Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
bläuliche Schatten hinauf an die hohe Decke. Der scharfe Geruch von geschmolzenem Stahl hing in der Luft. In der Rotunde herrschte eine beklemmende Stille. An der Sicherheitstür nahmen die Ärzte zwar immer noch Notamputationen vor, aber alle anderen Gäste der Eröffnungsparty waren mittlerweile wieder zu Hause oder wurden in den umliegenden Krankenhäusern behandelt. Schließlich war es der Polizei sogar gelungen, die Journalisten hinter die Absperrungen zu drängen. Notarzt- und Krankenwagen standen in den Seitenstraßen neben dem Museum noch immer in Bereitschaft.
Der Commander des Sondereinsatzkommandos kam auf Coffey zu und rückte sich den Munitionsgurt über seiner schwarzen Uniform zurecht. »Wir sind soweit«, sagte er.
Coffey nickte. »Wie wollen Sie es machen?«
Der Commander schob ein paar Nottelefone zur Seite und breitete einen Plan aus.
»Unser Verbindungsmann, der hier in der Station bleibt und die genauen Gebäudepläne vor sich hat, wird uns über Funk dirigieren. Phase eins: Wir schlagen ein Loch in die Decke, und zwar hier. Von dort aus lassen wir uns in den vierten Stock hinunter. Laut Unterlagen über das Sicherheitssystem müßte sich diese Tür hier aufsprengen lassen.
Damit kommen wir in die nächste Zelle. Dort gehen wir in diesen Lagerraum hier im dritten Stock, der sich genau über der Halle des Himmels befindet. In deren Decke gibt es eine Falltür, durch die normalerweise der Kronleuchter gewartet und gereinigt wird. Von dort aus lassen wir unsere Männer hinunter und ziehen die Verletzten im Rettungsgeschirr nach oben. In Phase zwei retten wir den Bürgermeister und die Gruppe, die bei ihm ist, aus dem unteren Keller. In Phase drei begeben wir uns dann auf die Suche nach anderen Leuten, die sich möglicherweise noch anderswo in Zelle zwei aufhalten. Dazu zählen die Besatzung des Computerraums und der Sicherheitszentrale. Der Museumsdirektor, Ian Cuthbert und eine bisher noch nicht identifizierte Frau sollen in die oberen Stockwerke gegangen sein. Und haben Sie nicht auch noch Agenten in diesem Bereich? Diesen Mann aus dem New Orleanser Büro, zum Beispiel –«
»Um den kümmere ich mich selbst«, stieß Coffey rasch hervor.
»Wer hat diesen Plan ausgearbeitet?«
»Das waren wir, aber die Leute aus der Sicherheitszentrale haben uns dabei über Funk beraten. Allen kennt die Pläne der Zellen praktisch auswendig. Nun, jedenfalls werden wir –«
»Sie haben also den Plan gemacht. Und wer hat hier den Oberbefehl?«
»Sie, Sir. Aber bei einem akuten Notfall kann der Commander des Sondereinsatzkommandos –«
»Ich will, daß Sie dort hineingehen und dieses Scheißding zur Strecke bringen. Haben Sie das verstanden?«
»Sir, Sie wissen doch genau, daß unsere erste Priorität dem Schutz und der Rettung von Menschenleben gilt. Erst wenn wir die Leute da rausgebracht haben, können wir –«
»Wollen Sie mich verarschen, oder was? Sie sprechen hier mit einem der höchstdekorierten Agenten im ganzen FBI . Wenn wir dieses Ding da drinnen töten, sind alle unsere Probleme mit einem Schlag gelöst. Oder sehen Sie das etwa anders? In einer Ausnahmesituation wie dieser ist kreatives Denken gefragt.«
»Wenn man bei einer Geiselnahme dem Täter seine Geiseln wegnimmt, kann er keine Forderungen mehr stellen und –«
»Haben Sie eigentlich während der Einsatzbesprechung vorher geschlafen, oder was? Wir haben es hier mit einer gefährlichen Bestie zu tun, mit einem Tier, keinem Verbrecher.«
»Aber die Verletzten –«
»Dann lassen Sie halt in Gottes Namen von ein paar Ihrer Leute die verdammten Verletzten hinausschaffen. Aber der Rest Ihrer Gruppe geht los und bringt dieses Vieh zur Strecke. Erst dann sammeln Sie in aller Ruhe die versprengten Leute ein. Das ist ein Befehl.«
»Ich verstehe, Sir. Aber ich würde trotzdem vorschlagen –«
»Ihre Vorschläge interessieren mich einen feuchten Dreck. Gehen Sie hinein, so wie Sie es geplant haben, aber machen Sie Ihre Arbeit dann auch richtig. Knallen Sie das Scheißvieh ab!«
Der Leiter des Einsatzkommandos sah Coffey erstaunt an. »Sind Sie sich denn wirklich so sicher, daß es sich um ein Tier handelt?«
Coffey zögerte. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich weiß zwar nicht allzuviel darüber, aber es hat bereits einige Menschen auf dem Gewissen.«
Der Mann im schwarzen Overall sah Coffey einen Augenblick lang an.
»Ja«, sagte er schließlich. »Was immer es auch sein mag, wir sind jedenfalls mit genügend Feuerkraft
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