Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
raus, rede noch mal mit dem Knaben und erledige den Papierkrieg.«
»Wie heißen Sie?« fragte er, als er wieder draußen auf dem Gang war, den Mann, der die Geräusche gehört haben wollte. »Roger Thrumcap. Ich bin der Schichtleiter.«
»Okay«, sagte D’Agosta müde und notierte sich den Namen. »Sie saßen also in der Datenverarbeitung und haben irgendwelche Geräusche gehört.«
»Nein, Sir. Die Datenverarbeitung befindet sich ein Stockwerk weiter oben. Das hier ist der Computerraum. Wir kümmern uns um die Hardware und das Betriebssystem.«
»Gut, dann eben im Computerraum.« D’Agosta schrieb das auf. »Wann haben Sie die Geräusche gehört?«
»Ein paar Minuten nach zehn. Wir waren gerade mit den Sicherungen fertig.«
»Was haben Sie denn an den Sicherungen zu schaffen gehabt? Hatten Sie einen Kurzschluß?«
»Nein, Sir. Wenn ich Sicherung sage, dann meine die Sicherungskopien der Daten. Die überspielen wir in regelmäßigen Abständen auf Magnetbänder.«
»Ach so. Aber wie können Sie um zehn Uhr mit dieser Arbeit
fertig
sein, wo doch niemand vor zehn das Museum betreten darf?«
»Die Sicherungskopien können wir nicht während der Arbeitszeit anfertigen, Sir. Wir haben eine Spezialerlaubnis, daß wir um sechs Uhr früh anfangen dürfen.«
»Haben Sie ein Glück! Und wo haben Sie die Geräusche gehört?«
»Sie kamen aus dem Elektroraum.«
»Und der ist wo?«
»Die Tür links vom MP - 3 . Der MP - 3 ist der Computer, Sir.«
»Ich habe zwei Türen gesehen. Was befindet sich hinter der anderen?«
»Ach, das ist die Dunkelkammer. Deren Tür hat ein Magnetkartenschloß, da kann niemand hinein.«
D’Agosta warf dem Mann einen seltsamen Blick zu.
»In der Dunkelkammer sind die Festplatten, die 3390 er und ähnliche Dinge. Sie wissen schon, die Datenspeicher. Wir nennen den Raum die Dunkelkammer, weil alles dort drin automatisch und im Dunklen abläuft. Außer zu Wartungsarbeiten geht dort niemand hinein.« Er nickte stolz. »Wir haben hier nämlich eine Anlage, die völlig ohne Operator auskommt. Verglichen mit uns befindet sich die Computerabteilung des Polizeipräsidiums praktisch noch in der Steinzeit. Da müssen sogar die Magnetbänder immer noch von Hand eingelegt werden.«
D’Agosta sagte nichts und ging wieder in den Computerraum. »Die Geräusche kamen also von der Tür da hinten links. Die sehen wir uns einmal an.« Dann schickte er Thrumcap wieder hinaus und sagte: »Sorgen Sie dafür, daß niemand hier hereinkommt.«
Als D’Agosta die Tür zum Elektroraum öffnete, schlug ihm und den beiden Polizisten ein Geruch nach Kurzschluß und Ozon entgegen. D’Agosta tastete an der Wand nach einem Lichtschalter und knipste ihn an.
Ganz nach Vorschrift verschaffte er sich erst einmal einen Überblick über den Raum. Transformatoren. Kabel. Mehrere große Lüftungsgitter der Klimaanlage. Viel heiße Luft. Aber sonst nichts.
»Schauen Sie hinter diese Geräte da«, befahl D’Agosta.
Die beiden Polizisten spähten in jeden Winkel. Dann drehte sich einer von ihnen um und zuckte mit den Achseln.
»Okay«, sagte D’Agosta und ging wieder hinaus in den Computerraum. »Scheint sauber zu sein. Mr. Thrumcap?«
»Ja?« Der Schichtleiter streckte seinen Kopf zur Tür herein.
»Sie können den Leuten sagen, daß sie jetzt wieder hereinkommen können. Es sieht so aus, als wäre alles in Ordnung, aber wir lassen trotzdem für die nächsten sechsunddreißig Stunden einen Mann hier.« Er wandte sich an einen der Polizisten, die eben aus dem Elektroraum kamen. »Waters, Sie bleiben bis zum Ende Ihrer Schicht hier. Nur zur Sicherheit, verstanden? Ich schicke Ihnen dann eine Ablösung.«
Wenn noch ein paar von diesen Pennern etwas Verdächtiges hören oder sehen, habe ich bald keine Polizisten mehr.
»In Ordnung«, sagte Waters.
»Das ist eine gute Idee«, bedankte sich Thrumcap. »Dieser Raum ist nämlich das Herz des Museums, wissen Sie. Oder sagen wir besser: das Gehirn. Von hier aus werden alle Telefone, Datenbanken, das Netzwerk, die Drucker, die elektronische Post, die Energieversorgung und das Sicherheitssystem gesteuert –«
»Na Mahlzeit«, sagte D’Agosta und fragte sich, wie eine Sicherheitsabteilung, die nicht einmal eine genaue Blaupause des unteren Kellers hatte beibringen können, wohl mit einem komplizierten elektronischen System umgehen würde.
Die Angestellten gingen wieder zurück in den Raum und nahmen ihre Arbeitsplätze an den Terminals wieder ein. D’Agosta tupfte
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