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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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seinen frühen Jahren der Feldforschung befanden. Neben der Tür waren Bücher in hohen, gefährlich windschiefen Türmen aufgestapelt. Zwei große Bogenfenster führten hinaus auf den Hudson River. Auf dem verblichenen Perserteppich standen viktorianische Polsterstühle, und auf Dr. Frocks Schreibtisch lagen mehrere Exemplare seines Buchs
Die fraktale Evolution.
    Daneben sah Margo ein großes Stück grauen Sandsteins, auf dessen Oberfläche sich eine tiefe Einbuchtung befand, die an einer Seite seltsam länglich ausfranste. Auf der anderen Seite der Einbuchtung befanden sich drei weitere große Kerben. Frock behauptete, dies sei der fossile Fußabdruck einer der Wissenschaft bisher unbekannten Kreatur: Der einzige greifbare Beweis, der seine Theorie von einer Evolution auf Abwegen untermauerte. Die Meinungen anderer Wissenschaftler über den Stein gingen weit auseinander: Manche glaubten, daß es sich dabei nicht um eine Versteinerung handelte und nannten ihn »Frocks Hirngespinst«. Die meisten von ihnen hatten ihn allerdings noch nie mit eigenen Augen gesehen.
    »Tun Sie das Zeug da irgendwohin und setzen Sie sich«, sagte Frock und fuhr mit seinem Rollstuhl an seinen Lieblingsplatz vor einem der Bogenfenster. »Einen Sherry? Nein, natürlich, Sie trinken ja nie einen. Wie dumm von mir, daß ich das vergessen habe.«
    Auf dem Stuhl lagen mehrere alte Exemplare der Zeitschrift
Nature
und das getippte Manuskript eines noch nicht ganz fertigen Artikels mit dem Titel
Stammesgeschichtliche Transformationen des Tertiären Hirschgeweihfarns.
Margo legte alles auf einen Tisch in der Nähe und fragte sich, während sie Platz nahm, ob Dr. Frock ihr gegenüber wohl den Tod der beiden kleinen Jungen erwähnen würde.
    Frock sah sie einen Augenblick lang nachdenklich an. Dann zwinkerte er und seufzte: »Nun, Miß Green«, sagte er, »wollen wir anfangen?«
    Etwas enttäuscht schlug Margo ihr Notizbuch auf. Einen Moment lang überflog sie ihre Aufzeichnungen, bevor sie Frock ihre Analyse der Pflanzenspezifikation der Kiribitu vortrug und erklärte, wie sie diese im nächsten Kapitel ihrer Dissertation verwenden wollte. Während sie sprach, sank Dr. Frocks Kopf langsam mit geschlossenen Augen auf seine Brust. Ein Fremder hätte vielleicht vermutet, Frock sei eingeschlafen, aber Margo wußte, daß er mit höchster Konzentration zuhörte.
    Als sie fertig war, hob Frock langsam wieder den Kopf. »Eine Klassifikation von Heilpflanzen nach ihrem Gebrauch und nicht nach ihrer äußeren Erscheinung«, murmelte er schließlich. »Interessant. Dieser Artikel erinnert mich an ein Erlebnis, das ich einmal bei dem Stamm der Ki in Bechuanaland hatte.« Margo wartete geduldig auf die Erzählung, die mit Sicherheit folgen würde.
    »Die Ki verwendeten, wie Sie ja sicher wissen« – Frock nahm immer an, daß seine Zuhörer über das, wovon er sprach, ebensogut Bescheid wußten wie er selbst – »zeitweilig die Rinde eines bestimmten Busches als eine Arznei gegen Kopfschmerzen. Charrière, der diesen Stamm 1869 erforschte, verzeichnete den Gebrauch dieses Busches in seinen Tagebüchern. Als ich ein Dreivierteljahrhundert später zu den Ki kam, verwendeten sie dieses Mittel nicht mehr. Sie glaubten, daß Kopfweh durch Zauberei geheilt werde.« Frock rutschte in seinem Rollstuhl herum.
    »Die nun praktizierte Heilmethode war, daß die Familie des unter Kopfschmerzen leidenden Menschen den Zauberer suchte, um ihn zu töten. Daraufhin mußte natürlich die Familie des Zauberers wiederum dessen Tod rächen. Meistens zogen sie sofort los und brachten den Menschen mit den Kopfschmerzen um. Sie können sich ja sicherlich vorstellen, was mit der Zeit geschah.«
    »Was?« fragte Margo und nahm an, daß Frock ihr schon noch erklären würde, was das alles mit ihrer Dissertation zu tun hatte.
    »Nun«, sagte Frock und breitete die Arme aus, »ein medizinisches Wunder natürlich. Es gab bald keine Menschen mit Kopfschmerzen mehr.«
    Er lachte so sehr, daß sein weitgeschnittenes Hemd Wellen schlug. Auch Margo lachte, und ihr fiel auf, daß sie das das erstemal an diesem Tag tat.
    »Soviel zur primitiven Medizin«, sagte Frock ein wenig wehmütig. »Damals machte die Feldforschung noch Spaß.« Er hielt einen Moment inne. »In der neuen Aberglaube-Ausstellung wird es eine ganze Abteilung über den Ki-Stamm geben«, fuhr er fort. »Natürlich wird alles für das Massenpublikum furchtbar überzogen dargestellt werden. Wright hat sich für diese

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