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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Oberhalb des Pfahls wurden die Schatten großer Wolfsköpfe und grausam gebogener Vogelschnäbel rötlichgrau an die schwarze Decke geworfen. Obwohl Margo sicher war, daß sie sich in einer Sackgasse befand, ging sie zögernd auf den Totempfahl zu. Dann bemerkte sie vor sich auf der linken Seite eine kleine Öffnung, die in eine weitere Nische führte. Margo ging langsam und so leise wie möglich darauf zu. Jeder Gedanke daran, noch einmal nach Moriarty zu rufen, war längst verflogen.
Gott sei dank bin ich hier nicht in der Nähe des alten Kellers,
dachte sie.
    In der Nische befand sich eine Sammlung von Fetischen. Manche waren einfache, in Tierform behauene Steine, aber die meisten waren Monstren, die die dunkle Seite des menschlichen Aberglaubens darstellten. Ein weiterer Durchgang brachte Margo in einen langen, schmalen Raum, der mit dickem, schwarzem Filz ausgeschlagen war. Von irgendwoher kam indirektes, schwachblaues Licht. Die Decke war so niedrig, daß sie sich knapp über Margos Kopf befand.
Smithback müßte hier wohl auf Händen und Knien durchkriechen,
dachte sie.
    Der schmale Raum weitete sich zu einem achteckigen, hohen Gewölbe. Die Decke war wie ein altes, bleiverglastes Kirchenfenster gestaltet und zeigte mittelalterliche Höllenszenen, die den Raum in fleckiges, farbiges Licht tauchten. An den Wänden befanden sich mehrere Fenster.
    Margo trat an das nächstgelegene heran und blickte hinab auf ein Maya-Grab. In der Mitte lag ein mit einer dicken Staubschicht bedecktes Skelett, darum herum waren verschiedene Gegenstände verteilt. Auf den Rippen des Skeletts lag ein goldener Brustharnisch, und an seinen Knochenfingern steckten goldene Ringe. Um den Schädel waren im Halbkreis bemalte Tontöpfe angeordnet. Einer von ihnen enthielt als Opfergabe winzige, getrocknete Maiskolben.
    Durch das nächste Fenster war ein in Felle gewickeltes Mumienbündel der Eskimos zu sehen, und die darauffolgende Szene war noch gruseliger: In einem deckellosen Sarg im europäischen Stil lag eine Leiche, die stark verwest war und einen verrotteten Gehrock und eine Krawatte trug. Der Kopf lag auf der Seite, als wolle er sich Margo zuneigen und ihr ein Geheimnis verraten. Leere Augenhöhlen starrten zu ihr herüber, und der Mund war ein knöcherner Schmerzensschlund.
Großer Gott,
dachte Margo,
das könnte gut und gerne mein Urgroßvater sein.
Der sachliche Ton, in dem das Schild an dem Fenster die mit einem typischen amerikanischen Begräbnis des neunzehnten Jahrhunderts verbundenen Rituale beschrieb, schien nichts mit der visuellen Abscheulichkeit der Szene zu tun zu haben.
Es stimmt,
dachte Margo,
das Museum geht wirklich ein großes Risiko ein, indem es so krasse Dinge zeigt.
    Margo beschloß, sich einen Blick auf die weiteren Szenen zu ersparen, und betrat einen niedrigen Bogengang auf der anderen Seite des achteckigen Raumes. Bald teilte sich der Gang. Links war eine kleine Sackgasse, rechts führte ein langer, schmaler Gang in die Dunkelheit. Margo wollte diesen Weg nicht nehmen, zumindest noch nicht gleich. Also betrat sie die Sackgasse und blieb abrupt stehen. Dann ging sie auf einen der Schaukästen zu und betrachtete ihn genauer.
    Die kleine Galerie behandelte das Konzept des Bösen in seinen verschiedenen mythischen Formen. Es gab mehrere Bilder des mittelalterlichen Teufels, ebenso war Tornarsuk, der böse Geist der Eskimos, zu sehen. Was aber Margo am meisten fesselte, war ein verwitterter Steinaltar in der Mitte des Raumes. Auf diesem Altar stand, von einem gelblichen Strahler erleuchtet, eine kleine Figur, die so fein geschnitzt war, daß Margo fast der Atem stockte. Die Figur kauerte auf allen vieren und war fast gänzlich mit Schuppen überzogen. Und doch wirkte etwas an der Figur – die langen Unterarme, der Winkel, in dem sie den Kopf hielt – beunruhigend menschlich. Margo erschauderte.
Was muß das für eine Phantasie sein, die ein Wesen mit Schuppen
und
Haaren erschafft?
Ihr Blick fiel auf das Schild vor dem Altar.
    MBWUN . Diese geschnitzte Figur ist ein Abbild des wahnsinnigen Gottes Mbwun und wurde möglicherweise vom Kothoga-Stamm im oberen Amazonasbecken hergestellt. Dieser heidnische Gott, der auch als »Der auf allen vieren geht« bekannt ist, wird von den anderen eingeborenen Stämmen der Gegend sehr gefürchtet. Lokalen Mythen zufolge sollte der Kothoga-Stamm als einziger in der Lage sein, Mbwun so zu beschwören, daß er ihm zu Willen war und für ihn Zerstörungsangriffe gegen die

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