Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
helfe, aber der Extrapolator ist momentan noch nicht in der Form, um von irgend jemand Außenstehendem benutzt zu werden. Bis ich nicht die letzten Fehler ausgemerzt habe, kann ich keine Garantie für die Ergebnisse übernehmen.«
Margo hatte auf einmal ein ganz heißes Gesicht. »Von
Außenstehenden?
«
»Entschuldigung, das war vielleicht nicht die richtige Wortwahl. Aber Sie wissen schon, was ich meine. Außerdem bin ich gerade furchtbar unter Druck, und dieses Verbot, sich noch nach fünf Uhr im Museum aufzuhalten, kommt mir bei meiner Arbeit auch nicht gerade besonders entgegen. Wissen Sie, was?
Warum melden Sie sich nicht in einer oder zwei Wochen wieder bei mir? Okay? Dann können wir uns in Ruhe noch einmal über die Sache unterhalten.«
Kawakita legte auf.
Margo erhob sich, nahm ihre Jacke und ihre Handtasche und ging hinaus in den Gang, um ihre ausgedruckten Seiten abzuholen. Ihr war klar, daß Kawakita die Sache bis ins unendliche hinauszögern würde. Zum Teufel mit ihm. Bevor sie nach Hause ging, würde sie Moriarty suchen und ihm ihre Arbeit geben. Vielleicht würde sie ja dadurch wenigstens eine kompetente Führung durch die Ausstellung erhalten. Dann könnte sie sich vielleicht selber ein Bild davon machen, ob all der Zirkus, der darum veranstaltet wurde, gerechtfertigt war.
Ein paar Minuten später ging Margo langsam durch die verlassene Selous Memorial Hall. Zwei Wärter standen am Eingang, und der Mann im Informationszentrum packte Bücher weg und rückte die Verkaufswaren für den nächsten Tag zurecht.
Wenn überhaupt jemand kommt, der etwas kauft,
dachte Margo. Direkt unter der großen Bronzestatue von Selous standen drei Polizisten und unterhielten sich. Sie bemerkten Margo nicht.
Margo dachte wieder an das Gespräch, das sie am Vormittag mit Frock geführt hatte. Wenn es nicht gelang, den Mörder zu finden, wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, und dadurch würde womöglich ihre Dissertation noch weiter verzögert. Vielleicht wurde ja auch das ganze Museum geschlossen. Margo schüttelte den Kopf. Wenn das passierte, dann mußte sie ganz sicher nach Massachusetts, das stand fest.
Sie machte sich auf den Weg zur Walker Gallery, von der aus man durch den Hintereingang in die Aberglaube-Ausstellung gelangen konnte. Ärgerlicherweise waren die beiden großen Stahltüren geschlossen, und vor ihnen hing an zwei Messingpfosten eine rote Samtkordel. Ein Polizist stand bewegungslos vor der Tür.
»Kann ich Ihnen helfen, Miß?« fragte er. Auf seinem Namensschild stand F. BEAUREGARD .
»Ich muß mit George Moriarty sprechen«, antwortete Margo. »Ich glaube, er ist drinnen in der Ausstellung. Ich muß ihm etwas Wichtiges geben.« Sie wedelte mit dem Ausdruck vor dem Polizisten herum, den das nicht zu interessieren schien.
»Tut mir leid, Miß«, sagte er. »Es ist schon nach fünf. Sie dürften also gar nicht mehr hier sein. Und außerdem«, sagte er mit sanfter Stimme, »ist die Ausstellung bis zur Eröffnung für niemanden mehr zugänglich.«
»Aber –« Margo wollte erst protestieren, dann drehte sie sich um und ging seufzend zurück zur Großen Rotunde.
Hinter der nächsten Ecke blieb sie stehen. Am Ende des Ganges konnte sie die riesige, düstere Halle sehen. Officer Beauregard hinter ihr war außer Sicht, und so wandte sich Margo einem Impuls folgend nach links und trat durch einen kurzen Durchgang in einen weiteren, parallel zu dem ersten verlaufenden Gang. Vielleicht konnte sie Moriarty doch noch treffen.
Margo stieg eine breite Treppe hinauf und ging dann, nachdem sie sich sorgfältig umgesehen hatte, langsam durch eine Halle mit Gewölbedecke, in der unzählige Insekten ausgestellt waren. Danach wandte sie sich nach rechts und betrat eine Galerie, die auf Höhe des ersten Stocks um die ganze Halle des Lebens in den Ozeanen lief. Wie alle anderen Hallen im Museum wirkte auch sie unheimlich und verlassen.
Margo lief eine der beiden geschwungenen Treppen hinunter in die mit Granit ausgelegte Haupthalle. Mit langsamen Schritten ging sie an einer Gruppe von ausgestopften Walrössern und dem sorgfältig gearbeiteten Gipsmodell eines Unterwasserriffs vorbei. Solche Dioramen, die noch aus den dreißiger und vierziger Jahren stammten, machte heute niemand mehr – ihre Herstellung war viel zu teuer geworden.
Am anderen Ende der Halle war der Zugang zur Weisman Galerie, in der die größeren Sonderausstellungen untergebracht waren. In dieser Abfolge von Räumen wurde auch die
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