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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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verengte sich, und schließlich ging es immer gedrängter über Hügel und an kleinen Felsen vorbei bergauf und bergab. Na gut, sie konnte sich nicht verirren, solange sie hin und wieder die Wolkenkratzer der Fifth Avenue durch die Zweige schimmern sah.
    Die Bäume standen dichter. Und dann sah sie die jungen Männer. Sie standen, die Hände in den Hosentaschen vergraben, müßig unter den Bäumen und schienen auf irgendetwas zu warten. Nur, worauf konnten sie hier schon warten? Nette junge Burschen, gut angezogen und mit einem ordentlichen Haarschnitt. Doreen verspürte nicht die geringste Angst,zumal das helle Licht des strahlenden Herbstmorgens einen sonnigen Tag verhieß.
    Nun wurde der Wald allerdings zunehmend dichter. Sie blieb stehen, nahm noch einmal den Stadtplan zur Hand und stellte verblüfft fest, dass die Gegend als »Labyrinth« eingezeichnet war. Der Name passte haargenau, sie war schon zweimal im Kreis gelaufen. Irgendwie beschlich sie der Verdacht, dass dieser Irrgarten mitten im dicht bewaldeten Gelände absichtlich so angelegt worden war, dass man sich verlaufen musste. Nun, Doreen Hollander war keine von denen, die sich leicht verlaufen. Schon gar nicht auf einem Waldpfad in einem Park mitten in der Großstadt. Schließlich war sie auf dem Land aufgewachsen und hatte stundenlang die Felder und Wälder im östlichen Oklahoma durchstreift. Zugegeben, der Spaziergang entwickelte sich allmählich zu einem Abenteuer, aber sie liebte kleine Abenteuer. Deshalb hatte sie ihren Mann ja zu dieser Reise nach New York überredet, sie wollte ein paar kleine Abenteuer erleben. Und so rang sie sich ein mutiges Lächeln ab.
    Aber dann wurde es ihr zu dumm: Sie war schon wieder im Kreis gelaufen. Also noch mal zum Plan greifen. Aber auf dem war das Labyrinth lediglich als großer grüner Fleck eingezeichnet. Sie sah sich unschlüssig um. Vielleicht konnte ihr einer der netten jungen Burschen weiterhelfen und den Weg zeigen.
    Der Wald war zwar immer dichter geworden, aber durch das Gewirr der Blätter konnte sie vage zwei Gestalten ausmachen. Sie ging auf die beiden zu. Was, um alles in der Welt, machten die hier? Noch ein paar Schritte, dann schob sie einen Ast zur Seite und guckte durch die Lücke. Aus dem Gucken wurde ein starrer Blick, und dann ergriff sie panisches Entsetzen.
    Sie prallte zurück, drehte sich hastig um und eilte beschleunigten Schritts zum Pfad zurück. Nun war ihr alles klar. Wie ekelhaft und abscheulich! Monets Wasserrosen waren vergessen, sie wollte nur noch so schnell wie möglich hier weg.
    Sie hatte es nicht glauben wollen, aber es stimmte wirklich. Genau wie sie’s neulich in dieser Fernsehsendung erzählt hatten. New York war das Sodom und Gomorrha der neuen Zeit. Sie legte noch einen Schritt zu, ihr Atem war ein stoßweises Hecheln geworden.
    Sie hörte die schnellen Schritte nicht, die hinter ihr herkamen, sie war arglos und rechnete nicht mit bösen Überraschungen. Als ihr die schwarze Kapuze über den Kopf gestülpt wurde und der feuchte Chloroformgestank in ihre Nasenlöcher drang, war die letzte Vision, die ihre Phantasie ihr vorgaukelte, die von einem verdrehten hohen Salzkegel und dem herben Geruch nach Rauch, der irgendwo in der Ferne aufstieg.

10
    Der allseits hoch geachtete Dr. Frederick Watson Collopy saß mit bedrückter Miene an seinem lederbezogenen Schreibtisch, einem wundervollen Stück Handwerksarbeit aus dem neunzehnten Jahrhundert, und ließ im Geiste einige seiner erlauchten Vorgänger Revue passieren. Sie waren Forscher und Wissenschaftler zugleich gewesen, und vor allem Visionäre, deren Namen man zu Recht in Bronze verewigt hatte: Byrd, Trockmorton, Andrews. Aber auch der glücklose Winston Wright fiel ihm ein – und dessen Nachfolgerin, Olivia Merriam, der ebenfalls nur eine kurze Amtszeit beschieden war.
    Collopy hielt sich viel darauf zugute, dass er dem Museum wieder den alten Glanz verliehen hatte. Und doch befiel ihn eine gewisse Melancholie, wenn er daran dachte, zu welchen Kompromissen er gezwungen gewesen war, um die Zukunft des Museum of Natural History zu sichern. Es schmerzte ihn, dass die wissenschaftliche Forschung prächtigen Galas und Aufsehen erregenden Ausstellungen zuliebe kürzer tretenmusste. Aber das war eben das Opfer, das ihm New York zum Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts abverlangte. Wer die Zeichen der Zeit nicht erkannte, hatte keine Chance zu überleben. Selbst seine berühmtesten Vorgänger waren nicht umhin gekommen,

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