blatt Papier und legte es in ihr Notizbuch. Sie hatte ein paar neue Informationen über die Pflanzenklassifikation der Kiribitu, die vielleicht Frocks Interesse wecken könnten.
    Dr. Frocks Büro befand sich am Ende eines eleganten Korridors aus der Zeit der Jahrhundertwende im Südwestturm des Gebäudes und kam Margo immer wie eine Art Oase vor, weit weg von den Labors, Computern und Aufzügen, die sonst den der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil des Museums dominierten. Auf der schweren Eichentür des inneren Büros stand einfach »Dr. Frock«.
    Margo klopfte an.
    Sie hörte, wie sich jemand ausgiebig räusperte und das dumpfe Geräusch eines fahrenden Rollstuhls. Die Tür öffnete sich langsam, und das ihr vertraute rötliche Gesicht hob erstaunt die buschigen Augenbrauen. Dann hellte sich Dr. Frocks Miene plötzlich auf.
    »Ach, natürlich. Heute ist ja Montag. Kommen Sie rein«, sagte er mit leiser Stimme, drückte mit seiner etwas plumpen Hand die von Margo und wies sie zu einem mit Gegenständen beladenen Stuhl. Frock trug wie üblich einen dunklen Anzug und eine auffällige Krawatte mit Paisley-Muster. Sein dichter, weißer Haarschopf sah zerzaust aus.
    Die Wände von Dr. Frocks Büro nahmen alte Bücherschränke mit Glastüren ein, in denen sich Fossilien und andere Seltsamkeiten aus

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