Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Monographien zu blättern, die auf dem Arbeitstisch verstreut lagen. »Soviel ich weiß, braucht sie Ihre Hilfe.«
Kawakita kniff die Augen zusammen. »Sie hat mich gestern abend angerufen und gefragt, ob ich ein paar Daten für sie durch den Extrapolator laufen lassen könnte. Ich sagte ihr, daß er noch nicht richtig fertig sei.« Er zuckte mit den Achseln. »Technisch gesehen stimmt das auch. Ich kann für die hundertprozentige Genauigkeit seiner Korrelationen nicht garantieren. Außerdem habe ich momentan furchtbar viel zu tun, Bill. Ich habe einfach keine Zeit, jemand anderen durch das Programm zu geleiten.«
»Aber Margo ist nicht gerade eine wissenschaftliche Analphabetin, die man am Händchen führen muß«, entgegnete Smithback. »Sie betreibt selbst ziemlich anspruchsvolle genetische Forschungen. Sie sollten sie mal unten in ihrem Büro erleben.« Er schob die Monographien zur Seite und beugte sich über den Tisch. »Es würde nichts schaden, der Kleinen mal ein bißchen unter die Arme zu greifen«, sagte er. »Sie hat es im Augenblick nicht gerade leicht. Ihr Vater ist vor zwei Wochen gestorben, wußten Sie das?«
Kawakita sah erstaunt aus. »Wirklich? Haben Sie darüber mit ihr im Aufenthaltsraum gesprochen?«
Smithback nickte. »Sie hat mir nicht viel erzählt, aber es war wohl ziemlich schlimm für sie. Sie denkt sogar daran, die Arbeit am Museum aufzugeben.«
»Das wäre ein Fehler«, sagte Kawakita und runzelte die Stirn. Er wollte noch etwas sagen, brach dann aber abrupt ab, lehnte sich in seinen Stuhl zurück und bedachte Smithback mit einem langen, taxierenden Blick. »Das ist ja eine mächtig altruistische Geste von Ihnen, Bill.« Er schürzte die Lippen und nickte langsam. »William Smithback, der barmherzige Samariter. Ist das jetzt Ihr neues Image?«
»So bin ich nun einmal.«
»Bill Smithback, der Pfadfinder, der jeden Tag eine gute Tat tut«, fuhr Kawakita fort. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, das stimmt irgendwie nicht. Sie sind nicht wirklich hier heruntergekommen, um mit mir über Margo zu sprechen, nicht wahr?«
Smithback zögerte. »Nun, das war einer meiner Gründe«, gab er zu.
»Ich wußte es!« krähte Kawakita triumphierend. »Na los, raus damit!«
»Nun gut«, seufzte Smithback. »Passen Sie auf: Ich versuche, ein paar Informationen über die Whittlesey-Expedition zu bekommen.«
»Worüber?«
»Über die Expedition nach Südamerika, von der die Mbwun-Figur stammt. Sie wissen schon, eines der Schaustücke der neuen Ausstellung.«
Jetzt erst fiel bei Kawakita der Groschen. »Natürlich. Das ist die Expedition, von der Smith neulich im Herbarium gesprochen hat. Was ist mit ihr?«
»Nun, wir glauben, daß es eine Art Verbindung zwischen dieser Expedition und den Morden gibt.«
»Was?« fragte Kawakita ungläubig. »Jetzt sagen Sie bloß nicht, daß Sie jetzt auch schon mit diesem Quatsch vom Museumsmonster anfangen. Und wen meinen Sie mit
wir?
«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich auch nur eines von den Gerüchten glaube, okay?« entgegnete Smithback und wich so Kawakitas Frage aus. »Aber ich habe in letzter Zeit eine Menge seltsames Zeug gehört. Und Rickman ist ganz nervös, weil sich die Mbwun-Figur in der Ausstellung befindet. Außer diesem einen Stück kamen auch noch andere Sachen von dieser Expedition zurück – mehrere Kisten. Ich will wissen, was es mit denen auf sich hat.«
»Aber was habe ich mit alledem zu tun?« fragte Kawakita.
»Nichts. Aber Sie sind ein Assistenzkurator. Sie haben eine Zugangsberechtigung zum Museumscomputer. Sie könnten in der Datenbank Informationen über diese Kisten abrufen.«
»Ich möchte bezweifeln, daß ihr Inhalt überhaupt registriert ist«, sagte Kawakita. »Aber selbst wenn er das wäre, könnte ich in dieser Sache nichts für Sie tun.«
»Warum?« fragte Smithback.
Kawakita lachte. »Warten Sie einen Augenblick.« Er stand auf und ging ins Labor. Kurze Zeit später kam er mit einem Blatt Papier in der Hand zurück.
»Sie müssen irgendwie das zweite Gesicht haben«, sagte er und gab Smithback das Blatt. »Lesen Sie mal, was ich heute vormittag in meiner Post gefunden habe.«
An:
Alle Kuratoren und leitenden Angestellten
Von:
Lavinia Rickman
Zur Kenntnisnahme an:
Wright, Lewallen, Cuthbert, Lafore
Infolge der jüngsten unerfreulichen Vorfälle ist das Museum zur Zielscheibe der Medien und der Öffentlichkeit geworden. Dies möchte ich zum Anlaß nehmen, um die Richtlinien für den Umgang des Museums mit der
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