Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
ausgerüstet, um ein ganzes Löwenrudel in winzige Stückchen zu schießen.«
»Die werden Sie auch brauchen. Finden Sie das Ding, und bringen Sie es um die Ecke.«
Pendergast und Margo blickten den engen Schacht hinunter zum unteren Keller. Im Licht von Pendergasts Taschenlampe floß schwarzglänzendes, von Ölschlieren bedecktes Wasser unter ihnen vorbei.
»Der Wasserspiegel steigt«, sagte Pendergast. Dann wandte er sich an Margo. »Sind Sie sicher, daß das Wesen diesen Schacht heraufklettern kann?« fragte er.
»Fast hundertprozentig«, antwortete Margo. »Es ist äußerst beweglich.«
Pendergast trat einen Schritt zurück und versuchte noch einmal, D’Agosta per Funk zu erreichen. »Da muß irgendwas passiert sein. Der Lieutenant hat sich seit einer Viertelstunde nicht mehr gemeldet. Beim letzten Mal stand er noch vor dieser verschlossenen Tür.« Pendergast blickte hinunter in den unteren Keller. »Wie wollen Sie denn bei all dem Wasser eine Spur legen?« fragte er Margo.
»Sie glauben doch, daß die Gruppe vor einiger Zeit da unten vorbeigegangen ist, oder?« wollte Margo von ihm wissen.
Pendergast nickte. »Das letzte Mal, als ich mit ihm sprach, sagte mir D’Agosta, daß sich die Gruppe zwischen der ersten und der zweiten Abzweigung befand. Mal angenommen, daß sie nicht wieder zurückgegangen ist, müßte sie diesen Punkt hier längst passiert haben.«
»Ich sehe das so«, sagte Margo. »Wo die Gruppe ist, da wird das Wesen nicht weit sein. Wenn wir also hier ein paar Fasern ins Wasser fallen lassen, wird sie die Strömung bis hin zu der Kreatur tragen.«
»Aber damit nehmen Sie gleichzeitig an, daß das Wesen intelligent genug ist, um zu erkennen, daß die Strömung ihm die Fasern zugetragen hat. Es könnte ihnen ja auch bloß hinterherlaufen und versuchen, sie aus dem Wasser zu fischen.«
»Ich halte es für schlau genug«, sagte Frock. »Sie dürfen sich dieses Wesen nicht einfach wie ein
Tier
vorstellen. Möglicherweise ist es fast so intelligent wie wir.«
Mit Frocks Einstecktuch nahm Pendergast vorsichtig ein paar Fasern aus dem Bündel und verteilte sie auf dem Boden vor dem Schacht. Danach warf er eine Handvoll davon hinunter ins strömende Wasser.
»Nicht zu viele!« warnte Frock.
Pendergast blickte Margo an. »Ein paar noch vielleicht, um eine wirklich gute Spur zu legen, dann ziehen wir das Bündel zurück in die Sicherheitszone und warten, bis die Kreatur in die Falle geht.« Nachdem er noch ein paar Fasern um den Schacht herum verteilt hatte, schnürte er das Bündel wieder zu.
»Bei der starken Strömung dürfte es höchstens ein paar Minuten dauern, bis die Fasern bei dem Wesen angelangt sind«, sagte Pendergast. »Wie schnell, glauben Sie, wird es reagieren?«
»Wenn das Extrapolationsprogramm recht hat«, sagte Frock, »dann ist die Kreatur in der Lage, sich außerordentlich schnell zu bewegen. Ich schätze fünfzig Kilometer in der Stunde, möglicherweise sogar mehr, wenn sie von etwas so Mächtigem wie ihrer Gier nach den Fasern getrieben wird. Allerdings dürfte sie in den Stollen da unten nicht ihre volle Geschwindigkeit entwickeln können – außerdem sind die Spuren, die wir gelegt haben, ja nicht allzu stark, also wird sie ab und zu stehen bleiben und die Witterung neu aufnehmen müssen. Aber ich glaube nicht, daß sie das allzulange aufhalten wird. Gott sei Dank ist ja die Sicherheitszone nicht weit von hier.«
»Verstehe«, sagte Pendergast. »Alles in allem nicht sonderlich beruhigend. Aber was soll’s?
Wer kämpfen will, der kämpfe jetzt, denn nun ist die richtige Zeit dafür
.«
»Ah«, sagte Frock und nickte. »Alcaeus.«
Pendergast schüttelte den Kopf. »Nein, Doktor. Anacreon. Gehen wir?«
54
S mithback richtete die Taschenlampe nach vorn, aber ihr Strahl schien die Dunkelheit kaum durchdringen zu können. D’Agosta ging, den Revolver in der Hand, ein paar Schritte vor ihm her. Das niedrige Gewölbe des Stollens schien kein Ende zu nehmen, und dunkles Wasser floß an ihnen vorbei in die Dunkelheit. Entweder führte der Stollen immer noch nach unten, oder der Wasserspiegel war weiter angestiegen, dachte Smithback, der die Strömung jetzt schon an seinen Oberschenkeln spürte.
Er drehte sich zu D’Agosta um, dessen derbes, grimmig dreinblickendes Gesicht noch immer von Baileys Blut verschmiert war.
»Ich kann nicht mehr weiter«, beklagte sich jemand von hinten, und gleich darauf konnte Smithback die Stimme des Bürgermeisters hören – es
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