Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Kichern. »Ich habe Angst bekommen.«
»Wir haben ein paar Experten angeheuert, die für uns das Licht gesetzt und die Plazierung der Ausstellungsstücke übernommen haben. Dr. Cuthbert hat sogar den Mann unter Vertrag genommen, der das Verwunschene Mausoleum in Fantasy-world entworfen hat. Das wird als einsame Weltspitze angesehen, müssen Sie wissen.«
Schließlich glaubte Margo, wieder normal reden zu können. »George, irgend etwas war dort mit mir in der Ausstellung.« Ein Wachmann auf der anderen Seite der Halle hatte Margo bemerkt und kam auf sie zu.
»Was meinen Sie mit
irgend etwas?
«
»Genau das, was ich sage!« Auf einmal fühlte sie sich, als wäre sie wieder in der Ausstellung neben dieser schrecklichen Mbwun-Figur. Sie erinnerte sich an den bitteren Geschmack der Angst in ihrem Mund.
»Hey, hören Sie auf zu schreien!« sagte Moriarty. »Lassen Sie uns ins
Bones
gehen und in Ruhe über alles sprechen. Wir sollten beide ohnehin längst aus dem Museum sein. Ich habe genau gehört, was Sie sagen, aber ich verstehe nicht, was Sie damit meinen.«
Das
Bones,
wie es von praktisch allen Museumsleuten genannt wurde, hieß eigentlich
Blarney Stone Tavern.
Seine wenig beeindruckende Fassade stand geduckt zwischen zwei großen, verzierten Genossenschaftshäusern direkt gegenüber des südlichen Museumseingangs an der Zweiundsiebzigsten Straße. Anders als in den typischen Bars an der Upper West Side gab es im Blarney Stone noch keine Kaninchenpastete oder fünf verschiedene Mineralwasser, hier konnte man noch hausgemachten Hackbraten und einen Krug Bier für fünf Dollar bekommen.
Die Museumsleute nannten die Bar
The Bones,
weil Boylan, der Besitzer der Bar, eine erstaunliche Anzahl von Knochen an jede nur verfügbare freie Stelle gehängt oder genagelt hatte. An den Wänden hingen unzählige Oberschenkelknochen und Schienbeine in Reih und Glied, was den Eindruck von Matten aus dickem, weißem Bambus vermittelte. Mittelfußknochen, Schulterblätter und Kniescheiben bildeten bizarre Muster an der Decke. In jeder verfügbaren Nische steckten Schädel der unterschiedlichsten Säugetiere. Woher Boylan die Knochen hatte, war ein Geheimnis, auch wenn manche behaupteten, daß er sie sich nachts aus dem Museum holte.
»Die Leute bringen sie vorbei«, war alles, was Boylan sich jemals achselzuckend zu diesem Thema hatte entlocken lassen. Kein Wunder, daß die Bar der bevorzugte Treffpunkt für die Angestellten des Museums war.
Das
Bones
war gesteckt voll wie immer, so daß Moriarty und Margo sich mühsam durch eine dichtgedrängte Menge vor der Bar zwängen mußten, bis sie endlich einen freien Tisch fanden.
Margo sah sich um und entdeckte etliche Leute aus dem Museum, darunter auch Bill Smithback. Der Journalist saß an der Bar und war mit einer schlanken, blonden Frau in ein angeregtes Gespräch vertieft.
»Okay«, sagte Moriarty und erhob die Stimme über das Gemurmel der vielen Gäste. »Was wollten Sie mir vorhin am Telefon sagen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig mitbekommen habe.«
Margo atmete tief durch. »Ich bin hinunter in die Ausstellung gegangen, um Ihnen meine Arbeit zu geben. Es war dunkel. Und irgend etwas da drinnen hat mich verfolgt, hat mich richtiggehend
gejagt.«
»Sie sprechen schon wieder von
irgend etwas.
Was meinen Sie denn damit?«
Margo schüttelte ungeduldig den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht genau erklären. Da waren diese Geräusche wie – wie gedämpfte Schritte. Sie klangen so verstohlen, so behutsam, daß ich –« Sie wußte nicht mehr weiter und zuckte mit den Achseln. »Und dann war da auf einmal ein grauenvoller, widerwärtiger Geruch. Es war schrecklich.«
»Hören Sie, Margo –« begann Moriarty, hielt dann aber inne, weil die Kellnerin ihre Bestellung aufnehmen wollte. »Diese Ausstellung ist bewußt auf unheimlich gemacht«, fuhr er, nachdem die Kellnerin wieder gegangen war, fort. »Sie selbst haben mir doch gesagt, daß Frock und andere sie für viel zu effekthascherisch halten. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was in Ihnen vorgegangen sein muß, als Sie da drinnen ganz allein durch die Dunkelheit irrten –«
»Mit anderen Worten: Ich habe mir das alles nur eingebildet«, sagte Margo und lachte freudlos auf. »Sie wissen ja gar nicht, wie gerne ich das glauben würde.«
Die Getränke wurden serviert, ein Light-Bier für Margo und ein Guinness mit cremigem Schaum für Moriarty. Der Kurator nahm prüfend einen Schluck. »Diese Morde und all
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