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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Mädchen überhaupt noch lebt?«
    Wie aufs Stichwort hörten sie auf einmal klar und deutlich eine Stimme. Und beide wussten sofort: So kann nur eine Stimme klingen, die laut und verzweifelt um Hilfe ruft.

70
    Larssen rannte immer noch wie ein Besessener. Brast hielt das Seil umklammert und brachte es tatsächlich fertig, keinen Meter zurückzubleiben, obwohl er, blind, wie er war, ständig an eine Felswand stieß oder über irgendeinen Stein stolperte. Die gellenden Schreie waren vor einigen Minuten verstummt, aber im Geiste hörte er Cole immer noch brüllen. Er wusste, dass diese Schreie bis ans Ende seiner Tage in seinemGehirn widerhallen würden, so wie er auch das scharfe Knacken nie vergessen würde, mit dem das Schattenwesen Coles Oberarmknochen ausgerissen hatte. Wer ihr Verfolger auch war, ein menschliches Herz konnte nicht in seiner Brust schlagen. Sie mussten es mit einem Monster zu tun haben.
    Natürlich, Monster und Schattenwesen waren Produkte der Phantasie. Aber er hatte eins gesehen – mit seinen eigenen Augen!
    Es war ihm längst egal geworden, wohin sie rannten, in welcher Höhle sie gerade waren und ob sie auf ihrem Weg je ins Freie gelangten. Er wollte nur noch weg, weit weg von diesem unheimlichen Wesen.
    Irgendwann kamen sie an einen Teich, dessen Wasser im rötlichen Schimmer von Larssens Nachtsichtgerät wie eine riesige Blutlache aussah. Ohne zu zögern, watete er in das eiskalte Wasser, das ihm, bevor es allmählich flacher wurde, bis an die nackte Brust reichte. Brast folgte ihm im wahrsten Sinn des Wortes blindlings. Am gegenüberliegenden Ufer hing die Höhlendecke gefährlich tief, er musste auf der Hut sein, nicht mit dem Gewehr irgendwo anzustoßen. Und Brast zuliebe machte er sich sogar die Mühe, ein paar scharfe, bis auf Augenhöhe herunterreichende Stalaktiten abzuschlagen. Das Problem war nur, dass die Decke sich immer tiefer neigte. Sooft er ein hässlich knirschendes Geräusch und gleich darauf einen wütenden Fluch hörte, wusste er, dass Brast sich wieder einmal den Schädel angeschrammt hatte.
    Zum Glück wurde die Decke nach einer Weile wieder allmählich höher und gab schließlich den Blick auf eine seltsame Höhlenkammer frei, deren zerklüftete Spalten in alle nur denkbaren Richtungen zu führen schienen. Während Larssen sich noch unschlüssig umsah, fing Brast hinter ihm ungeduldig zu drängeln an.
    »Sei mal leise!«, ermahnte ihn der Sheriff und lauschte ins Dunkel. Nein, er hörte keine platschenden Schritte, das Monster folgte ihnen nicht. Hatte es ihre Spur verloren undaufgegeben? Er warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Fast Mitternacht – mein Gott, waren sie tatsächlich schon so lange auf der Flucht vor ihrem Verfolger? »Hör mir zu«, flüsterte er Brast ins Ohr, »wir müssen uns irgendwo verstecken, bis jemand kommt und uns holt. Allein finden wir den Weg ins Freie nie und laufen womöglich genau dem Monster in die Arme.«
    Brast nickte. Sein Gesicht sah zerschunden aus, Blut rann ihm aufs Kinn. Seine Kleidung war völlig verschmutzt. Sein leerer, apathischer Blick zeugte von Hoffnungslosigkeit.
    Larssen suchte mit der auf seinen Helm montierten UV-Lampe die Umgebung ab. Eine in der Felswand klaffende Spalte kam ihm etwas breiter als die anderen vor. Sie lag zwar hoch über ihnen, sah aber so aus, als könne sich einer von ihnen darin verbergen, wenn sie Glück hatten, reichte der Platz für beide. »Hilf mir hoch!«, flüsterte er Brast zu. »Ich werd mich mal dort oben umsehen.«
    Brast geriet sofort wieder in Panik. »Bleib bei mir, lass mich nicht allein!«
    »Leise, verdammt noch mal! Ich bin gleich wieder da.«
    Brasts ungelenke Versuche, den Sheriff nach oben zu schieben, waren eher hinderlich, trotzdem hatte Larssen die Felsspalte bald erklommen. Er warf Brast das Seilende zu und hievte ihn hoch. Sie drangen – Larssen voran – tiefer in der Felsspalte vor. Der Boden war rau und von Steinen übersät, aber nach einigen Metern erreichten sie eine Stelle, die, wenn sie sich auf den Boden kauerten, genug Platz für sie beide bot. »Sehen wir nach, wohin die Höhle führt!«, flüsterte Larssen dem Trooper zu.
    Sie krochen auf allen vieren durchs Dunkel. Schon nach wenigen Metern endete der Felstunnel, der Boden brach steil nach unten ab. Larssen hob warnend die Hand. »Geh keinen Schritt weiter, bleib hier!«
    Er kroch vorsichtig bis an den Rand der Felskante und starrte nach unten. Der Grund der Schlucht lag so tief

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