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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Kansas verbracht, aber noch nie so ein Unwetter erlebt. Gewöhnlich waren die Stürme genauso schnell vorbei, wie sie gekommen waren. Aber dieser Orkan tobte seit Stunden und wurde immer wilder, der strömende Regen entwickelte sich allmählich zur Sintflut, und die Blitze zuckten, als wollten sie den Himmel spalten. Bevor das Radioprogramm zusammengebrochen war, hatte man vor einem Tornado der Stufe drei gewarnt, der sich auf Deeper zubewegte.
    Und dann war die Hölle losgebrochen, der Zivilschutz hatte versucht, die am schlimmsten betroffenen Regionen zu erreichen, aber weil der Highway blockiert war, war er nicht weit gekommen. Mit der Energieversorgung war es genauso. Normalerweise fiel hier und da vorübergehend der Strom aus, aber diesmal war es, als habe eine Riesenhand einen Stecker nach dem anderen herausgezogen, erst in Medicine Creek, dann in Hichkok, DePew, Ulysses, Johnson City, Lakin und schließlich auch in Deeper. Shurte hatte gerade noch mitbekommen, dass Garden City am anderen Ende der County offenbar am schlimmsten betroffen war. Trotzdem machte er sich Sorgen. Es war ein verdammt beschissenes Gefühl, in so einer lausigen Nacht nicht bei der Familie zu sein, sondern sich hier draußen herumzutreiben.
    Die abgeschirmte Propangaslampe warf einen schwachenLichtschein auf den Höhleneingang. Williams, der gegenüber von Shurte Posten bezogen hatte, sah aus wie ein Zombie: tief geduckt wegen des strömenden Regens. Statt der Augen schien er nur noch leere Höhlen zu haben. Das Einzige, was ihn als menschliches Geschöpf auswies, war die Glut der Zigarette, die in seinem Mundwinkel hing.
    Wieder zuckte ein Blitz auf, der grelle Lichtschein schien von einem Horizont zum anderen zu reichen. Für Sekunden war trotz des strömenden Regens sogar das alte Kraussche Haus in helles Licht getaucht.
    »Was meinst du, wie lange wir hier noch Wache schieben müssen?«, schrie Shurte zu Williams hinüber. »Ich bin bis auf die Haut durchgeweicht.«
    Williams ließ die Zigarette aus dem Mundwinkel rutschen, trat sie aus und zuckte die Achseln.
    Shurte starrte missmutig in das finstere Loch des Höhleneingangs, als der nächste Blitz am Himmel aufzuckte. Und plötzlich hätte er schwören können, trotz des heulenden Winds das Trommeln galoppierender Beine zu hören. Er trat einen Schritt vor und brachte die Flinte in Anschlag. Eine dunkle Gestalt jagte auf sie zu: ein riesiger Hund, an dessen Kettenhalsband ein Stück der Leine schleifte. Dem nächsten Blitz folgte unmittelbar ein gewaltiger Donnerschlag, und das war es wohl, was den Hund irritierte. Er blieb abrupt stehen, schnappte nach Luft und suchte offenbar mit wild rollenden Augen nach einem Fluchtweg. Shurte sah deutlich sein blutverschmiertes, durchnässtes Fell. »Heilige Scheiße!«, keuchte er.
    Der Hund suchte zitternd im Lichtkegel der Propangaslampe Zuflucht.
    »Verdammt!«, rief Williams. »Siehst du sein Maul? Der muss eine tüchtige Ladung Schrot abbekommen haben.«
    »Fang ihn ein!«, rief Shurte. »Versuch das Kettenhalsband zu erwischen!«
    Williams schlich sich geduckt an und langte langsam nachdem Halsband. Der Hund stand zitternd da und unternahm nicht den geringsten Versuch, Williams zu entkommen.
    »Ganz ruhig, Junge, ganz ruhig!«, redete Williams ihm zu. »Ja, du bist ein braver Hund!« Er sah sich suchend nach einer Stelle um, an der er den Leinenrest befestigen konnte. Das Einzige, was sich anbot, war die Angel der weit offen stehenden Stahltür. Er kraulte dem Hund sanft das Fell. Und im nächsten Augenblick fuhr das Tier wütend herum, riss Williams das Stück Leine aus der Hand und tauchte wie von Furien gejagt im Dunkel der Maisfelder unter.
    »Das Mistvieh hat mich gebissen!«, schrie Williams und hielt sich das Bein.
    Shurte war im Nu bei ihm und richtete die Stablampe auf Williams’ blutende Verletzung. »Oh Mann, Williams«, stöhnte er kopfschüttelnd, »ich frage mich wirklich, wie er mit einem halben Kiefer so kräftig zubeißen konnte.«

67
    Larssen beugte sich über Cole, der wimmernd auf dem Boden saß und sich vor und zurück wiegte. Knapp über dem Ellbogen ragte das zersplitterte Ende einer komplizierten Fraktur heraus, ein ziemlich hässlicher Anblick. Und dann fing auch noch Brast laut zu jammern an: »Oh Gott, ich sehe nichts mehr! Ich kann nichts mehr sehen!«
    »Halt die Klappe!«, fuhr Larssen ihn an. Die Zeit der Förmlichkeiten war vorbei, jetzt saßen sie alle in einem Boot und waren auf Gedeih oder Verderb

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