Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
ihre Arbeit über Schnittpunkte der Anasazi- und der Aztekenkultur nicht zu Ende führen. Am dringlichsten war die massenspektrografische Auswertung der Daten aus sechsundsechzig organischen Untersuchungen, die sie letzten Sommer in Utah vorgenommen hatte. Achtzehntausend Dollar würde das kosten, und sie brauchte die verdammten Daten nun mal, sonst konnte sie ihre Ergebnisse einmotten. Also musste sie das Geld lockermachen, so oder so, alles andere war zweitrangig.
    Es wurde Zeit. Sie zog die Tür hinter sich zu und stieg die schmale Treppe hinauf zum fünften, allgemein nur Plüschetage genannten Stock. Vor der Tür zu den Räumen des Ersten Vizepräsidenten zupfte sie das graue Kostüm zurecht (denn davon verstanden diese Typen am meisten: maßgeschneiderte Kleidung und gepflegtes Aussehen), setzte eine denkbar unverbindlich freundliche Miene auf und steckte den Kopf durch die Tür.
    Die Sekretärin war zum Lunch gegangen. Nora nahm allen Mut zusammen, durchquerte das Vorzimmer und blieb mit klopfendem Herzen vor der inneren Tür stehen. Sie
musste
das Geld bekommen, vorher ging sie hier nicht weg. Also zauberte sie ein hübsches Lächeln auf ihr Gesicht, gab sich einen Ruck und klopfte an. Der Trick bestand darin, höflich, aber bestimmt aufzutreten.
    »Herein!«, rief eine energische Stimme.
    Das Eckbüro lag voll im Licht der Morgensonne. Roger C. Brisbane III. saß an einem glänzenden Bauhaus-Schreibtisch. Nora wusste von Fotos, wie das Büro zu Zeiten des sagenumwobenen Dr. Frock ausgesehen hatte. Seinerzeit war es die typische Arbeitsstätte eines Museumskurators gewesen, staubig und unaufgeräumt, voll gestopft mit Fossilien, Büchern, viktorianischen Ohrensesseln, Massaispeeren und einem ausgestopften Dugong. Jetzt sah es hier wie im Wartezimmer eines Kieferchirurgen aus. Nur der Glaswürfel auf Brisbanes Schreibtisch, in dem, auf Samt gebettet, einige spektakuläre Edelsteine funkelten, erinnerte vage an die Atmosphäre eines Museums. Die Gerüchteküche des Museums meldete, dass Brisbane eigentlich vorgehabt hatte, Gemmologe zu werden, von seinem pragmatischen Vater aber genötigt worden war, Jura zu studieren. Hoffentlich stimmte das, denn dann konnte Nora vielleicht darauf hoffen, dass sein Herz insgeheim doch für die Wissenschaft schlug.
    Sie versuchte, ihr Lächeln möglichst aufrichtig wirken zu lassen. Brisbane sah sie aalglatt und selbstsicher an. Sein Gesicht war so verschlossen, weich und pinkfarben wie das Innere einer Muschel – tadellos rasiert, gecremt und von einer Wolke Eau de Cologne umweht. Sein welliges braunes Haar war ein wenig zu lang.
    »Dr. Kelly!«, Brisbane entblößte zwei von perfekter Orthodontrie zeugende Zahnreihen. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Nora ließ sich vorsichtig auf einer Konstruktion aus Chrom, Leder und Holz nieder, die wohl eine Art Sofa sein sollte, sich aber als ziemlich unpraktisch erwies, zumal sie bei jeder Gewichtsverlagerung jämmerlich quietschte.
    Der junge Vizepräsident lümmelte sich in den Schreibtischsessel und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Wie läuft’s denn so bei der täglichen Kleinarbeit?«
    »Sehr gut. Großartig. Es gibt eigentlich nur eine Kleinigkeit, über die ich mit Ihnen sprechen wollte.«
    »Sehr schön. Ich muss nämlich auch mit Ihnen sprechen.«
    »Mr. Brisbane«, sagte Nora rasch, »ich …«
    Brisbane unterbrach sie mit erhobener Hand. »Ich weiß, weshalb Sie hier sind, Nora. Sie brauchen Geld.«
    »Ja, das ist richtig.«
    Brisbane nickte verständnisvoll. »Mit dem eingefrorenen Budget können Sie Ihre Arbeit nicht zu Ende führen.«
    »Stimmt.« Sie war verdutzt, aber auf der Hut. »Es war ein enormer Erfolg, dass wir die Murchison Grant dazu bewegen konnten, uns die Untersuchungen im Anasazigebiet zu genehmigen. Aber ohne eine wirklich gute Serie von C-14-Daten kann ich meine Arbeit unmöglich abschließen. Gute Daten sind die Voraussetzung für alles andere.« Sie gab sich Mühe, einen kindlich-vertrauensvollen Tonfall zu treffen, der ihm signalisieren sollte, wie sehr alles von seinem Wohlwollen abhing.
    Brisbane nickte und wiegte sich mit halb geschlossenen Augen im Sessel vor und zurück. Sie wusste zwar nicht, wieso, aber irgendwie fühlte sie sich ermutigt. So viel Verständnis hatte sie gar nicht erwartet. Ihre Rechnung schien aufzugehen.
    »Über welchen Betrag sprechen wir?«, fragte Brisbane.
    »Für achtzehntausend Dollar könnte mir die Universität von Michigan die Daten aus allen

Weitere Kostenlose Bücher